Eine durchschnittliche Tagesdosis von 5000 bis 6000 Fahrzeugen zählt man normalerweise in Sillian. Im Winter sind es bis zu 7000 Fahrzeuge, die sich durch den engen Ortskern zwängen. Einen neuen Rekord gab es am Samstag, 8. Februar: Die Landesstraßenverwaltung zählte mehr als 10.000 Fahrzeuge. Vor allem der Urlauberschichtwechsel in Südtirol führt an den Samstagen in Sillian zum Kollaps. Eigentlich sollten Dosierampeln den Verkehrsfluss verbessern und die ansässige Bevölkerung entlasten. Doch weil die Straße bei Ampelbetrieb abwechselnd immer nur in einer Richtung befahren werden kann, bildet sich kilometerlanger Stau. Das Verkehrschaos vom 8. Februar führt nun dazu, dass die Ampelanlage vorerst nicht mehr in Betrieb geht.

Johannes Nemmert leitet das Baubezirksamt in Lienz
Johannes Nemmert leitet das Baubezirksamt in Lienz © Christoph Blassnig

Dadurch soll untersucht werden, ob und wie das System den Verkehrsfluss beziehungsweise die Überlastung möglicherweise beeinflusst hat. „Die Ergebnisse werden dann von einem unabhängigen Verkehrsplanungsbüro unmittelbar mit den Daten vom vergangenen Wochenende sowie der vergangenen Wochen und Jahre verglichen“, teilt das Land in einer Aussendung mit.

Der Ampelbetrieb pausiert, bei zu viel Verkehr ist generelle Abschaltung möglich

Auf dieser Grundlage wollen die Landesstraßenverwaltung, die Gemeinde Sillian und das unabhängige Planungsbüro in der kommenden Woche über das weitere Vorgehen entscheiden. „Die Verkehrsströme entlang der B 100 an verkehrsintensiven Samstagen sind komplex. Wir nehmen die Rückmeldungen und Kritiken aus Teilen der Bevölkerung sehr ernst – auch jene vom vergangenen Wochenende. Für die Gesamtbetrachtung ist es für uns aber essentiell, nicht nur die Erfahrungen eines Tages oder eines Wochenendes, sondern über einen längeren Zeitraum zu berücksichtigen. Deshalb brauchen wir belastbare Daten für fundierte Entscheidungen“, erklärt Johannes Nemmert, Leiter des Baubezirksamtes in Lienz.

Beim Urlauberschichtwechsel in Südtirol bildet sich in Sillian Stau
Beim Urlauberschichtwechsel in Südtirol bildet sich in Sillian Stau © KK/Privat

Mögliche Anpassungen auf Basis der Fakten wären geänderte Ampelschaltungen oder eine generelle Deaktivierung ab einer bestimmten Verkehrsmenge. „Genau für solche Erkenntnisse wurde das Pilotprojekt gestartet“, führt Nemmert aus. Der Verantwortliche erinnert die Autofahrer daran, seitlich auf die Straßenbankette auszuweichen, wenn sich bei einer Stausituation ein Einsatzfahrzeug nähert.

Der Bürgermeister ersucht um Geduld und Verständnis

Bürgermeister Franz Schneider weiß, dass der Verkehr „da ist und durch die Dosierung nicht verschwindet. Das Projekt soll sicherstellen, dass wir in Sillian auch an stark frequentierten Tagen die Straße queren und einfahren können – und das hat auch vergangenen Samstag funktioniert.“ Schneider bittet die Bevölkerung um Verständnis und Geduld: „Alle beteiligten Akteure sind bemüht, Lösungen zu suchen und zu entwickeln.“

Franz Schneider macht sich auf die Suche nach der Ursache für die hohe Verschuldung
Franz Schneider ersucht die Bevölkerung um Geduld © KK/Privat

Die Pilotphase dauert noch bis Sommer 2025 an. Nach Abschluss soll auf Basis aller erhobenen Daten entschieden werden, ob und in welcher Form die Dosierampeln in Sillian dauerhaft installiert werden könnten.