Während die Oststeirer aus ihren bisherigen drei Partien nach der Corona-Pause starke sechs Zähler einfahren konnten und nun mitten drin im Kampf um Platz drei sind, enttäuschten die Grazer bislang auf voller Länge und belegen aktuell nur den letzten Rang in der Meistergruppe. Auf die fünftplatzierten Hartberger, die bei Punkteglechheit zudem vorgereiht werden, fehlen bereits vier Zähler.

Sollten die Schwarz-Weißen auch beim Aufsteiger verlieren, rückt nicht nur das ausgerufene Mindestziel von Platz fünf in nahezu ungreifbare Ferne, auch die angekündigten Konsequenzen von Sportchef Andreas Schicker würden dann greifen. Gelingt den Blackys jedoch am Ende der "Woche der Wahrheit" der Turnaround, könnte auch Platz drei wieder im Rahmen des Möglichen liegen.

Sturm vs. Hartberg: Partie mit "Endspielcharakter"

"Wir kämpfen um die letzte Chance", weiß auch Trainer Nestor El Maestro und meint, dass man die Begegnung als Partie mit "Endspielcharakter" vermarkten könne. Nach seiner Roten Karte aus der Heimpleite gegen Salzburg vergangenen Sonntag wird der Chefcoach der Grazer jedoch nicht an der Seitenlinie stehen – diesen Job übernimmt dessen jüngerer Bruder und Co-Trainer Nikon.

Bereits am Mittwoch gegen Salzburg coachte der 27-Jährige Nikon El Maestro anstelle seines Bruders von der Seitenlinie aus weiter.
Bereits am Mittwoch gegen Salzburg coachte der 27-Jährige Nikon El Maestro anstelle seines Bruders von der Seitenlinie aus weiter. © (c) GEPA pictures/ Christian Walgram

"Jedes Mal, wenn ich nicht auf der Bank war, waren die Ergebnisse gar nicht schlecht. Nikon hat das nicht schlecht gemacht", meint Sturms Trainer, der auch Positives an seiner Sperre sieht: "Es gibt kleine Vorteile, sitzt man weiter oben ist man ein bisschen ruhiger und kann das Spiel vielleicht sachlicher analysieren."

Entscheidung um El-Maestro-Sperre fällt heute Abend

Über den genauen Strafumfang wird heute Abend mehr bekannt sein, da tagt nämlich der Senat 1 der Österreichischen Bundesliga zu den Spielausschlüssen aus der Partie gegen Salzburg. Ebenfalls Thema wird die Strafe von Lukas Spendlhofer sein, der in der ersten Spielhälfte mit einer glatten Roten vom Platz verwiesen wurde.

"Für mich persönlich ist es leider ein bisschen mehr Arbeit", sagt El Maestro. "Die Vorbereitung aller Eventualitäten, die normalerweise nur für mich stattfinden, muss mit meinem Trainerteam vorbesprochen, jedes Detail muss herausgearbeitet werden."

Mehr Torgefahr gegen "Wundertüte" Hartberg?

Mit Hartberg wartet eine "Wundertüte" auf den SK Sturm, wie El Maestro meint. "Wenn man den Anspruch hat, oben mitzuspielen, ist der Begriff 'Wundertüte' absolut negativ, weil man Konstanz braucht. Für einen Verein wie Hartberg ist der Begriff aber ein Lob. Sie kassieren zwar eine Menge an Gegentoren, sind aber immer wieder für eine Riesenüberraschung gut."

In der Tat hat kein Team der Liga bislang mehr Gegentreffer erhalten, als die Blau-Weißen (59). Ob Sturm gegen die Hartberger wieder zu mehr Torgefahr finden wird? Nur zwei Tore schossen die Grazer bisher in der Meistergruppe, am wenigsten aller Teams der oberen Sechs. Alleine in den letzten beiden Spielen erhielt der SK Sturm zudem neun Gegentreffer, ebenso viele Torschüsse gaben die Grazer zusammen in allen drei Partien nach der Corona-Pause ab.

Nummer 1 der Steiermark? El Maestro: "Gar nicht bedeutsam"

"Ich sehe das defensiv nicht so eklatant", meint El Maestro jedoch und deutet an, nur an kleinen Schrauben drehen zu wollen. "Wir müssen abwarten. Ich versuche Reize zu setzen, die kontrollierbar und messbar sind." Mit Rajko Rep, Dario Tadic und Jodel Dossou wartet jedenfalls eine formstarke Angriffsreihe ("An guten Tagen sind sie absolut gut genug, für jeden Verein in Österreich zu spielen") auf die Abwehr des SK Sturm, die sich auch mit den Sperren von Spendlhofer und Isaac Donkor herumschlagen muss.

Ein Defensivspieler des SK Sturm, der zuletzt gute Leistungen gebracht hat, trägt am Sonntag jedoch das Dress des TSV Hartberg. Zuletzt traf Leihspieler Amadou Dante sogar beim 4:2-Erfolg in Wolfsberg. Ob El Maestro Dante lieber in seinen Reihen hätte? "Natürlich verfolgen wir die Leistungen aller unserer Kooperationsspieler und freuen uns, wenn sie Spielzeit bekommen. Mit Sachen, auf die ich keinen Einfluss habe, beschäftige ich mich aber nicht."

Nicht nur um Sturms Streben nach einem internationalen Startplatz, auch um die Frage, wer in dieser Saison die Nummer 1 in der Steiermark sein wird, könnte am Sonntag so etwas wie eine Vorentscheidung fallen. Für El Maestro ist diese Frage jedoch "gar nicht bedeutsam. Der Bewerb, in dem wir spielen, ist die Österreichische Bundesliga. Welche Vereine vor oder hinter uns stehen, ist absolut unwichtig. Ich würde mich wohl jedes Jahr freuen, würde Hartberg Meister und wir Zweiter."