Frausein bedeutet ein höheres Risiko der Armutsgefährdung. Und die Betroffenheit steigt mit dem Alter. So sind alleinlebende weibliche Pensionistinnen zu 32 Prozent armutsgefährdet und damit doppelt so oft wie alleinlebende männliche Pensionisten (16 Prozent). Dafür gibt es hauptsächlich zwei Gründe: Die sogenannte Care-Arbeit hindert Frauen am Vollerwerb und das führt zu niedrigeren Pensionsansprüchen. Alleinerziehende sind in Österreich hauptsächlich weiblich und haben eine der höchsten Armutsgefährdungsquoten (36 Prozent).
Diese Statistik umreißt ziemlich genau, welchen Bevölkerungsgruppen „Kärntner in Not“ hilft. Den alleinerziehenden Müttern und den Mindestpensionistinnen. Die dritte Risiko-Gruppe sind langzeitarbeitslose Menschen. Sie führen die Risiko-Statistik mit 48 Prozent an und sind dementsprechend häufig unter den Antragstellern von „Kärntner in Not“.
„Kärntner in Not“ hat heuer wieder hauptsächlich in den Bereichen Wohnraumschaffung bzw. -absicherung, Energiekosten und Aufwendungen für Therapie bzw. Hilfsmittel geholfen. Und seit der Teuerungswelle bleibt die Leistbarkeit von Lebensmitteln ein großes Anliegen: Mit 140.000 Euro wurde Betroffenen mit Grundnahrungsmitteln und Lebensmittelgutscheinen geholfen. 949 Antragsteller verzeichnet „Kärntner in Not“ in diesem Jahr. Mit den Gutscheinen und der Versorgung in den Sozialmarktläden und Caritas-Lebensmittelausgaben erhöht sich der Wirkungsgrad der Spenden enorm.
Immer mehr junge Menschen suchen den Weg zu Hilfsvereinen. „Kärntner in Not“ ist es ein wichtiges Anliegen, beim Start in ein eigenständiges Leben zu helfen, wenn das familiäre Umfeld gänzlich wegfällt. Kürzlich konnte eine junge Frau unterstützt werden, die eine Lehrstelle gefunden und damit die wirtschaftliche Grundlage für eine eigene Wohnung geschaffen hat. Sie wuchs bei Pflegeeltern auf und hat einen Behinderungsgrad von 50 Prozent.
Noch schwierigere Startbedingungen hat eine andere junge Frau, die von einer Jugendnotschlafstelle vermittelt wurde. Sie hat ihre Lehre bereits abgeschlossen, findet aber wegen einer körperlichen Einschränkung mit einem Behinderungsgrad von 70 Prozent keine Arbeitsstelle, braucht aber dringend eine Wohnung. Auch hier hat „Kärntner in Not“ geholfen.
Diese Beispiele belegen: Kommt zum geringen Einkommen noch eine Belastung durch Krankheit hinzu, ergeben sich große finanzielle Hürden. So musste ein Ehepaar einen Antrag für den Selbstbehalt für eine Reha stellen. Er bezieht 1550 Euro Lohn, sie kann wegen Bandscheibenproblemen nicht mehr arbeiten.
„Wir können erst feiern, wenn wir uns abschaffen können“, sagte Uwe Sommersguter, Wirtschaftsressortchef und Vereinsvorstand, beim Partnertreffen von „Kärntner in Not“, das heuer sein 25-Jahr-Bestehen begeht, „und davon, dass Menschen keine Hilfe mehr brauchen, sind wir ziemlich weit entfernt“. Wolfgang Leitner - er geht als Leiter des Bürgerbüros in Pension und stellte seine Nachfolgerin Sonja Sima vor - bekräftigte, dass Armut weiblich ist und strich auch drei Themen hervor: Wohnen, Energie, Lebensmittelteuerung. Wobei er betonte, wie wichtig nachhaltige Hilfe sei: Ein Aspekt, der in der täglichen Arbeit von „Kärntner in Not“ eine zentrale Rolle spielt. Elisabeth Wappis, die heuer ihre Tätigkeit für den Verein „Hilfe im eigenen Land - Katastrophenhilfe“ zurückgelegt hat (dieser wird nur mehr von Wien aus Kärntner Fälle bearbeiten), bestätigte: „Immer mehr junge Frauen brauchen Hilfe“.
Eva Matticka, Büroleiterin von Soziallandesrätin Gaby Schaunig, konnte beim Treffen eine Neuerung verkünden: ab 2026 werden für Umbauten für barrierefreie Maßnahmen Kredite vergeben, die 100 Prozent des Aufwandes abdecken können, dadurch fällt die Schwierigkeit der Vorfinanzierung weg.
Das Partnertreffen von „Kärntner in Not“ ist ein jährlicher Austausch des Vereins unter Obfrau Antonia Gössinger mit Unterstützern und Partnervertretern sowie Personen, die „Kärntner in Not“ von Beginn an begleitet und geprägt haben. So waren die Ehrenmitglieder Herta Stockbauer, Walter Walzl und Wolfgang Rausch mit BKS Bank-Vorstandsvorsitzenden Niklaus Juhász, Walter Ebner (Rettet das Kind) sowie Leitner, Wappis und Matticka im regen Austausch. Um einmal mehr das Hilfsnetzwerk engmaschig und sicher zu knüpfen.