Erstmals seit Bekanntwerden der Kündigungswelle beim Kleinmotorenhersteller ATB Spielberg hat am Mittwoch (7. Oktober) eine der Spitzen der Bundespolitik das Murtaler Werk besucht: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner nahm am Vormittag als Gastrednerin an einer Betriebsversammlung teil. Anschließend ging sie in einer Pressekonferenz auf die politischen Schlüsse ein, die sie aus der ATB-Krise ziehe. 

Rendi-Wagner forderte dabei erneut eine Überarbeitung des Insolvenzrechts. Wie berichtet befindet sich die ATB in einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, verlagert aber die Produktion in ein Werk nach Polen. Die Parteichefin sieht darin "das Ausnützen von Schlupflöchern" und will diese so schnell wie möglich schließen. Bereits bei der letzten Nationalratssitzung wurde diesbezüglich ein Antrag der SPÖ eingebracht. Zudem sollen laut Rendi-Wagner öffentliche Förderungen und Staatshilfen an eine Standortgarantie gebunden werden. Die ATB hatte heuer etwa die Corona-Kurzarbeit in Anspruch genommen. 

Thema bei der Pressekonferenz war aber auch die in Planung befindliche Arbeitsstiftung für die ATB (die Kleine Zeitung berichtete exklusiv). Diese soll am 1. Dezember starten und den Gekündigten zusätzlich zum Arbeitslosengeld Unterstützung für Weiterbildungen und Umschulungen bieten. Jene Mitarbeiter, deren Kündigungen bereits Ende Oktober wirksam werden, können nach einem Monat gleich wie ihre Kollegen in die Stiftung aufgenommen werden.

Rendi-Wagner im ATB-Werk
Rendi-Wagner im ATB-Werk © Prinz

Für weitere Spannungen zwischen Belegschaft und Unternehmensleitung sorgen indes die kürzlich ausgezahlten Septemberlöhne und -gehälter. Diese seien laut Arbeiterbetriebsratschef Michael Leitner bei vielen Mitarbeitern um 100 bis 800 Euro niedriger ausgefallen als erwartet. Das Unternehmen begründet das damit, dass nach der Insolvenzanmeldung im Juli keine regulären Abrechnungen möglich gewesen seien, sondern nur geschätzte Beträge ausgezahlt wurden, die nun korrigiert werden. Außerdem würden ob der schon jetzt zurückgefahrenen Produktion Zuschläge wegfallen.