Rekordwärme in Island am Christtag mit 19,7 Grad. Minus 56 Grad in Jakutsk (Sibirien), 70 Zentimeter Schnee in Japan, Winterhitzewelle in Texas mit 25 Grad und Schneesturm an der Ostküste - verantwortlich für diese weltweiten Wetterextreme ist ein sogenannter „Polarwirbelsplit“, der zum Jahreswechsel arktische Kälte in die Steiermark und nach Kärnten bringt.

Der Polarwirbel ist ein riesiges Tiefdruckgebiet in der Stratosphäre, 15 bis 50 Kilometer über der Erdoberfläche. Im Winter bildet er eine Art „Kältegefängnis“ - starke Westwinde halten arktische Kaltluft über dem Nordpol zusammen. Der Wirbel rotiert normalerweise stabil gegen den Uhrzeigersinn über der Arktis. Bei einem Split „schwappt“ die Kaltluft aus diesem zerbrochenen Kreisel weit nach Süden. Solche Events treten etwa alle zwei Jahre auf (zuletzt markant im Februar 2018 und Februar 2021), jedoch ist der Zeitpunkt Ende Dezember ungewöhnlich früh.

Es wird „zweistellig“

Meteorologe David Kaufmann beschreibt den Polarwirbelsplit
Meteorologe David Kaufmann beschreibt den Polarwirbelsplit © Tauernwetter.at

„Ein Polarwirbelsplit ist eine besondere Herausforderung für die Wettermodelle, da sehr kalte und sehr milde Luftmassen auf engstem Raum aufeinandertreffen. Wie kalt es zum Jahreswechsel wirklich wird, hängt extrem von lokalen Faktoren wie Windstille und einer vorhandenen Schneedecke ab – in klaren Nächten wirkt der Schnee dann wie ein Kühlaggregat“, sagt Meteorologe David Kaufmann vom Wetterdienst Tauernwetter. Er rechnet aber mancherorts mit deutlich zweistelligen Minustemperaturen.

Steiermark stärker betroffen

Die Abkühlung erreicht laut diesem Modell das Ennstal, das Ausseerland und das Mariazellerland voraussichtlich im Laufe des Dienstages. Der Süden folgt zeitverzögert am Silvestertag. Die Nordsteiermark ist durch Staueffekte am stärksten von Schneefällen betroffen. Im Grazer Becken und in der Südsteiermark macht sich der Split eher durch einen deutlichen Temperaturrückgang und lebhaften Nordwind bemerkbar.

Sturmböen und Schneefälle

In Osttirol und Kärnten zeigen sich die ersten Auswirkungen am Silvestertag und in der Silvesternacht: Sturmböen und Schneefälle werden dabei vor allem die nördlichen Landesteile treffen, da der Alpenhauptkamm als Wetterscheide wirkt. Die Schneefallgrenze sinkt in tiefe Lagen. Auch in Kärnten kann es stellenweise besonders kalt werden - nämlich dort, wo es windstill, sternenklar und schneebedeckt ist. In solchen Lagen sind durch nächtliche Ausstrahlung markante Temperaturstürze möglich.

Der Polarwirbel kann sich übrigens innerhalb von zwei bis vier Wochen wieder reorganisieren.