Die Uhr zeigte am Freitagvormittag genau 9.57 Uhr an. Da verließ Nestor El Maestro mit Bruder Nikon das Trainingszentrum in Messendorf, nachdem er sich von der gesamten Mann- und Belegschaft verabschiedet hatte. Es war der Zeitpunkt, als (wieder einmal) eine neue Trainer-Ära beim SK Sturm eingeläutet wurde. Wobei es sich diesmal um eine interimistische, nur zehn Tage andauernde handelt.

Thomas Hösele und sein Co-Trainer David Tauschmann, das bisherige Betreuergespann der Amateure, übernahmen also um kurz nach 10 Uhr das Kommando auf dem zweiten Rasenplatz in Messendorf. Nach einer Ansprache schnappte sich Hösele sofort Lukas Spendlhofer, um ihm mitzuteilen, dass er in dieser Saison keinen Einsatz mehr haben wird. „Eine Vereinsentscheidung“, wie Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker erklärte.

Schicker will attraktiveren Umschaltfußball

Der 33-Jährige sprach auch darüber, warum es letztlich doch zur vorzeitigen Trennung mit El Maestro gekommen ist. „Die Spieler sind im Kopf leer gewesen. Und ich habe mit Nestor viele Gespräche geführt, in denen ich gemerkt habe, dass es schwierig wird“, sagte Schicker, der sich für die ausstehenden drei Spiele gegen Rapid (Sonntag, 19.30 Uhr), in Salzburg (Mittwoch) und gegen Hartberg (5. Juli) Folgendes wünscht. „Wenn es uns gelingt, aus drei Spielen fünf zu machen und in das Europa-League-Play-off zu kommen, wäre es schön. Aber das ist nicht das Wichtigste. Wir müssen die Mannschaft aufrichten und ich will schönen Fußball sehen.“

Ein klares Bild hat der Geschäftsführer auch für die kommende Saison. Auch wenn Schicker noch nicht verraten will, wie das Trainerprofil aussehen soll, soll das Spiel der Grazer weiter auf „Umschaltfußball“ ausgerichtet sein, wenngleich auch „attraktiver“. Eine Zäsur wird es aber in jedem Fall geben – das soll bei der Perspektivenklausur nach Abschluss der Saison Hauptthema sein. „Der Umbruch wird bei uns im Sommer definitiv passieren. Wir müssen langfristiger denken und Geduld für jüngere Spieler aufbringen. Das ist klar mit dem Vorstand besprochen“, sagte Schicker.

Kein Schopp mit Kreissl

Mit einem Lächeln betonte der Geschäftsführer weiter: „Ich suche den Trainer aus.“ Und ließ später einen interessanten Satz folgen. „Ich gehe davon aus, dass Günter Kreissl das Amt des Technischen Direktors antreten wird.“ Schickers Vorgänger, der sich aktuell eine Auszeit gönnt, um sich ab 5. Oktober in neuer Funktion zurückzumelden, soll somit trotz Ankündigung, sein Bleiben an den Verbleib von El Maestro zu binden, zurückkehren. Damit dürfte auch der am heißesten gehandelte Kandidat auf die Trainernachfolge kein Thema sein. Hartberg-Trainer Markus Schopp, dessen Vertrag in der Oststeiermark mit Saisonende ausläuft, wird keinesfalls nach Graz zurückkehren, sollte Kreissl hier wieder in einer Führungsfunktion tätig sein. Denn der Abgang des 46-Jährigen im Jahr 2017, als er seines Amtes als Amateure-Trainer enthoben wurde, verlief – wie im gesamten Verein in den vergangenen Jahren üblich – keineswegs amikal.

Markus Schopp wird nach jetzigem Stand in diesem Sommer kein Comeback im Sturm-Trainertrikot feiern
Markus Schopp wird nach jetzigem Stand in diesem Sommer kein Comeback im Sturm-Trainertrikot feiern © GEPA pictures

Eine weitere Personalrochade gibt es bereits jetzt für die neue Saison. Die langjährige Teammanagerin Bianca Winkler wird durch den Ex-Profi Martin Ehrenreich, der bis zum Ende dieser Saison statt Hösele und Tauschmann das Amateurteam trainieren wird, ersetzt. Der SK Sturm dürfte in der neuen Spielzeit also nicht wiederzuerkennen sein. Was die Leistungen auf dem Rasen anbelangt, kann man es der schwarz-weißen Fangemeinde nur wünschen.