In der Parteizentrale der Landes-SPÖ war am Donnerstag viel los. Am Ende der Vorstandssitzung wurde Max Lercher mit 87 Prozent als Nachfolger von SPÖ-Landeschef Anton Lang vorgestellt. Lang verzichtet auf sein Landtagsmandat. Hannes Schwarz wurde unterdessen als Klubobmann mit 93 Prozent der Stimmen bestätigt. Wie Lercher zu einem Mandat kommt, blieb aber ebenso unbeantwortet wie die personelle Neuaufstellung im Landtag.

Um kurz nach 15 Uhr trat Lercher vor die Kameras. Flankiert wurde er stumm von Hannes Schwarz, Ursula Lackner, Doris Kampus, Elisabeth Grossmann und Jörg Leichtfried. Lang erschien nicht mehr. Also sprach Lercher seinem Vorgänger ein großes Lob aus: Der habe „im Hintergrund versucht, einen bestmöglichen Übergang zu schaffen.“

Mit 87 Prozent

Der letztlich einzige Kandidat, über den gegen 14.40 Uhr abgestimmt worden ist, war Lercher: „Ich werde ja gerne als Parteirebell bezeichnet. Ich glaube das ist, weil ich Dinge gerne beim Namen nenne. Und genauso möchte ich es auch in meiner neuen Funktion handhaben“, sagte er. Dass ihn immerhin 87 Prozent der Anwesenden wählten, sei für den „Rebellen“ überraschend. Denn er habe „nicht überall nur Freunde“. Also sehe er es als Aufgabe, diese Freundschaft zu stärken.

Die Rede in voller Länge:

„Wir sind keine dicken Freunde“, sagte Karlheinz Wieser, Chef des roten Wirtschafts-Verbandes, offen. Aber der Murauer sei für die Opposition der Richtige. „Er kann das und wird die Partei aufrichten“, meinte Martin Weber (Tieschen). Lercher habe „das in Wien gut gelernt und kann sehr kritisch sein, wo es notwendig ist“, nickte Nationalratsabgeordneter Leichtfried. „Eine gute Lösung“, stimmten Klaus Zenz (FSG) und Harald Bergmann (Knittelfeld) zu. „Ich bin positiv eingestellt. Jetzt heißt es einmal, sich in der Oppositionsrolle einzufinden“, sprach Gabriele Kolar (Judenburg). „Da müssen wir noch viel lernen“, hörte man Horst Schachner (ÖGB) auf der Antenne Steiermark. Schließlich „stehen wir vor den Gemeinderatswahlen und müssen uns gut positionieren“, erinnerte Mario Abl an die große Bewährungsprobe der SPÖ 2025.

Sorgen und Nöte

Lercher sagte zum Wahlergebnis am 24. 11., man habe „verstanden, dass wir in vielen Bereichen die Glaubwürdigkeit nicht mehr haben. Das tut mir vor allem leid, wenn ich auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schaue.“ Er wolle das Vertrauen zurückgewinnen. Die Sorgen und Nöte der Bevölkerung seien das politische Programm. Wie er die Oppositionsrolle anlegt, blieb undeutlich. Man werde freilich „nicht plump gegen alles sein, sondern da und dort konstruktiv einsteigen. Aber wir werden auch hart einsteigen, wo es nicht so ist, wie es versprochen wurde.“

Dennoch ließ der designierte Landeschef der Roten nicht unerwähnt, im Falle des Scheiterns der Regierungsverhandlungen (von FPÖ und ÖVP) bereitzustehen. „Mario Kunasek hat eine bewusste Entscheidung gemacht, trotz ausgestreckter Hand der Sozialdemokratie, hin zur ÖVP. Im Sinne der Steiermark wünsche ich mir, dass diese Verhandlungen Gutes bringen. Im Wissen, wie Politik funktioniert, vor allem auch seitens der ÖVP, wage ich das zu bezweifeln.“ Die Sozialdemokratie sei bereit, um „die Lebensrealität der Steirerinnen und Steirer zu verbessern.“
Dass die SPÖ doch noch in der Landesregierung landet, glaubt aber kein Roter so recht. Wobei: „Mir hätte auch eine Landesregierung aus FPÖ, ÖVP und SPÖ gefallen“, blieb Dolesch bei seiner Meinung.

Drexler dankt dem „lieben Toni“

Vorgänger Anton Lang trat nicht mehr auf, sondern verließ über das Stiegenhaus wortlos die Partei. Wohin? „In die Grazer Burg, schöpfen bis zum letzten Tag im Amt“, sagte der Vize-LH beim Einsteigen ins Dienstauto. „Das Ziel, unsere Steiermark weiterzuentwickeln, hat er jeden Tag von ganzem Herzen und mit voller Kraft betrieben“, dankte ihm ÖVP-Landeschef Christopher Drexler bald darauf. Lang sei nicht nur dem politischen Mitbewerben, sondern jedem auf Augenhöhe begegnet. „Lieber Toni, ich sage danke für deine Arbeit für die Steiermark“, so Drexler. Es sei schlimm, dass „Kompetenz und Sympathie nicht mehr zählen“, haderte Weber mit dem Wahlergebnis.

Max Lercher und Hannes Schwarz
Max Lercher und Hannes Schwarz © Aufreiter Georg

Offen blieb bei der Pressekonferenz, wie Lercher im Landtag „landen“ wird. Das wurde laut Eingeweihten am Donnerstag noch nicht besprochen. Tenor: Das dauere, „wir sind keine autokratische Partei.“
Um dem Obersteirer einen Sitz im Landtag zu verschaffen, ist eine ganze Reihe von Verzichtserklärungen der vor ihm gereihten Kandidaten notwendig. In seinem Wahlkreis Obersteiermark stand der Murauer auf Platz 24, auf der Landesliste gar auf Position 77.

Als „Notoption“ wäre ein Bundesratsmandat für Lercher, das ihm teilweise Rederecht im Landtag verschafft, möglich. Sofern Maria Fischer (Bürgermeisterin von Spital/Semmering) bzw. Horst Schachner (ÖGB) dem zustimmen. Die Sitze in der Länderkammer werden zwar auf Nominierung durch die Parteien vergeben, aber über die Köpfe der amtierenden Bundesräte hinweg wird man das nicht tun.

Wagnas Bürgermeister Peter Stradner lobte schon vorab Lerchers Wahl auf Facebook als „die absolut richtige Entscheidung“. Lercher sei „einer, der eine Sprache spricht, die man auch versteht“. Ein Glückwunsch kam auch von Vorvorgänger Michael Schickhofer: „Alles Gute, Max“. Und ein anderer Rebell aus der Obersteiermark, ein gewisser Rudi Fußi, ließ ausrichten: „Max Lercher ist der beste Mann für die steirische SPÖ.“