Ab Ende nächster Woche wird gesiedelt. Der steirische E-Commerce-Experte Niceshops wird dann – im Grazer Roseggerhaus – neue Büroräumlichkeiten beziehen. In einem ersten Schritt werden dort 150 der aktuell insgesamt mehr als 500 Beschäftigten tätig sein, 50 neue Mitarbeiter sollen rasch hinzukommen. Geschäftsführer und Niceshops-Gründer Roland Fink betont im Gespräch mit der Kleinen Zeitung aber bereits jetzt: „Wir sind schon dabei, uns weitere Flächen zu sichern, und ich gehe davon aus, dass wir schon bald zusätzliche 100 Kollegen einstellen werden und damit den Personalstand in Graz auf 300 steigern.“ Drei Millionen Euro wurden für die Infrastruktur im Roseggerhaus in die Hand genommen. Unterm Strich summieren sich die Investitionen in Gebäude und neue Arbeitsplätze von Niceshops in den vergangenen fünf Jahren damit auf gut 30 Millionen Euro – das Gros davon in das Logistikzentrum im südoststeirischen Saaz/Paldau, das in mittlerweile drei Ausbaustufen auf fast 40.000 Quadratmeter angewachsen ist. Zum Vergleich: Als man das Hauptquartier 2017 bezogen hatte, umfasste es gerade einmal 5000 Quadratmeter. Das Wachstum des Onlineshop-Profis spiegelt sich freilich nicht nur in der Infrastruktur wider. 2010 gegründet, setzte man 2016 noch 18,5 Millionen Euro um. 2019 waren es bereits 55 und im Coronajahr 2020 dann schon 101 Millionen Euro. Heuer sollen es 150 bis 160 Millionen Euro werden.

Fast 350 internationale Online-Shops

Niceshops ist auf die Entwicklung von E-Commerce-Plattformen und Online-Shops spezialisiert, verschiedene Shop-Portale, das Portfolio umfasst bereits fast 350 internationale Online-Shops, die in bis zu 16 Sprachen erreichbar sind. Zuletzt wurden innerhalb kürzester Zeit sechs Start-ups übernommen, darunter Labelhair, ein Portal für professionelle Haarkosmetik und der Start-up-Marktplatz Shöpy. Die Sorge, sich durch die zahlreichen Zukäufe und Beteiligungen zu verzetteln, hat Fink nicht. „Ich höre seit der Gründung des Unternehmens immer wieder den Satz, jetzt konzentriere dich einmal auf etwas. Wir prüfen aber vor Übernahmen sehr genau und wir holen uns dadurch ja auch viele neue Talente in die Gruppe.“ Man wolle den Gründern Raum geben, das zu machen, was sie wirklich gut können, „wir kaufen nur dann zu, wenn wir auch wirklich etwas beitragen können, etwa in den Bereichen Logistik, Kunden-Support, Softwareentwicklung und Marketing“.

Geschäftsführer und Niceshops-Gründer Roland Fink
Geschäftsführer und Niceshops-Gründer Roland Fink © Niceshops

Börsengang als realistische Option

Starkes Wachstum zieht naturgemäß auch einen entsprechenden Kapitalbedarf nach sich. Und hier macht Fink keinen Hehl daraus, dass ein Börsengang zu einer realistischen Option wird. „Wir haben eine Börsenfantasie, aber das muss auch gut vorbereitet sein, da kommt auch viel Arbeit auf uns zu. Wir glauben aber, dass es in vier bis sechs Jahren soweit sein kann.“ Derzeit zählt die Niceshops GmbH zehn Gesellschafter, zu denen neben Fink selbst (er hält knapp 22 Prozent) u. a. auch Peter Schicho (18,15 Prozent), Fritz Jeitler (13,75 Prozent) sowie – seit Sommer 2019 – auch der deutsche Drogeriemarktriese Müller mit 25,8 Prozent zählen.

Wasseraufbereitungsprojekt in Bangladesch

Von entscheidender Bedeutung, davon sind Fink und sein Team überzeugt, ist ein klimaneutrales Wachstum – und hier sieht er Niceshops auf einem guten Weg. „Die Kunden achten ebenfalls schon sehr genau darauf, die Auswirkungen des Klimawandels werden immer stärker spürbar. Wir sind es unseren nachfolgenden Generationen schuldig, jetzt etwas dagegen zu tun“, so Fink. Dem Umsatzwachstum von mehr als 80 Prozent im Vorjahr stand 2020 ein Anstieg der CO2-Emissionen von 18 Prozent gegenüber. Dafür setze man seit Jahren auf ein umfassendes Maßnahmen-Mosaik. So werde zu 100 Prozent Ökostrom genutzt, ein Drittel davon kommt von der hauseigenen Fotovoltaikanlage, das Logistikzentrum in Saaz werde „hauptsächlich über die Abwärme des benachbarten Landwirtes gekühlt und beheizt“. Bei 98 bis 99 Prozent aller Pakete – es geht immerhin um durchschnittlich 16.300 die täglich verschickt werden – kommen zudem plastikfreie und kompostierbare Versandmaterialien zum Einsatz. Niceshops hat gemeinsam mit Rondo Ganahl in St. Ruprecht sogar ein eigenes, preisgekröntes Patent angemeldet, das es ermöglicht, dass Pakete für Versand und Retouren ohne Klebeband wiederverwendet werden können.

Gregor Riss, Head of Business Development von HELIOZ Roland Fink, Gründer und Geschäftsführer von niceshops Lisa Dobler, Leitung Ökosoziale Verantwortung bei niceshops
Gregor Riss, Head of Business Development von HELIOZ Roland Fink, Gründer und Geschäftsführer von niceshops Lisa Dobler, Leitung Ökosoziale Verantwortung bei niceshops © niceshops

2020 habe man 1005 Tonnen an CO2-Emissionen verursacht, das entspreche den Pro-Kopf-Emissionen von 113 Österreicherinnen und Österreichern. Jene Emissionen, die sich nicht vermeiden lassen, kompensiere man mit einem Engagement beim Wasseraufbereitungsprojekt in Bangladesch. Dabei sorgt ein von Projektpartner „Helioz“ entwickeltes kostengünstiges, solarbetriebenes Gerät dafür, dass verunreinigtes Trinkwasser durch Sonnenlicht sicher sterilisiert werden kann. "Die zusätzliche Unterstützung durch Niceshops nützt sowohl der Bevölkerung in Bangladesch als auch unserem Klima”, betont Gregor Riss, Head of Business Development von Helioz.