Der Brief ließ am Dienstag im Klagenfurter Rathaus die Wogen hochgehen: St. Veits Bürgermeister Martin Kulmer (SPÖ) schlug in einem Schreiben an Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) vor, in seiner Stadt ein Hallenbad für den Kärntner Zentralraum errichten zu wollen. Damit wolle man die jahrelange Diskussion um den Neubau eines Hallenbads in Klagenfurt beenden. Als „Blödsinn“ tat Patrick Jonke, Büroleiter von Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider, die Idee ab. Das Land sprach von einer „theoretischen Überlegung“ und noch vielen offenen Fragen.
Dass eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit auch bei Infrastrukturprojekten aber durchaus eine Überlegung wert ist und erfolgreich sein kann, zeigen mehrere Projekte aus der Vergangenheit. In Eberstein im Görtschitztal wurde erst im Dezember des Vorjahres eine Eishalle für das gesamte Tal eröffnet. Dort wurde eine marode Eisstockhalle zu einer modernen Mehrzweckhalle für Eisläufer und Eisstocksportler ausgebaut. Die Kosten von insgesamt 900.000 Euro teilten sich das Land sowie die Gemeinden Klein St. Paul, Hüttenberg und Brückl. Positiv dabei ist nicht nur die Möglichkeit, dass Schulen und Vereine der gesamten Region diese nutzen können, sondern auch, dass durch die Nutzung des bestehenden Hallen-Areals kein neuer Boden versiegelt wurde.
Gemeinsamer Kindergarten
In Oberkärnten setzten zwei Gemeinden bereits vor Jahren ein Zeichen gegen die Abwanderung und konnten durch die Zusammenarbeit Kosten sparen. Insgesamt 950.000 Euro investierten Malta und Gmünd in einen gemeinsamen, gemeindeübergreifenden Kindergarten. Das Projekt wurde sogar vom Landesrechnungshof als vorbildlich für andere Gemeinden gelobt.
Im Bezirk Feldkirchen arbeiten seit 2022 sogar neun Gemeinden zusammen. In der Bezirkshauptstadt befindet sich das kärntenweit erste Kommunale Kompetenzzentrum am Gelände des Wasserverbandes Ossiacher See. Gemeinsam abgewickelt werden künftig in einem ersten Schritt etwa die Baurechtsverwaltung, IT für die Bauabteilungen der Gemeinden, das Facility Management für Gebäude oder die Lehrlingsausbildung werden über das Gemeinde-Servicezentrum (GSZ) gemeinsam abgewickelt.
Liebenfels half aus
Und es gibt sogar mindestens ein Beispiel aus der Vergangenheit, bei dem auch die Landeshauptstadt selbst auf „Nachbarschaftshilfe“ zurückgegriffen hat. Nachdem das alte Fernheizwerk in Klagenfurt erneuert werden musste und der Stadt schon ein „kalter Winter“ drohte, fand man eine Lösung gemeinsam mit der Gemeinde Liebenfels. Dort wurde das bestehende Biomasse-Heizwerk ausgebaut und eine Leitung bis Klagenfurt errichtet. In Liebenfels selbst war das Projekt umstritten und rief eine Bürgerinitiative auf den Plan. Heute versorgt aber dieses Werk nicht nur Liebenfels, sondern auch einen Teil der Haushalte in Klagenfurt mit Fernwärme.