Mit der Inbetriebnahme der Koralmbahn am 14. Dezember ging ein milliardenschweres Jahrhundertprojekt in Betrieb, von dem auch das Lavanttal durch den Bahnhof St. Paul profitieren soll. Doch auch andere Investitionen haben die Wirtschaft im Bezirk angekurbelt.
Das Landeskrankenhaus Wolfsberg wird bekanntlich seit über zehn Jahren modernisiert, heuer im April wurde die dritte Baustufe abgeschlossen, in die 38 Millionen Euro geflossen sind. In Summe wurden bereits 55 Millionen Euro die Modernisierung des Wolfsberger Spitals investiert. Ein wichtiger baulicher Aspekt war die Neugestaltung der Rettungszufahrt und die Trennung der Patientenströme. Für infektiöse Patienten wurde ein eigener Zugang geschaffen. Die Radiologie wurde in den unmittelbaren Bereich des Schockraums verlegt, für die Dialyse ein neuer Bereich geschaffen. Die nächste Baustufe beinhaltet übrigens die Neustrukturierung der Bettenstationen der Inneren Medizin, der Unfallchirurgie und der Chirurgie.
Rund 16 Millionen Euro investierte die Hermes Pharma in Wolfsberg, um die Produktionskapazitäten zu erhöhen und in die Erweiterung der Logistikfläche. Damit reagiert das Pharmaunternehmen auf die steigende Nachfrage. Dort zählen mittlerweile 400 Mitarbeitende zum Stammpersonal, die derzeit von etwa 30 Leiharbeitskräften unterstützt werden.
Kräftig investiert auch die Raiffeisenbank Mittleres Lavanttal: Um rund 14 Millionen Euro wird ein neues Business- und Kompetenz-Center am Bahnhofplatz in Wolfsberg errichtet und der Firmensitz in weiterer Folge von St. Andrä dort hin verlegt werden und ein Teil des dreigeschoßigen Neubaus vermietet. Die Filiale am Hohen Platz wird dann nach Jahrzehnten geschlossen (Der Bankomat beziehungsweise Selbstbedienungsbereich bleibt vorerst) und ein Käufer für das Gebäude gesucht.
Die Pläne für die Revitalisierung des 120 Jahre alten „Kraftwerkes Hammer“ im Ortsgebiet von Frantschach-St. Gertraud nehmen Gestalt an. Die Kelag investiert rund 12,5 Millionen Euro in den Bau. Die Bauzeit werde voraussichtlich 18 Monate betragen.
Rund 8,5 Millionen Euro investiert die bislang in Zellach ansässige FES Elektrotechnik GmbH in einen neuen Firmensitz, der im Gewerbegebiet von St. Marein errichtet wird und Platz für 200 Mitarbeiter bieten soll. Im März fand der Spatenstich statt, Ende 2026 soll der Neubau bezugsfertig sein. Die FES, hinter der Robert Tatschl und Alois Buchsbaum als Geschäftsführer stehen, hat übrigens auch den Traditionsgasthof „Streckerwirt“ gekauft, der als nächstes Projekt in Angriff genommen werden soll: Entstehen sollen Zimmer für Arbeiter, aber auch zur Vermietung und für die Gastwirtschaft soll nach der Sanierung ein Pächter gesucht werden.
Die auf die Entwicklung und Produktion von Holzernte-Maschinen spezialisierte Firma Konrad Forsttechnik in Preitenegg hat abermals ausgebaut: Heuer flossen rund 5,8 Millionen Euro in ein neues Service- und Schulungscenter. Insgesamt sind dort 150 Mitarbeiter beschäftigt.
Ein großes Projekt wird auch bei der A2-Abfahrt Wolfsberg Süd umgesetzt: Auf einem Teilgrundstück der „Hans Leeb GmbH“ wird die neue Post-Zustellbasis errichtet, die ab Sommer 2026 die jetzige Zentrale in der Auenfischer Straße ersetzen soll, die aufgrund der rasant anwachsenden Anzahl an Paketen längst aus allen Nähten platzt. Von dort aus gehen die Pakete und Briefe dann auf Reisen, die Post wird sich in den Neubau der Firma Unger einmieten.
Den Sommer über wurde fleißig bei laufendem Betrieb beim Diagnosezentrum in Wolfsberg gewerkelt. Rund 2,5 Millionen Euro wurden investiert, dank eines zusätzlichen MRT-Gerätes soll die Wartezeit auf einen Untersuchungstermin verkürzt werden.
Dem einstigen Spar-Markt vor den Toren von St. Andrä wurde heuer neues Leben eingehaucht: Nach dem Umbau sind dort drei Firmen eingezogen – die Wolfsberger Firma „Ktec Service“, die auf die Servicierung und Wartung von Werkzeugmaschinen spezialisiert ist, die „Alpha Used Machines GmbH“, die sich auf den Handel gebrauchter Maschinen spezialisiert hat und die Personalvermittlungsfirma „VHP GmbH“.
Einen neuen Standort hat nun auch die Volksbank nach 22 Jahren: Diese siedelt von der Altstadtpforte ein paar Hundert Meter weiter nördlich, wo den über 1500 Kunden nun gegenüber von „Kastner & Öhler“ barrierefreie und moderne Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.
In die „Wurzelwerkstatt“ in St. Michael, in eine Forstpflanzen-Produktionsstätte, investieren die Cousins Christoph Feldbacher und Hans Peter Jöbstl rund 2,5 Millionen Euro. Von dort aus sollen jährlich rund 2 Millionen Forstpflanzen an Wiederverkäufer vertrieben werden.
Groß ausgebaut hat das private Bestattungsunternehmen Kos in Wolfsberg: Rund 2 Millionen Euro wurden in eine neue, größere Aufbahrungshalle investiert. Außerdem wurde die Kapazität der Kühlplätze der Verstorbenen von 20 auf 40 erhöht, die Versorgungsräume wurden ausgebaut und die Lagerfläche für Särge, Urnen & Co. vergrößert.
Dank Übernahmen ist außerdem der Fortbestand von zwei wichtigen Arbeitgebern in der Region gesichert: Jener der Hermes Schleifmittel in Bad St. Leonhard und der Firma Schwing in St. Stefan u. Die 188 Mitarbeiter des Schleifmittelproduzenten mussten monatelang bangen, nachdem das Deutsche Mutterunternehmen Insolvenz angemeldet hat. Trotz guter Auftragslage schlitterte schließlich auch das Werk im Oberen Lavanttal in die Insolvenz, die Gläubiger nahmen den Sanierungsplan nach dem Einstieg einer Kärntner Investorengruppe an, hinter der unter anderem Hermes-Geschäftsführer Christopher Opetnik steht. Die Investorengruppe übernahm die Anteile der bisherigen deutschen Muttergesellschaft und ist neuer Eigentümer der Hermes Schleifmittel. Der Name bleibt unverändert, der Personalstock soll sogar ausgebaut werden.
Auch der Fortbestand der Firma Schwing ist durch die Übernahme durch die CSSP-Gruppe, eine Familienholding aus Salzburg, gesichert. Der neue Eigentümer des Lavanttaler Standortes der Firma Schwing. Die gesamte Belegschaft, rund 300 Arbeitskräfte, werden übernommen, künftig wird der Standort in St. Stefan „SST Stahl GmbH“ heißen, wobei „SST“ für St. Stefan steht. Weitergehen wird es mit neuen Geschäftsfeldern. Geplant ist, in „wachstumsstarke Industrien“ zu investieren, insbesondere in die Bereiche „Defense“ (Verteidigung) und Infrastruktur. Darüber hinaus werden weiterhin Komponenten für Baumaschinen für die Schwing Gruppe gefertigt, nachdem die CSSP auch den operativen Geschäftsbetrieb inklusive aller Kundenbeziehungen des Unternehmens übernommen hat.
Zu einer pensionsbedingten Übernahme kam es hingegen in Kärntens ältester Tischlerei: Der steirische Tischler Cserni übernahm die Lavanttaler Tischlerei Hauptmann in der Wolfsberger Innenstadt, deren Hauptkunde Chanel ist. Der Betrieb in Wolfsberg bleibt mit den Mitarbeitenden als eigenständiger Standort erhalten.
Was das Einkaufen im Lavanttal betrifft, gab es einige Änderungen: Nach 100 Jahren hat das Modegeschäft „Türk & Sternat“ in Wolfsberg pensionsbedingt geschlossen. Doch noch weitere langjährige Geschäfte haben geschlossen – aus wirtschaftlichen Gründen: So beispielsweise „Gigasport“ im Obergeschoß von „Kastner & Öhler“ oder „Libro“ nach über 30 Jahren am Bahnhofplatz in Wolfsberg. Ebenfalls zusperrt hat das Modegeschäft „New Fashion Identity“ am Weiher in Wolfsberg und der Second Hand-Laden der Sozialen Betriebe Kärnten am Hohen Platz.
Neu eröffnet haben hingegen der Diskonter „Woolworth“ und die Bekleidungsmarke „Only“. Beide Geschäfte sind nun im Fachmarktzentrum im Süden von Wolfsberg zu finden. Am Hohen Platz hat „Glas Bux“, der im Bezirk Völkermarkt ansässig ist, eine weitere Zweigstelle eröffnet. Ebenfalls in der Innenstadt hat ein neues Tonstudio namens „OffBeat“ eröffnet, in dem Marijan Tatschl und Stefan Koller für Kunden Musik, Podcasts oder Imagevideos anbieten. Auch die Ausbildung zur Musikproduktion wird angeboten.
Neue Geschäfte und Übernahmen
In St. Andrä hat der Diskonter „TEDi“ kurz vor Weihnachten seine dritte Filiale im Lavanttal eröffnet. Ebenfalls in St. Andrä haben zwei Blumengeschäfte eröffnet: Ein Blumen-Selbstbedienungsladen von der Wolfsberger Meisterfloristin Eva Kienzl mitten im Ort und ein paar Geschäftsflächen weiter hat das Paar Lajos Csíkos und Zoltan Kiraly einen Blumenladen namens „Lazo“ eröffnet. Apropos Blumen: Nach 44 Jahren haben Christian und Elisabeth Offner im Sommer ihr Geschäft „Blumen Christian“ in der Wolfsberger Innenstadt pensionsbedingt geschlossen, das Geschäft wurde von Tanja und Alexander Findenig übernommen und heißt nun „Blumenfee & Gartenzwerg“. Eine pensionsbedingte Neuübernahme gab es auch beim Autohaus Grundnig: Gottfried Grundnig hat sein 1970 gegründetes Unternehmen im Alter von 79 Jahren an seinen Nachfolger Marcel Strasser übergeben.
Im Oberen Lavanttal hingegen hat die „Socar Energy Austria Operating Company GmbH“ eine neue Tankstelle eröffnet, davor hatte die Stadtgemeinde Bad St. Leonhard mit der OMV nur eine einzige Tankstelle. Ebenfalls im Oberen Tal, nämlich in Reichenfels, hat Harald Theißbacher seinen Adeg-Markt pensionsbedingt aufgegeben. Neuer Betreiber ist der routinierte Adeg-Kaufmann Rudolf Verhounig aus Griffen, der bereits einige Supermärkte in den Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg betreibt. In St. Gertraud konnte hingegen für den „Nah&Frisch“-Markt mit Wilfried Kollmann ein selbstständiger neuer Kaufmann gefunden werden.
Auch im Bereich des Wohnens wurden Projekte in diesem Jahr fertiggestellt oder der Startschuss gesetzt: Am Mikutta-Areal in Kirchbichl entstand hinter dem Bahnhof quasi ein neuer Stadtteil mit 53 Mietwohnungen, die von der Gemeinde vergeben werden. 12 Millionen Euro wurden investiert.
Um den Bürgern leistbaren Wohnraum bieten zu können, wurde vor Jahren mit dem Reconstructing-Modell im Ortsteil Schwemmtratten begonnen. Die Idee hinter dem Konzept: Sanierungsbedürftiger Altbestand wird durch neue Wohnanlagen in unmittelbarer Nähe ersetzt. Die Bewohner der veralteten Häuser siedeln in die neuen Gebäude um, sofern sie dies möchten. Der Altbestand wird abgerissen. 59 neue Wohnungen wurden in der Schwemmtratten bereits geschaffen, 35 kommen in der jetzigen dritten Bauphase dazu. Ein weiteres Projekt wurde für den Adolf-Meidl-Weg, der sich ebenfalls im Ortsteil Schwemmtratten befindet, genehmigt: 44 neue Wohnungen könnten dort entstehen.
Zwar keine Mietwohnungen, sondern Eigentumswohnungen werden seit heuer im Ortsteil Gries errichtet. Bei der ehemaligen „Seilerhube“ sollen 20 Wohnungen entstehen, wobei acht Millionen Euro für den Bau veranschlagt wurden. Initiator des Projektes ist Günther Lichtenegger, Geschäftsführer der Firma Lico.
Auch in St. Andrä ist ein Wohnprojekt in Bau: Neben dem neuen Kindergarten soll ein Wohnblock mit 20 Mietwohnungen sowie vier betreuten Wohnungen für acht Personen mit Beeinträchtigung errichtet werden. Das vom Land geförderte Projekt wird vom gemeinnützigen Siedlungswerk Kärnten umgesetzt, 5,3 Millionen Euro werden investiert.
Auch im Unteren Tal wurde investiert: Unternehmerfamilie Freitag hat mitten im Ort ein Gebäude kernsaniert und ein Hotel namens „Gut Sein“ mit neun Doppelzimmern geschaffen, als zweites Standbein. Ein Hotel der anderen Art wird hingegen in der Gewerbezone in St. Andrä errichtet – ein Reifenhotel bei der KFZ-Werkstätte Preithuber in Framrach, in dem künftig Sommer- und Winterreifen lagern können. Apropos Gewerbezone St. Andrä: Die Aktenvernichterfirma Reisswolf hat nach 25 Jahren das Lavanttal verlassen und den neuen Firmensitz nach Völkermarkt verlegt. Am Standort St. Andrä platzte der Betrieb aus allen Nähten. In der neuen Gewerbezone in St. Andrä läuft übrigens der Bau für die neue Firmenzentrale Elektro Mahkovec.
Eine neue Heimat hat auch der 1. Lavanttaler Tanzsportclub gefunden, nachdem vor gut einem Jahr die ehemalige Lebek-Halle komplett niedergebrannt ist. Gleich gegenüber bei der Firma Anton Paar sind die Tänzer untergekommen. Rund 300.000 Euro wurden in die Adaptierung der Räumlichkeiten investiert, drei Tanzsäle stehen den rund 300 Schülern dort zur Verfügung.
Und auch ein neuer Kindergarten konnte eröffnet werden – und zwar in Frantschach-St. Gertraud. 2,2 Millionen Euro wurden in den Umbau des einstigen Werkskindergartens neben dem alten Festsaal investiert. 72 Kinder haben dort im Herbst begonnen, Platz bietet er sogar für 96 Kinder.
Und wenn wir schon beim Thema Wirtschaft sind: In die Kategorie der „never-ending Stories“ lässt sich wohl der Technologiepark Lavanttal einreihen, der seit 20 Jahren im Gespräch ist und beim Bahnhof St. Paul entstehen soll, aber auch der geplante Lithium-Abbau auf der Weinebene, der nun doch nach neuestem Urteil einer Umweltverträglichkeitsprüfung zu unterziehen ist. Und beim Thema Windräder scheint das Lavanttal der bevorzugte Standort in Kärnten zu sein, ein Projekt nach dem anderen wird dort seit Jahren umgesetzt. Proteste konnten die Windräder in der Vergangenheit nur verzögern, aber nicht verhindern.