Nachwehen der Pandemie, Inflation, Erhöhung der Mehrwertsteuer und Personalengpässe – das heimische Gastronomiegewerbe hat aktuell mit unterschiedlichen Herausforderungen zu kämpfen. Das hat im vergangenen Jahr auch zu Bewegungen in der Szene geführt – viele Lokale in und rund um die Kärntner Landeshauptstadt sperrten zu, andere feierten die Eröffnung und wiederum andere kämpfen sich durch.

Das Landgasthaus „Stopper“ im Norden von Klagenfurt, eine Institution der Szene, sperrte beispielsweise Anfang des Jahres zu. Der Pachtvertrag wurde aufgelöst. Noch heute ist man auf der Suche nach einem neuen Betreiber. Auch vor dem Kulinarium „Das Hobisch“, das direkt gegenüber beheimatet ist, steht man nach einem Konkurs vor geschlossenen Türen. Erst im November des Vorjahres wurde das Restaurant „Cotidiano“ am Klagenfurter Heuplatz feierlich eröffnet. Mit Ende des Jahres kehrt die Franchisekette der Kärntner Landeshauptstadt den Rücken.

Plötzliches Ende für die Bettler-Klause

Ein Kult-Lokal gab Anfang August das Ende bekannt: Drei Jahre lang verwöhnten Judit und Krisztián Orbán in der Bettler-Klause in Grafenstein ihre Gäste kulinarisch. Dann das plötzliche Ende.

Im März sperrte das beliebte Frühstückslokal „Cafe Del Sol“ an der Klagenfurter Stadtgrenze zu. Für die Immobilie wurde in weiterer Folge ein neuer Eigentümer gefunden, die Holding von Fallidu-Inhaber Hu Weijiangein hat diese erworben. Sie will dort ein „Korean Grill & BBQ“ eröffnen.

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Das „Cafe Del Sol“ in Klagenfurt wurde im März geschlossen © Sonstiges

Mit Peter Herritsch verließ eine legendäre Gastro-Größe den Wörthersee. Nach 36 Jahren in der Gastronomie übergab er das Zepter seines Restaurants „Aqua“ in Velden, das der Szene-Wirt vor 21 Jahren in bester Lage am Seecorso eröffnete, in die Hände von Mickey Lelas und Patricia Kulnik. Der 60-jährige Herritsch genießt seinen neuen Lebensabschnitt. Fast zwei Jahrzehnte trug das Hotel-Restaurant Weidenhof die Handschrift von Erika und Hans Mair. Im August hat das Ehepaar sein Lebenswerk übergeben.

Ein anderer Wirt sorgte in diesem Jahr ebenfalls für jede Menge Gesprächsstoff: Franz Huditz. Anfang März gab er seinen Abschied von der Wörthersee-Schifffahrt bekannt und übernahm als Pächter den „Felsenkeller“. Im September gab er dem Restaurant im Wifi eine zweite Chance, nachdem dieses im Feber unter alter Führung Konkurs anmelden musste. Erst im November wurde bekannt, dass Unternehmer Thomas Seitlinger für das Kropitschbad in Krumpendorf Huditz als Pächter gewinnen konnte, nachdem sich Familie Wieser aus der Branche verabschiedete.

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Das Jahr der Veränderungen für Franz Huditz © Markus Traussnig

Im Mai übernahm Spitzenkoch Hubert Wallner, gemeinsam mit Sommelier Klaus M. Dolleschal, das Restaurant „Aenea“ am Wörthersee und machte daraus das „Bistro Seensucht“. Es ist damit sein viertes Restaurant in bester Lage.

Über ein Jahr suchte Charly Rieser einen Käufer für sein Restaurant „Salud“ in Klagenfurt – im Juni wurde er fündig. Die Übernahme an „Le Burger“–Franchisenehmer Herbert Biber erfolgte still und heimlich. Fast sechs Jahre stand das Restaurant am Klagenfurter Hauptbahnhof leer. Jetzt beginnt für das Lokal mit Pächter Mario Murtezani eine neue Ära. Über ein Jahr lag auch das Lokal im Klagenfurter Konzerthaus im Dornröschenschlaf. Nach einer Sanierung übernahm Martin Widrich das „Intermezzo“.

Schwere Zeiten hat das Restaurant „Lendring“ in diesem Jahr hinter sich. Mit Schulden in Höhe von einer halben Million Euro mussten die Betreiber Konkurs anmelden. Sie legten aber einen Sanierungsplan vor und starteten vor wenigen Wochen mit neuem Konzept neu durch. Ähnlich erging es Joe Radinger vom Restaurant „Joe´s Restaurant im Weißen Ross“ – Konkurs und Neustart. Auch der „Kirchenwirt“ in der Völkermarkter Straße 284 wurde ein Fall für das Konkursgericht – und das binnen kurzer Zeit zum zweiten Mal. Mittlerweile hat mit Harald Schützer ein ehemaliger Mitarbeiter das Gasthaus übernommen.

Kirchenwirt Völkermarkter Straße Klagenfurt
Harald Schützer übernahm den Kirchenwirt © Weichselbraun Helmuth

Zahlreiche Neueröffnungen

Das Restaurant beim Moosburger Golfplatz heißt seit April „Kredenzerei“. Melanie Wassermann und Igor Vasiljevic stehen hinter dem Konzept. Nachdem das bekannte Burger-Lokal „Burger Boutique“ Ende letzten Jahres seine Pforten in der Lidmanskygasse geschlossen hat, startete es im April im Uni-Viertel durch. Auch die „Kyo Kitchen & Bar“ ist auf Expansionskurs. In der ehemaligen Fleischerei Rotter am Benediktinermarkt bietet Zhao Dong Jing Asia-Küche seit Mai auch zum Mitnehmen an.

Aus dem ehemaligen „Picadilly“ in Krumpendorf wurde das „Pauls“. Daniela und Constantin Thaler führen es als Frühstückscafé, im Laufe des Tages verwandelt sich das Lokal zur Bar. Philipp Titze und Georg Kohlweiss erfüllten sich den Traum des eigenen Restaurants und verwöhnen seit Juni im „Zweierlei“ am Domplatz ihre Gäste kulinarisch. Seit Anfang August kann man sich bei „KFC“ in der Kramergasse Hühnchenspezialitäten einverleiben.

Fast vier Jahre lang stand das Gasthaus Vrabec am Klagenfurter Lendkanal leer. Jetzt haucht Strahinja Basic dem Lokal neues Leben ein. Im Café Tiger von Alexander Nommensen und Anita Pratter in der Burggasse 7 kommen vor allem Frühstücksfreunde voll auf ihre Kosten. Vor Kurzem erfüllte sich auch der gebürtige Afghane Safi, der 2016 als Asylant nach Kärnten kam, seinen Traum und eröffnete sein Restaurant „CiniIn“ am Kardinalplatz.