Der französische Filmstar Brigitte Bardot ist gestorben. Das berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf ihre Stiftung „Fondation Brigitte Bardot“. Die Schauspielerin wurde 91 Jahre alt.

Die Initialen BB waren eine Zeit lang alles, was man zu sagen brauchte. „BB“ war mehr als eine Marke, es war eine Chiffre für Sexualität und Verführung. Millionenfach im Mund geführt, stand „BB“ nicht nur für die unerreichbare Schönheit, sondern auch für einen ebensolchen Lebensstil zwischen Yachten und Champagner, in ausschweifenden Festen unter einer nimmermüden Sonne.

Pionierin für selbstbestimmte Weiblichkeit

Die am 28. September 1934 in Paris geborene Brigitte Anne-Marie Bardot war das europäische Gegenstück zu Marilyn Monroe. Das Sexsymbol aus der Jetset- und Glamourzeit des europäischen Kinos, eine Frau, die schon als halbes Kind Model wurde (oder Mannequin, wie man damals sagte), die mit Anfang 20 weltweit Männerfantasien befeuerte, aber zugleich schnell als Pionierin für selbstbestimmte Weiblichkeit galt.

Die Bardot war eine Projektionsfläche, berühmt geworden als Blondine in Filmen, die ihre außergewöhnliche Erscheinung ausbeuteten, aber auch eine Heldin der Emanzipation, Vorhut der Erschütterung einer Ära, als nicht nur die sexuelle Revolution die Nachkriegsordnung störte.

A VERY PRIVATE AFFAIR, aka VIE PRIVEE, Brigitte Bardot, Marcello Mastroianni, 1962 Courtesy Everett Collection ACHTUNG AUFNAHMEDATUM GESCHÄTZT PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xCourtesyxEverettxCollectionx MBDVEPR EC007
Mit Marcello Mastroianni in „Privatleben“, 1963 © Imago

Die ikonografische Spur der Bardot führt auch ins europäische Kunstkino, das damals am Zenit stand, was die Aufmerksamkeit des Publikums betraf. Bereits als Weltstar übernahm sie in den frühen Sechziger Jahren in Filmen von Henri-Georges Clouzot und Louis Malle Rollen, die subtile Analysen von Emanzipation und Unterdrückung darstellen. „Privatleben“ von Louis Malle mutet wie ein Dokudrama über das Leben der von den Paparazzi gehetzten Filmstars an. Die Bardot wusste, was sie da spielte, sie selbst wurde vom Ruhm fast in den Ruin getrieben und unternahm mehrere Selbstmordversuche.

Irgendwann wird ihr der Trubel zu viel und sie zieht die Konsequenzen. Nach der dritten Ehe zieht sie sich allmählich aus ihrem hedonistischen Alltag zurück. 1973, im Alter von 39 Jahren gibt sie die Schauspielerei auf und widmet sich ganz ihrer wahren Bestimmung: dem Tierschutz. Sie wurde Vegetarierin, engagierte sich gegen den Verzehr von Pferdefleisch, gegen die Tötung von Robbenbabys in Kanada, für Straßenhunde in Osteuropa und den Stierkampf. Unter anderem. Sie sammelte Millionenbeträge, um konkret zu helfen und war unermüdlich in ihrem Aktivismus rund um den Globus.

Tierschützerin und Absage an die Opferrolle

Die Liebe zu den Tieren hat sie politisch blind werden lassen, die Liaison mit dem Rechtsextremismus wird ihr vor allem bei uns vorgehalten. Das konnte den Ruhm der Frau, die bis zuletzt in St. Tropez lebte, nicht schmälern. Ihre beeindruckendste Rolle spielte sie 1963 in Jean-Luc Godards „Die Verachtung“. An der Seite von Michel Piccoli war sie als Frau zu sehen, die hilflos den narzisstischen Egos von Männern ausgeliefert ist, denen sie letztendlich zum Opfer fällt. Brigitte Bardots wahres Leben war eine Absage an diese Opferrolle.