Abgesehen vom kürzlichen Wintereinbruch hat der historisch warme Jahresstart dem Bausektor früher Arbeit beschert. „Die Trendwende hat man aber noch nicht geschafft. Die Baumilliarde ist noch nicht angekommen, die KIM-Verordnung läuft erst Mitte 2025 aus“, schildert Manfred Zechner, Spartengeschäftsführer für Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer. Für die Branche sei die Stimmung entscheidend und das aktuelle Umfeld vergrößere die Unsicherheit. „Es ist alles auf Hold, die Zurückhaltung bei Investitionen groß“, so Zechner.
Der Kärntner Bau-Innungsmeister Robert Rauter spricht von herausfordernden Zeiten: „Binnen zwei Jahren wurden 1000 Mitarbeiter abgebaut. Durch Pensionierungen und Abgänge lässt sich das nicht an den AMS-Zahlen ablesen.“ 12.500 Beschäftigte seien vergangenen Sommer bei der Bauarbeiterkasse gemeldet gewesen, 2022 waren es noch 13.500.
Leerer Sanierungstopf trifft KMU
Am schlimmsten sei die Situation aktuell für Bauträger. Der Wohnungsverkauf stagniere stark und sei um ein Drittel eingebrochen. Finanzierungshürden würden es Anbietern wie potenziellen Kunden sehr schwer machen. „Die höheren Preise für Eigentum auf der einen und für Mietwohnung auf der anderen Seite sind ein Teufelskreis“, so Rauter. Der Wegfall der Sanierungsförderung des Bundes würde regionale Klein- und Mittelbetriebe treffen, die sich auf dieses Thema spezialisiert haben. Momentan seien diese relativ gut ausgelastet – „noch“.
Der Obmann der ARGE Bauwirtschaft in der Wirtschaftskammer, Gerhard Oswald, spricht sich daher für stabile Rahmenbedingungen aus: „Bauherren brauchen Berechenbarkeit. Zurzeit ist die Höhe von Förderungen ein Thema. Als Anreiz für nachhaltiges Bauen müssen sie längerfristig gesichert sein.“ Zumal Renovierung und Nachverdichtung zu weniger Bodenversiegelung führe. Neben dem Auslaufen der KIM-Verordnung sei auch das rückläufige Zinsniveau ein positives Signal. Als Wermutstropfen bleibe das gestiegene Preisniveau bei Baustoffen, Energie- und Arbeitskosten.
Um- und Ausbau: Holz bleibt gefragt
Faktoren, die mit dazu beitragen würden, dass Sanierung, Aus- und Umbau mit Holz gerade sehr gut nachgefragt werde, so Friedrich Klaura. „Im mehrgeschossigen Wohnbau ist gerade tote Hose, auch der Einfamilien-Neubau leidet. Durch die trockene Bauweise mit vorgefertigten Elementen können Bestandshäuser rascher thermisch saniert oder aufgestockt werden“, erklärt der Innungsmeister der Holzbauer. Im Trend liege der Dachgeschoss-Ausbau des Elternhauses. Als traditioneller Startschuss für die gesamte Branche diene auch heuer wieder die bevorstehende Häuslbauermesse. Klaura: „Bei dieser bahnt sich vieles an. Die Besucher kommen mit ihren Vorhaben und drei, vier Monate später geht es an die Planung oder Umsetzung.“
„Das Bau- und Baunebengewerbe und ihre Lieferketten sind die konjunkturelle Lokomotive der Kärntner Wirtschaft, auf die mit 2,7 Milliarden Euro rund 20 Prozent der Gesamtwertschöpfung entfallen“, sagt Oswald. Insgesamt würden 40.000 Arbeitsplätze an diesem Bereich hängen. 70 Prozent der Aufträge werde von Privatpersonen und Firmen erteilt, der Rest entfalle auf die öffentliche Hand.