Der Schock in der steirischen SPÖ saß tief. Bis zum Wochenende durfte man noch hoffen, als Juniorpartner der FPÖ weiter in der Landesregierung verbleiben zu dürfen. Ein Plan B, der harte Gang in die Opposition, schien nicht in der Schublade zu liegen. Der nach dem Desaster bei der Landtagswahl am 24. November schwer angezählte Parteichef Anton Lang ging medial auf Tauchstation. Andere rote Größen gaben sich einsilbig oder bemühten die Floskel von der „verpassten Chance“ der Blauen, etwas Neues zu wagen.

Im Hintergrund wurde jedoch hektisch telefoniert und beraten – auch noch am Mittwochnachmittag. Denn bei einer Sitzung des Parteivorstands am Donnerstag (Beginn 13 Uhr) sollen die Weichen für die Zukunft der Landespartei gestellt werden. Anton Lang zieht die Konsequenzen aus dem Debakel mit dem historisch schlechtesten Ergebnis und tritt nach fünf Jahren als Vorsitzender der steirischen Sozialdemokraten ab. Als geschäftsführender Parteiobmann soll ihm der Murauer Max Lercher nachfolgen, derzeit Regionalvorsitzender der SPÖ Obersteiermark-West. Die Mehrheit der roten Granden auf beiden Seiten der Gleinalm kann sich mit dieser Personalie anfreunden. Viele sind sogar davon überzeugt, dass er zu diesem Zeitpunkt der einzig Richtige für diese Position ist. „Mit Lercher hätten wir einen oppositionsfähigen Parteivorsitzenden, der auch schon über reichlich politische Erfahrung verfügt“, sagt einer seiner Befürworter.

Lercher ohne Mandat

Der 38-jährige Lercher, der schon Landesgeschäftsführer in der Steiermark und unter Christian Kern Bundesgeschäftsführer der Sozialdemokraten war, sei jedenfalls bereit für die neue Aufgabe. Sein größtes Handicap: Er ist nach seinem freiwilligen Ausscheiden aus dem Parlament kein Mandatsträger mehr und war auch bei der Landtagswahl nur Zählkandidat. Dem Vernehmen nach macht der Obersteirer aber einen Sitz im Landesparlament zur Bedingung für die Übernahme des Parteivorsitzes. Dafür ist aber eine ganze Reihe von Verzichtserklärungen von vor ihm gereihten Kandidaten notwendig. In seinem Wahlkreis Obersteiermark stand Lercher auf Platz 24, auf der Landesliste gar auf Position 77. „Es wird sich trotzdem machen lassen“, ist man bei den Landesroten überzeugt. Am Mittwoch zeichnete sich ab, dass Hannes Schwarz vorerst Klubobmann bleibt und als Lerchers verlängerter Arm und Sprachrohr im Landesparlament fungiert. Der Grazer hatte nie eigene Ambitionen auf den Parteivorsitz, heißt es, auch wenn ihm diese zuletzt nachgesagt wurden.

Kampus kein Thema mehr

1. Mai, 01.05.2022, Annenstarße, ballguide, Graz, Graz am 01.05.2022, Hauptplatz, Herrengasse, KPÖ, Kundgebung, SPÖ, Staatsfeiertag, Südtirolerplatz, Tag der Arbeit, Volksgartenpavillon*, Zug
Doris Kampus soll sich weiter auf Graz konzentrieren, Hannes Schwarz Klubobmann bleiben © Klz/nadja Fuchs

Ein weiterer Name, der dieser Tage kolportiert wurde, ist jener von Doris Kampus. Die Noch-Landesrätin wäre wohl bereit gewesen, die Partei an ihrem Tiefpunkt zu übernehmen, wie sie es schon 2022 in der Landeshauptstadt getan hatte. Doch dafür fehlte ihr offenbar der notwendige Rückhalt. Dazu kommt, dass Graz turnusmäßig im September 2026 einen neuen Gemeinderat wählt, die x-te Neuaufstellung können die Stadtroten zu diesem Zeitpunkt nicht gebrauchen. Ein dritter Kandidat, der Turnauer Bürgermeister Stefan Hofer, hat schon am Montag im Gespräch mit der Kleinen Zeitung abgewunken. Für ihn wäre aber die Rolle des Klubobmannes (unter Kampus, wohl nicht unter Lercher) denkbar gewesen.

Langs Nachfolger an der Parteispitze muss sich jedenfalls einer breiten Unterstützung der Basis sicher sein. Denn die Statuten sehen eine Urabstimmung bei der Wahl des Parteivorsitzenden vor. Der 65-jährige Leobener, der die Direktwahl in der steirischen SPÖ eingeführt hat, konnte sich bei deren Premiere im Jänner dieses Jahres noch über ein Ergebnis 91,6 Prozent freuen. Damals hatte er erstmals deutlich seinen Anspruch auf den Landeshauptmann formuliert – tatsächlich blieb für Lang die Nummer eins im Land aber in weiter Ferne.