Die Bauwirtschaft gilt als Motor der heimischen Wirtschaft. Doch seit rund zwei Jahren stockt er gewaltig. Die Auftragslage ist flau, was sich unter anderem in sinkenden Beschäftigtenzahlen und Insolvenzen zeigt. Ein kräftiges Durchstarten ist noch immer nicht in Sicht, meint Karl Glanznig, der neue Obmann der Kärntner Arge Bau: „Die Zinssenkungen und das Auslaufen der KIM-Verordnung sind zwar positive Signale, doch ein tatsächlicher Aufschwung ist nicht spürbar.“
Für den Unternehmer, der seit 26 Jahren ein Baumeisterbüro mit fünf Mitarbeitern in Villach führt, wären die Anzeichen dafür in seiner täglichen Arbeit sonst bereits sichtbar, denn: „Wir spüren als Planungsbüros ein halbes Jahr früher, was auf die ausführenden Baufirmen zukommt.“ Ob und wann die ersehnte Trendwende kommt, werde auch davon abhängen, wie sich der Konflikt zwischen Israel und Iran weiter entwickelt und damit die Öl- und Energiepreise in Österreich, die dämpfend auf die Investitionsbereitschaft wirken können.
Leistbares Eigentum
Vor allem der Hochbau schwächelt. „Förderungen müssen erleichtert werden und die Entbürokratisierung muss vorangetrieben werden“, nennt der 54-Jährige zwei Stellschrauben, an denen die Politik auf Landes- und Bundesebene jetzt drehen müsste. „Das Ziel muss sein, dass sich Jungfamilien in Kärnten wieder Eigentum leisten können. Das kann ein Neubau sein, aber auch sanierter Wohnraum, denn wir haben zu viel Leerstand“, betont Glanznig. Das werde man jedoch nur mit entsprechender Förderkulisse erreichen. „Denn die gestiegenen Lohnkosten werden nicht sinken und die Preise auch nicht“, ist er überzeugt. Die Koralmbahn berge Chancen, die das Bundesland nutzen müsse. „Wir müssen auch einer drohenden Abwanderung etwas entgegensetzen wie etwa beim Wohnen“, betont Glanznig. Ein großer Hemmschuh für die Baubranche seien auch die langen Behördenverfahren und das Fehlen von digitalen Einreichmöglichkeiten. Für einen fertig geplanten Mehrparteienwohnbau müsse man bis zum Vorliegen aller Genehmigungen rund ein Jahr veranschlagen, was mitunter auch potenzielle Investoren verschreckt. „Ein halbes Jahr wäre wünschenswert“, sagt Glanznig.
Dass die Arbeitslosenzahlen im Baubereich zwar gestiegen aber nicht explodiert sind, erklärt Glanznig mit der Alterspyramide: „Viele gehen derzeit in Pension, sonst hätten wir weit höhere Arbeitslosenzahlen.“ Der Fachkräftemangel beschäftige die Branche, die mit verschiedenen Initiativen versucht gegenzusteuern. In einer Anhebung des Pensionsalters auf 70 Jahre wie in Dänemark sieht er keine Lösung: „Das lässt sich in manchen Baubereichen aufgrund der körperlichen Belastung nicht umsetzen.“