Sie hatt den Job noch gar nicht in der Tasche und ermittelt schon: Gestatten, Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer)! Sie ist ehrgeizig, Frischling und eine kleine Nervensäge. „Das kann ich: Leichensachbearbeitung!“ Kurz darauf steht sie mit weißen Lackstiefeletten am Tatort. Ohne Erlaubnis, versteht sich. Dafür höchst erfreut, dass es sich nicht wie angenommen um Selbstmord handelt, sondern um ein Tötungsdelikt.

Der erste Fall des neuen Bremer „Tatort“-Teams unter dem Titel "Neugeboren" darf als geglückt betrachtet werden. An der Seite Moormanns ermittelt nun der wortkarge Mads Andersen (Dar Salim), der sich schon längst über die Häuser hauen wollte und seinen Zug in dieser Auftaktfolge sehr oft nach hinten verschiebt. Ein Team, in dem eine unbedingt will und der andere so gar nicht, klingt schon einmal vielversprechend. Die spleenige und sozial nicht immer kompatible, dafür umso klügere Linda Selb (Luise Wolfram) ist von den Vorgängern Lürsen und Stedefreund erfreulicherweise geblieben. Die Verjüngungskur der TV-Krimireihe gilt hiermit nach neuen Teams von Zürich bis Saarbrücken vorerst als beendet.

"Neugeboren“ (Buch: Christian Jeltsch, Regie: Barbara Kulcsar) ist ein launiger Fall inmitten ernüchternder Sozialtristesse. Die Figuren sind wichtiger als der Krimiplot. Angesichts der Schrullen der drei ErmittlerInnen verständlich. Gepfefferte Dialoge erledigen den Rest: „Das Leben fängt sch* an und es hört so auf. Dazwischen tut’s manchmal so, als gäb’s Kuchen“, sagt eine Protagonistin. Von diesem „Tatort“-Stück darf’s gern mehr sein.