Man hört die adrenalingeladenen Schreie der Menschen auf den Fahrgeräten, der Geruch von gebrannten Mandeln und anderen kulinarischen Erlebnissen strömt in die Nase, die Musik aus den prall gefüllten Gaststätten und Festzelten lädt zum Verweilen und Feiern ein. Inmitten dieses Sammelsuriums an Eindrücken sticht ein Kleidungsstück deutlich heraus: die Tracht.

Wiesenmarktzeit als Antreiber für Trachtengeschäfte

Seit mehreren Jahrhunderten ist die Tracht in der Kärntner Kultur fest verankert und besonders die Zeit rund um den St. Veiter Wiesenmarkt lädt viele Menschen dazu ein, sich neu einzukleiden. "Vor dem Wiesenmarkt wird der Verkauf und der Umsatz signifikant gesteigert", erzählt der Seniorchef der Alpe Adria Manufaktur Strohmaier in Weitensfeld, Ernst Strohmaier. Diese Steigerung bemerke man hauptsächlich in den Wochen vor Beginn des Marktes, während des fröhlichen Treibens in St. Veit pendle sich das Geschäft wieder ein.

Ernst Strohmaier liegt die Qualität seiner Ware am Herzen
Ernst Strohmaier liegt die Qualität seiner Ware am Herzen © (c) Helmuth Weichselbraun

Ebenfalls vom Wiesenmarkt profitieren die beiden St. Veiter Trachtengeschäfte Gössl und Christina's Stube Trachtenmode. "Ich schätze die Umsatzsteigerung während dieser Phase auf rund 20 Prozent, es ist eben die Trachtenzeit", freut sich Gössl-Filialleiterin Susanne Salzer. "Dirndl, Lederhosen und Accessoires gehen in diesen Tagen besonders gut."

Standorte auf der "Wiesn" wurden aufgegeben

Christina's Stube Trachtenmode war laut Chefin Christina Schrottenbacher 19 Jahre lang am Wiesenmarkt mit einem Stand vertreten. Den Stand betreibt man allerdings seit 2022 nicht mehr. "Es ist mühselig, man ist sehr vom Wetter abhängig und die Standmiete ist auch nicht zu unterschätzen." Nichtsdestotrotz sei man mit dem Geschäft vor dem "Wiesn"-Start zufrieden, Schrottenbacher rechnet mit einer Umsatzsteigerung von 20 bis 30 Prozent.

Christina Schrottenbacher freut sich auf die Wiesenmarktzeit
Christina Schrottenbacher freut sich auf die Wiesenmarktzeit © Andreas Hoi

Gössl hat seinen Stand ebenfalls aufgegeben. "Wir waren ein paar Jahre lang dabei, aber das hat sich nach Corona geändert. Während der Wiesenmarktwoche haben wir allerdings durchgehend geöffnet", sagt Salzer.

Unterschiedliche Beobachtungen zur Entwicklung des Trachtenmarktes

Die Auswirkungen des St. Veiter Wiesenmarktes auf den Trachtenmarkt haben sich über die letzten Jahrzehnte etwas verändert, erzählt Ernst Strohmaier: "Was uns sicherlich auffällt, ist, dass die Jugend wieder vermehrt in Tracht auftritt. Die Tracht ist für jeden tragbar, lockerer und einfach alltäglicher geworden, das wirkt sich natürlich positiv auf das Geschäft aus." Vor 20 oder 25 Jahren sei diese Entwicklung nicht bemerkbar gewesen.

Etwas anders stellt sich die Lage bei Gössl dar. "Es war vor einigen Jahren noch durchaus mehr, die Einkäufe passieren jetzt kurzfristiger", erklärt Salzer. "Damals begann der Wiesenmarktverkauf schon zwei oder drei Wochen vorher." Das 2012 eröffnete Geschäft erlebte vor allem zu seiner Anfangszeit einen "regelrechten Run auf die Tracht".

Susanne Salzer leitet die Gössl-Geschäftsstelle in St. Veit
Susanne Salzer leitet die Gössl-Geschäftsstelle in St. Veit © Michaela Auer

Wiesenmarkt sorgt für sinkende Preise

Aber nicht nur für die Geschäfte selbst, sondern auch für Kundinnen und Kunden bringt die "Wiesnzeit" Vorteile mit sich. Interessierte können sich zurzeit bei einigen Trachtenläden zu vergünstigten Preisen ausstatten. "Wir veranstalten momentan in unserem Outlet eine Angebotswoche. So ein Abverkauf funktioniert immer recht gut", betont Strohmaier. Bei Christina Schrottenbacher haben die Angebote zum Wiesenmarkt hin Tradition, man bietet jedes Jahr eine Angebotswoche an. "Das gefällt den Leuten eigentlich immer ganz gut", freut sich Schrottenbacher.