Zweihundertfünfundvierzig Tonnen wiegt die Tribünenkonstruktion aus Stahl, die in der Grazer Stadthalle für 5296 Zuschauer aufgebaut wurde. Der frisch verlegte Boden wird noch feinjustiert, die letzten Schrauben werden festgezogen – am Donnerstag ist dann alles fix und fertig, wenn mit dem Spiel Weißrussland gegen Serbien (18.15 Uhr) gefolgt von Kroatien gegen Nordmazedonien (20.30 Uhr) die Vorrunden-Gruppe A der Handball-EM 2020 angepfiffen wird. Der neue Sportlandesrat Christopher Drexler freut sich, seinen Job „gleich mit einem Großereignis“ starten zu können, und der steirische Verbandspräsident Frank Dicker hofft schon vor dem ersten Torwurf, dass diese EM wieder viele Jugendliche zum Handball bringen wird: „Nach der EM 2010 gab es einen Zuwachs von 20 Prozent auf rund 600 Mädchen und Burschen. Jetzt hoffen wir wieder auf einen Schub.“

"Kroatien schauen"

Ein Tipp an alle Jugendlichen: Unbedingt Kroatien anschauen, zweimal Olympiasieger, einmal Weltmeister. Und schnell Karten besorgen. Für Donnerstag sind noch am ehesten Tickets erhältlich, für die weiteren Spiele am 11. und 13. Jänner gibt es Restkarten.

Kroatien ist natürlich Garant für spektakulären Handball – und hat den derzeit teuersten Spieler der Welt: Luka Cindric, 26 Jahre, 1,85 Meter groß, seit Sommer Spielmacher des FC Barcelona.
Wobei in Fachkreisen eigentlich nur gemutmaßt wird, dass er der teuerste Spieler aller Zeiten sei, denn offizielle Zahlen gibt es keine. Neben Barcelona buhlte auch Paris Saint-Germain um Cindric und bot seinem damaligen Klub Kielce vier Millionen Euro Ablöse. Als er dann im Juni in Barcelona einen Vertrag bis 2023 unterschrieb, wurden zuerst zwei Millionen und später eine Million als Ablöse kolportiert. Cindric meinte fast belustigt: „Wenn mir jemand vier Millionen geboten hätte, hätte ich mich am nächsten Tag ins Flugzeug gesetzt und unterschrieben. Die höchsten Transfersummen liegen im Handball zwischen 1,5 und zwei Millionen – alles andere sind Falschmeldungen.“ Und so bleibt der Franzose Nikola Karabatic zumindest offiziell der teuerste Transfer der Geschichte: 2015 hatte PSG zwei Millionen Euro an Barcelona überwiesen.

Millionengrenze

Aber Ablösen sind das eine Thema, Gehälter das andere. Cindric soll jedenfalls in den elitären Kreis von nur drei Spielern aufgerückt sein, deren Jahresgage die Millionengrenze überschreitet. Bei PSG sind dies Karabatic und der Däne Mikkel Hansen, dessen Grundgehalt auf 960.000 Euro exklusive Prämien geschätzt wird. Grund für die für Handball-Verhältnisse hohen Gehälter der Handball-Sektion von PSG ist übrigens der gleiche, der es Paris im Fußball möglich machte, einst 222 Millionen Euro für Neymar zu bezahlen: Öl-Millionen aus Katar. In Barcelona finanziert sich die Handball-Sektion zum Großteil aus den Millioneneinnahmen der Fußballer. Wobei ein türkischer Autoreifenhersteller mit den Handballern einen 24-Millionen-Euro-Vertrag für fünf Jahre erst unterschrieben hatte, nachdem eine Klausel eingefügt war, dass er auch mit Messi und Co. werben darf.

Welthandballer 2013

Aber zurück zur EM nach Graz und den Kroaten. Die Augen sollte man auch auf Domagoj Duvnjak richten. „Dule“, so sein Spitzname, war 2009 der teuerste Handballer der Welt, nachdem er für eine Million Euro von Zagreb zum HSV wechselte. Derzeit spielt der Welthandballer von 2013 beim THW Kiel, dem Führenden der deutschen Bundesliga, in überragender Form. Noch ein Vergleich mit Fußball gefällig? Kiel hat ein Budget von 12 Millionen Euro, der FC Bayern setzte in der letzten Saison 750,4 Millionen Euro um und erzielte dabei einen Gewinn von 52,5 Millionen.