Die Zahlen sind eindeutig: 50 Prozent der weltweiten Rohstoffe werden vom Bauwesen verbraucht, 36 Prozent des globalen Müllaufkommens ebenfalls – mit dem Effekt, dass alles, was wir als Menschheit bauen, 37 Prozent zu den gesamten CO2-Emissionen des Planeten beitragen.
Aufgrund dieser Daten argumentiert Stefan Breuer, Forscher am Studiengang für Architektur an der FH Kärnten, dass der Bausektor über den größten Hebel bei der Eindämmung des Klimawandels verfügt: „Der Klimawandel wird auf der Baustelle entschieden. Notwendig dafür ist es, mit dem Baubestand nachhaltiger umzugehen und viel mehr zu sanieren, als es bislang der Fall ist.“ Was das für das Bauwesen in Österreich bedeutet, lässt sich ebenfalls in Zahlen ausdrücken. Um die Klimaneutralität 2040 zu erreichen, müsste die Sanierungsquote von 1,3 Prozent auf drei Prozent mehr als verdoppelt werden. „Zur Erreichung dieses Zieles müssen Gesetze und Förderlandschaften entsprechend angepasst werden“, sagt Breuer.
Er beschäftigt sich an der FH seit vielen Jahren intensiv mit diesem großen Thema: „Die Einsparung von Rohstoffen, Bauschutt und Emissionen sind bei der Sanierung des Bestandes um ein Vielfaches höher als beim herkömmlichen Abriss und Neubau. Einsparung von Emissionen bedeutet auch Einsparung von Geld. Denn wenn Stadt, Land und Bund die Klimaziele nicht erreichen, sind hohe Strafzahlungen fällig. Billig Abreißen kommt danach sehr teuer.“
Weitere Punkte im nachhaltigen Umgang mit dem Bestand betreffen Leerstand, Unternutzung und Brachen. Man müsse wissen um welche Quantität und Qualität es sich dabei handelt und welche Potenziale mit einer Attraktivierung und Aktivierung freigesetzt werden können. Genau darum geht es im eben gestarteten Forschungsprojekt NUTOPIA Klagenfurt: Das übergeordnete Ziel lautet Wende zur klimaneutralen Stadt bis 2030, ein Beschluss, den Klagenfurt schon im Jahr 2021 gefasst hat. Das angespannte Budget der Stadt könnte davon profitieren. „Wenn im noch verborgenen Potenzial des Bestandes mehr Menschen wohnen und arbeiten können, muss außen keine grüne Wiese verbaut werden. Innerhalb der Stadt sind zudem schon alle Gebäude an Ver- und Entsorgungsnetze sowie Straßen angebunden, was öffentliche Gelder für Herstellung und Wartung schont. Letztlich geht es auch um einen attraktiven, nachhaltigen und zukunftsfähigen Lebensraum für alle Bewohner“, sagt Breuer.
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