Alles, was in der Toilette hinuntergespült wird, gelangt gemeinsam mit dem Abwasser aus Küche, Bad und Waschmaschine in den Schmutzwasserkanal. Werden jedoch zusätzlich Essensreste oder Hygieneartikel über das WC entsorgt, führt dies zu erheblichen Komplikationen. Fette, Speisereste oder Frittieröle lagern sich in den Leitungen ab, verstopfen die Rohre und verursachen übelriechende Kanäle. Auch Feuchttücher oder Damenhygieneartikel gehören nicht ins WC.
Feuchttücher lagern sich auch in den Klagenfurter Kanälen immer wieder ab und führen zu Verstopfungen. „Nur mit sehr viel Aufwand und damit auch Kosten können solche Verstopfungen beseitigt werden“, bestätigt Gerhard Hohl, Gruppenleiter Kläranlage Klagenfurt. Zudem werden Feuchttücher bewusst reißfest hergestellt, was dazu führt, dass sie im Abwasser lange verfilzte Faserstränge bilden. „Diese sogenannten Verzopfungen bringen den Betrieb der Pumpen in den Pumpwerken zum Stillstand. Feuchttücher sind Abfall und müssen daher über die Restmülltonne entsorgt werden.“ Auch Katzenstreu und Zigarettenstummel gelangen immer wieder in den Kanal, haben dort aber ebenfalls nichts verloren.
„Goldbarren würden wir nicht bemerken“
Früher habe man in der Kläranlage auch immer wieder kuriose Funde gemacht, wie etwa Gebisse oder einmal eine Scheibtruhe. „Inzwischen holt ein Rechen aber alles automatisch heraus und wirft es in einen Container. Daraufhin kommen die Gegenstände in die Müllverbrennung“, sagt Hohl und scherzt: „Selbst wenn ein Goldbarren dabei wäre, würden wir das nicht einmal bemerken.“
Ausnahme Klopapier
Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe: „In der Toilette sollte wirklich nur das entsorgt werden, was aus dem Körper stammt. Die einzige Ausnahme ist Klopapier.“ Die Fehlwürfe führen zu Problemen in Rohren, Pumpstationen und Abwasserkanälen. „Damit wird deutlich: Was ins Klo geworfen wird, hat starke Auswirkungen auf Umwelt, Ressourcen und Entsorgungsaufwand“, so Jüly.
Zahlreiche Betriebe der Abfall- und Ressourcenwirtschaft in Österreich sind auf die regelmäßige Reinigung von Kanälen und Pumpstationen, Entleerung von Senkgruben sowie Vermietung und Wartung mobiler WCs spezialisiert. „Bei der Arbeit werden sie von modernster Technik unterstützt“, erklärt Jüly. „Selbstfahrende Arbeitsmaschinen, Fräsroboter, Saugfahrzeuge und Kanal-Kameras kommen dabei täglich zum Einsatz.“ Beim Reinigungsprozess von Kanälen wird auch auf Ressourcenschonung geachtet: Das verwendete Waschwasser wird im Kanalreinigungsfahrzeug aufbereitet und kann bei den Arbeiten wiederverwendet werden. Je weniger Fehlwürfe im Abwasser landen und sich in Folge ablagern, desto effizienter wird gearbeitet.
Der Weg des Abwassers: Was passiert nach dem Spülgang?
Was täglich über unsere Toiletten verschwindet, ist längst nicht einfach nur weg. 96 Prozent der österreichischen Haushalte sind an das öffentliche Kanalnetz angebunden, welches das Abwasser in eine der rund 1830 Kläranlagen transportiert. Dort durchläuft es unterschiedliche Reinigungsstufen, bei denen zuerst grobe Feststoffe wie Klopapier und andere Fremdstoffe durch Rechen und Filter entfernt werden, bevor organische Schadstoffe mithilfe von Bakterien und Mikroorganismen abgebaut werden.
WC als Rohstoffquelle
Jährlich reinigen die Kläranlagen ca. eine Milliarde Kubikmeter Wasser, wobei knapp 200.000 Tonnen Klärschlamm, ein Gemisch aus Wasser, Feststoffen und Mikroorganismen, anfallen. Klärschlamm, ein Abfallprodukt in der Abwasserreinigung, ist eine wichtige Phosphorquelle. Gabriele Jüly: „Phosphor wird in der Landwirtschaft als Düngemittel eingesetzt. Mit organischem Material kompostiert wird der Klärschlamm, der einer strengen Qualitätskontrolle unterliegt, auf Felder aufgebracht. An weiteren Verfahren und Methoden für eine effiziente Rückgewinnung des Phosphors aus Klärschlamm, unter anderem aus Klärschlammasche aus der thermischen Verwertung, wird intensiv geforscht. Damit wird das WC zur Rohstoffquelle – und Klärschlamm ein Beispiel für gelebte Kreislaufwirtschaft“.
Apropos Rohstoff: Auch beim Klogang gilt es, Ressourcen zu schonen und den Wasserverbrauch zu minimieren, nach dem Motto: „Große Taste für das große, kleine Taste für das kleine Geschäft.“