Die Natur ist ein kreativer Dekorateur – ganz ohne Lichterketten, blinkende Weihnachtsmänner und Rentiere mit Leuchtnase. Der Winterschmuck der Natur ist mehr als ein Ersatz. Wer jetzt in der Früh in den Garten geht, bewundert, wie kunstvoll Raureif die Gewächse schmückt. Die letzten Rosenblüten erstrahlen wie angezuckert im ersten zarten Morgenlicht. Die Spinnweben, schon an und für sich eine Pracht, werden mit zarten Eiskristallen zum vollendeten Kunstwerk.

Für Gartenliebhaber ist endgültig klar: das Abschneiden der Stauden im Herbst ist „Schnee von gestern“. Einerseits sind die Samenstände vieler Pflanzen wertvolle und beliebte Nahrung für unsere Vögel und Unterschlupf für die Überwinterungskünstler unter den Insekten, andererseits verwandeln sich die trockenen Stauden zu wundersamen Eisskulpturen.

Ein Erlebnis wartet nach den ersten wirklich kräftigen Frostnächten. Wenn sich der Gartenteich mit einer dünnen Eisschicht überzieht und sich die letzten Blätter der Seerose darunter wie in einem Herbarium präsentieren. Die einzigen Teichfische, die in einem Biotop sein dürfen, die Moderlieschen, die Bitterlinge und die Stichlinge, schwimmen noch unter der Eisdecke. Erst wenn das Wasser noch kälter wird, ziehen sie sich zurück und überwintern an den tiefsten Stellen des Teichs.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen Äste und Rinden: Die Hülle vom Zimtahorn löst sich wie das Gewürz vom Stamm. Oder der Flügel-Spindelstrauch, auch seine Rinde ist gerade im laublosen Zustand ein Blickpunkt im Garten. Und die mittlerweile in die Jahre gekommene Korkenzieherhaselnuss entpuppt sich als wahre Attraktion im vorwinterlichen Garten.

Kommt dann der erste Schnee, können sich Lichterkette & Co erst recht verstecken. Da ein Häubchen aus Pulverschnee, dort ein Eiszapfen und an anderer Stelle wieder bloß ein paar Schneekristalle in einer Astgabel. Wie eine Federzeichnung präsentieren sich nun die Gehölze.

Wenn Blätter und Blüten fehlen, zeigt sich auch, warum man bei der Gartengestaltung immer auch auf die Strukturen achten sollte. Sie kommen nun zur Geltung und geben dem Garten eine ganz besondere Note. „Du gehst nie in denselben Garten“, sagt eine Gärtnerweisheit. Das bewahrheitet sich ganz besonders, wenn jetzt im Garten die vierte Jahreszeit anbricht und das wahre Geschick des Gärtners offenbart.

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