Die im Zusammenhang mit der Inseraten-Korruptionsaffäre rund um die ÖVP und Alt-Kanzler Sebastian Kurz festgenommene Meinungsforscherin Sabine Beinschab soll den Kronzeugenstatus beantragt haben. Das geht aus einem Anlassbericht des Bundesamtes für Korruptionsbekämpfung hervor, der dem ORF vorliegt. Vor den Ermittlern zeigte sich Beinschab geständig.

Wörtlich heißt es in einem von Beinschab unterzeichneten Protokoll, das "Falter"-Chefredateur Florian Klenk öffentlich machte: "Ich bin nunmehr bereit, freiwillig mein Wissen über Tatsachen und/oder Beweismittel zu offenbaren, deren Kenntnis wesentlich dazu beitragen, kann, die umfassende Aufklärung (...) der Straftaten über meinen eigenen Tatbeitrag hinaus zu fördern oder eine Person auszuforschen, die an einer solchen Verabredung führend teilgenommen hat oder in einer solchen Vereinigung oder Organisation führend tätig war".

Verschwiegenheit für Aufklärung

Weiters soll sich Beinschab bezüglich ihrer umfänglichen Aussage vor der WKStA zur "absoluten Verschwiegenheit" verpflichtet haben und außerdem garantiert haben, jeglichen Kontakt mit den anderen Beschuldigten zu unterlassen. Um den Kronzeugenstatus zu erhalten, müsste Beinschab von sich aus strafrechtlich relevantes Wissen preisgeben, von dem die Strafverfolgungsbehörden bis dahin keine Kenntnis hatte. Die Entscheidung, ob der Status gewährt wird, wird erst am Ende des Ermittlungsverfahrens gefällt.

Im Anlassbericht ist penibel festgehalten, wie die Festnahme der Meinungsforscherin am 12. Oktober abgelaufen ist. Grund für die Festnahme war der Vorwurf der Verdunkelung, weil Beinschab vorher Chats gelöscht hatte. Der Bericht liegt Ö1 vor.

Nachrichten gelöscht

Die Gründerin des Marktforschungsinstituts 'Research Affairs', Sabine Beinschab in einer Archivaufnahme
Die Gründerin des Marktforschungsinstituts 'Research Affairs', Sabine Beinschab in einer Archivaufnahme © APA/Christian Forcher

Beinschab soll diverse Nachrichten auf ihrem Handy gelöscht haben. Das geht auch aus der Anordnung zu ihrer Festnahme hervor, über die "Kurier" und "Standard" berichten. Betroffen sein sollen Unterhaltungen mit der wie Beinschab beschuldigten Meinungsforscherin Sophie Karmasin sowie den Brüdern Fellner. Beinschab war zuletzt wieder auf freien Fuß gekommen.

"Die Auswertung der WhatsApp-Chatverläufe mit Wolfgang Fellner, Nikolaus Fellner, Mag. Helmut Fellner sowie MMag. Dr. Sophie Karmasin brachte das Ergebnis, dass Sabine Beinschab diese Chats mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Abend des 5. Oktober 2021 zwischen 22:37:46 und 22:40:29 Uhr (jeweils MESZ) geleert hat", heißt es wörtlich. Eine Hausdurchsuchung bei Beinschab soll auch ergeben haben, "dass zahlreiche Suchanfragen zu Löschungen durchgeführt wurden". Einen Kontakt zwischen Beinschab und dem früheren Kanzler-Sprecher Johannes Frischmann soll es bis zuletzt gegeben haben. Die Nachrichten sind aber gelöscht.

WKStA hält sich bedeckt, ÖVP gelassen