Zehn Jahre ist es her, dass Österreichs Herren bei der Heim-EM eine Handballeuphorie  entfacht haben. Mit dem Einzug in die Hauptrunde von Wien und den starken Leistungen gegen die besten Teams der Welt hat das Team rund um Viktor Szilagyi ein Wintermärchen geschrieben. Seitdem ist viel Wasser die Donau hinuntergeflossen: Österreich hatte sich für fünf weitere Großereignisse (WM 2011, 2015 und 2019 sowie EM 2014 und 2018) qualifiziert und Dagur Sigurdsson ist schon lange nicht mehr Trainer. Ihm folgten Magnus Andersson sowie Patrekur Johannesson und nun zieht Ales Pajovic die Fäden.

Doch nicht nur der Dirigent ist neu: Die Helden von 2010 sind fast alle in (Sport-)Pension, wenn kommenden Freitag Österreichs zweite Heim-EM angeworfen wird. Einzig Flügel Robert Weber (34) und Keeper Thomas Bauer (33) sind wieder im Aufgebot. Ex-Kreis Patrick Fölser ist dem Team als Sportdirektor erhalten geblieben und fordert: „Wir wollen Geschichte schreiben und es wäre wichtig, dass wir nach dieser Euro nicht mehr über 2010 reden, sondern nur noch über 2020.“

Viel Last auf Bilyks Schultern

Einen großen Teil der sportlichen Last wird Nikola Bilyk tragen (müssen). Der Kiel-Legionär war bei der ersten Heim-Euro gerade einmal 13 Jahre alt und saß am Spielfeldrand. „2010 war natürlich sehr interessant und die Spiele zu sehen, hat viel Spaß gemacht“, sagt der Kapitän, „jetzt mit der Nationalmannschaft dazustehen, ist eine große Ehre.“

18 Mann hat Pajovic für die EM nominiert, am kommenden Montag wird er nach dem Testspiel gegen Deutschland (14.30 Uhr) den Kader auf 16 Spieler reduzieren. Dieses Spiel ist die Generalprobe für das Team und die Stadthalle zugleich. Ob sich einer aus dem Steirer-Trio (Daniel Dicker, Thomas Eichberger und Raul Santos) dann vom Team verabschieden muss, wird sich zeigen. Deutschland bestreitet die Vorrunde in Trondheim und ist einer der möglichen Gegner Österreichs im Falle eines Hauptrundeneinzugs.

Nach Wien kommen auch die beiden Topteams der Graz-Gruppe. Wie 2010 wird hier eine Vorrunde ausgetragen. „Graz hat sich als Austragungsort sehr bewährt“, sagt ÖHB-Generalsekretär Bernd Rabenseifner, „einerseits durch das handballaffine Umfeld und anderseits durch die Infrastruktur.“ 5296 Zuseher finden dank einer 250 Tonnen schweren Tribüne in der Grazer Stadthalle Platz. „Der Vorverkauf läuft auch in Graz sehr gut“, sagt Rabenseifner, „Karten gibt es aber noch.“