In der Wiener Lugner City hat nach einer turbulenten Osterzeit - Stichworte Abgrenzung zu den Identitären, "Rattengedicht" und ORF-Attacken - die FPÖ Freitagnachmittag ihren offiziellen EU-Wahlkampf eingeläutet. Eingekleidet wurden die Fans dabei in rot-weiß-rote Warnwesten. Nicht Spitzenkandidat Harald Vilimsky gebührte allerdings die längste Rede, sondern Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Nicht nur der Mitbewerb wurde von beiden in die Mangel genommen, sondern auch der ORF.

"Mehr Österreich. Weniger EU" ist auf den rot-weiß-roten Warnwesten zu lesen. Sie sollen "im öffentlichen Raum sichtbar machen, dass wir unser Österreich schützen wollen", so Vilimsky. Er wie auch sein Parteichef Strache appellierten an die eigenen Anhänger, am Wahlsonntag auch wirklich aufzustehen. "Am 26. Mai findet eine Österreich-Wahl statt", so Strache, denn: "Es geht um viel."

Europa war dementsprechend der kleinere Teil der rund einstündigen Rede des Parteichefs gewidmet. Vielmehr pries er die Regierungsarbeit an. Jubel gab es etwa für Herbert Kickl, den "besten Innenminister der Zweiten Republik", der Sicherungshaft und Grenzschutz wieder einführe. Aber auch Gehälter und Pensionen seien kräftig erhöht worden, bei der "Mindestsicherung Neu" handle es sich um ein "faires und gerechtes Modell".

Mit Extremismus jeglicher Art habe man wiederum nichts zu tun, beteuerten sowohl Strache wie Vilimsky ausgiebig. Stattdessen sei dieser offenbar in der SPÖ salonfähig, wenn etwa der Geburtstag des "Massenmörders" Lenin gefeiert werde. Gegen die Freiheitlichen gehetzt werde aber nicht nur von politischer Seite, sondern auch vonseiten des ORF. Als "Großinquisitor" habe ZiB-Moderator Armin Wolf dem ORF "einen massiven Schaden zugefügt", findet Strache: "Ich werde wie ein Löwe dafür kämpfen, dass noch in dieser Regierungsperiode die ORF-Zwangsgebühren abgeschafft werden."

Zuletzt hatte die FPÖ ein Wahlkampfvideo veröffentlicht, in dem sie nicht nur dem ORF en passant Parteinähe zu rot-grün unterstellt, sondern sich auch als Stimme "gegen Asylchaoten" positioniert.

Nicht zuletzt bekam die Konkurrenz ihr Fett ab. SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder sei als Kämpfer sei ein "völliger Loser", ÖVP-Mann Othmar Karas "ein glühender EU-Zentralist", so Strache. Mit Johannes Voggenhuber habe die Liste JETZT ein "Uralt-Fossil" ausgegraben, für die NEOS gehe "EU-Groupie" Claudia Gamon an den Start. Begeisterung gab es hingegen für die neuen "patriotischen" Bündnispartner, etwa Italiens Innenminister Matteo Salvini.

Den Nerv ihrer Fans trafen Strache und Vilimsky wie gewohnt dann, wenn es um das Thema Flucht und Migration ging. Jene, die nicht arbeiten wollen oder kriminell geworden sind, müssten sofort "zurück in ihre Heimat", so der Spitzenkandidat - "weil wir uns Zug um Zug unsere kulturelle Identität zurückholen wollen".