Die Leiterin der WKSta, Ilse-Maria Wrabl-Sanda, war heute im Ö1-Morgenjournal zu Gast. Auf die Frage, ob es die vom ÖVP-Abgeordneten Andreas Hanger  "Linken Zellen" in ihrer Staatsanwaltschaft denn gebe, antwortete Wrabl-Sanda: "Als leitende Staatsanwältin habe ich mich zu solchen politischen Wortmeldungen nicht zu äußern." Grundsätzlich zeigt sie sich von den Angriffen gegen die Justiz nicht sonderlich beeindruckt: "Man sieht ja auch im internationalen Vergleich, wenn Korruptionsverfahren geführt werden, dass die Staatsanwaltschaften attackiert werden - das ist keine österreichische Besonderheit."

ÖVP-Ermittlungen "zufällige Häufung"

Dass es derzeit in der öffentlichen Wahrnehmung so aussieht, als würden sich zahlreiche Verfahren und Ermittlungsstränge auf die ÖVP fokussieren, ist für Wrabl-Sanda eine "zufällige Häufung". "Wenn man sich die Akten zu allen Ermittlungen der WKSta ansieht, wird jeder zu dem Schluss kommen, dass diese Einschätzung falsch ist."

Ein zentraler Vorwurf der ÖVP gegenüber der WKSta ist ja, dass nicht nur strafrechtlich relevante Chat-Nachrichten, sondern auch Mitteilungen privater Natur ausgewertet werden. Dazu sagt Wrabl-Sanda: "Das ist eine bloße Unterstellung und absolut falsch. Wenn sich Verbindungen zwischen Personen aus einer Nachricht ergeben, dann ist das eine Tatsache, die wir auf jeden Fall zum Akt nehmen müssen. Es kann auch sein, dass wir aus diesen Nachrichten Hinweise bekommen, ob jemand etwas will oder ob es ihn gar nicht beschäftigt hat."

Verrat ist abwegig

Angesprochen auf den im Raum stehenden Verdacht des Verrates einer Hausdurchsuchung sagt Wrabl-Sanda: "Für mich ist das eine völlig absurde Vorstellung."

"Kein Kronzeuge"

Gerüchten, dass es in der Inseratenaffäre bereits ein umfassendes Geständnis geben könnte, etwa durch die Meinungsforscherin Sabine Beinschab, erteilt Vrabl-Sanda eine Absage. Nur so viel: "Es gibt keinen Kronzeugen." Hätte sich jemand gemeldet, würde die Ermittlungsbehörde dazu aber auch keine Auskunft erteilen. Bei Ex-Kanzler Sebastian Kurz müsse man bis zur möglichen Aufhebung dessen jüngst erlangter Immunität als Nationalratsabgeordneter eine "klare Trennlinie" ziehen, sollten die Ermittlungen seine Person betreffen.

Wie lange es dauert, bis der "Ibiza-Komplex" abgeschlossen ist, kann Wrabl-Sanda nicht seriös beantworten, dies hänge von vielen Faktoren ab, betont sie. "Ich kann dafür garantieren, dass die Staatsanwältinnen und Staatsanwälte mit einem ganz besonderen Engagement an ihre Arbeit gehen", sagt sie dazu. "Es ist wirklich eine große Arbeitsbelastung." Und auch andere interessante Verfahren für die Republik, wie jene zur Commerzialbank Mattersburg und zum Ibiza-Komplex bräuchten Kapazitäten, weswegen es weitere Planstellen bräuchte, denn: "Wir sind nicht ideal aufgestellt personell."