Am Montag wurde das GTI-Treffen in Reifnitz, nach fast 41 Jahren, zu Grabe getragen. Die Gemeinde Maria Wörth will keine "konventionellen Automobil-Großevents mehr ausrichten". In der Aussendung war zu lesen: "Die Auswirkungen des Klimawandels und die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns würden es erfordern, die Zukunftsgestaltung unter neue Prämisse zu stellen." Das Treffen passe nicht mehr in die Zeit, sagte Bürgermeister Markus Perdacher (ÖVP) der Kleinen Zeitung. Unverrückbar bleibt aber in Reifnitz, ein 1987 aufgestelltes, 25 Tonnen schweres Denkmal aus Granit, das einem Volkswagen Golf GTI der zweiten Generation nachempfunden wurde.

Steinmetz-Schüler aus Wolfsburg in Deutschland, dem Stammsitz von Volkswagen, haben das Kunstwerk gemeißelt. Ausgesucht hat den Felsen der damalige Bürgermeister von Maria Wörth, Nikolaus Lanner (ÖVP), höchstpersönlich im schwedischen Steinbruch. Der GTI aus Stein wurde am 30. Mai 1987 medienwirksam und spektakulär an seinen Bestimmungsort gebracht.

Im Archiv der Kleinen Zeitung ist nachzulesen, dass 4000 GTI-Fans das Denkmal 600 Meter weit, wie beim Pyramidenbau im antiken Ägypten, an Seilen in den "Lanner-Park" gezogen haben. Ein Festakt zur Eröffnung des 6. GTI-Treffens, unter dem Motto: "Für den Golf versetzen wir Berge."

Der Granit-Golf wurde wie im alten Ägypten an Seilen gezogen
Der Granit-Golf wurde wie im alten Ägypten an Seilen gezogen © Archiv

Erinnerung an alte Zeiten

Seit Montag ist das steinerne Monument am Wörthersee tatsächlich zu einem Denkmal der Vergangenheit geworden. Eine unübersehbare Erinnerung an vermeintlich gute Zeiten, den Eindruck erweckend es stünde für eine Epoche, in der Gedanken an Umweltschutz wenig Platz hatten. So gesehen ein Zeitzeugnis puren automobilen Enthusiasmus und allgemein geteilter Freude am PS-Event. Ein Trugschluss, denn schon 1987 war die Botschaft des GTI alles andere als unumstritten.

"Umsatz anstatt Umwelt"

Am Tag seiner Aufstellung titelte die Kleine Zeitung: "Umsatz anstatt Umwelt." Das Treffen hatte auch in den 1980ern nicht nur Freunde. Umweltschützer und Anrainer protestierten und ein 7. Treffen sollte, nach Meinung vieler, nicht stattfinden. In derselben Ausgabe der Zeitung fragte der mittlerweile pensionierte Redakteur Wolfgang Rausch in einer Glosse, ob man mit dem GTI-Treffen noch den Trend der Zeit trifft: "Diese PS-Meetings sind eine überflüssige Verherrlichung des maßgeblich an der Umweltzerstörung beteiligten Autos."

Kleine-Zeitung-Redakteur Wolfgang Rausch übt 1987 Kritik am GTI-Treffen
Kleine-Zeitung-Redakteur Wolfgang Rausch übt 1987 Kritik am GTI-Treffen © Archiv

Damit stieß man in der Gemeinde Maria Wörth auf Granit und jegliche Missbilligung des Treffens prallte ab. Bürgermeister Lanner dachte nicht daran, "vor irgendwelchen Grünen", die ihn noch dazu nicht wählten, in die Knie zu gehen: "Dann hört jeder Fremden-Verkehr auf, dann muss man das Auto abschaffen ...", wischte Lanner im Interview mit der Kleinen Zeitung Kritik vom Tisch. Wie wichtig die Einnahmen für die Gemeinde waren, untermauerte eine Ankündigung, die der Bürgermeister seinen GTI-Gästen 1986 machte: Er wolle Strafmandate wegen zu schnellen Fahrens aus der Gemeindekasse rückerstatten. Umgesetzt wurde dieses Versprechen allerdings nicht: "Das kommt nicht infrage, wir sind eine arme Gemeinde", ruderte Lanner ein Jahr später zurück.

Bürgermeister Nikolaus Lanner stand 1987 zu hundert Prozent hinter dem GTI-Treffen
Bürgermeister Nikolaus Lanner stand 1987 zu hundert Prozent hinter dem GTI-Treffen © Archiv

Ökologie vor Ökonomie

Auch heute befürchten Tourstiker Millionenverluste durch das Aus des Treffens. Somit würde 2023 dieselbe Bildunterschrift wie im Mai 1987 passen: "Das GTI-Treffen am Wörther See wird zum Schulbeispiel der Gegensätze von Ökonomie und Ökologie ...". Schenkt man der Begründung der Gemeinde Maria Wörth, zum Aus der Veranstaltung, Glauben, dann hat nach 41 Jahren nun die Ökologie Vorrang.

Gegensätze von Ökonomie und Ökologie
Gegensätze von Ökonomie und Ökologie © Archiv