Längst ist das horizontale, also das epische, episodenübergreifende Erzählen auch beim altgedienten „Tatort“ angekommen. Nirgendwo in all den Kommissariaten von Hamburg bis Wien, von Zürich bis München passiert das aktuell so furios wie in Saarbrücken (Buch: Hendrik Hölzemann, Regie: Christian Theede). Nachdem Devid Striesow und sein klischeeüberfrachtetes Team mitsamt überdrehten Drehbüchern dankenswerterweise abgelöst wurde, traten die Jungspunde Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) ihren Dienst an. Und wie!

Ihr dunkles, verbindendes Geheimnis: Der eine hat als Jugendlicher den gewalttätigen Vater des anderen mit einem Spaten niedergeschlagen und, um die Tat zu vertuschen, Feuer gelegt. Der Vater lag im Koma. Der eine ging fort, der andere ist geblieben. Als Ermittler in der Mordkommission trafen sich die beiden 15 Jahre später mit ihrem gut gehüteten Geheimnis wieder dort, wo sie aufgewachsen sind. Soweit der Plot aus Folge eins, der natürlich kräftig wiederholt werden musste. Im zweiten Fall „Der Herr des Waldes“ wacht der Alte (großartig: Torsten Michaelis) auf. So viel sei gespoilert: Auch das Böse in ihm hat überlebt. Woran kann er sich erinnern? Wird er sich rächen? Und vor allem wann?

Fragen, die ihre Ermittlungen über brutal verübte Morde mit Pfeil, Bogen und Messer überschatten. Wer und warum hier Opfer wie ein erlegtes Tier ausweidet, darüber tappen die Ermittler lange im Dunkeln. Im Schnitt, so die Kollegin, sei jeder 25. Mensch ein Psychopath. Die Klärung des Falls alleine wäre schon spannend und optisch fesselnd genug für die Fernsehroutine am Feiertag gewesen. 

Als Thrillerserie in der Serie ist der Saar-„Tatort“ aber eine Wucht – auch wenn die Kolleginnen generell so plump gezeichnet sind und so wenig sagen dürfen. Aber das Hauptproblem dieses Krimis ist ein anderes: Wir müssen bis 2022 warten, um zu wissen, wie es weitergeht. Und ob die Kommissare noch eines Tages zu Mördern werden könnten.