Die jüngsten Zahlen von Statistik Austria (vom 10. Jänner 2025) sprechen eine deutliche Sprache: Im dritten Quartal 2024 wurden lediglich 11.563 Baubewilligungen für Wohnungen, erteilt - die Baubewilligungen für neue Gebäude fielen im dritten Quartal 2024 gar auf 4085. Die schwache Baukonjunktur bekam auch Baumit in Österreich zu spüren. „Wir haben einen Umsatzrückgang von circa 10 Prozent hinnehmen müssen und sind auf dem Niveau vor Corona“, berichtete der Geschäftsleiter der Baumit GmbH. Die Verkaufserlöse gingen im Jahresabstand von 320 auf 287 Mio. Euro zurück. Das hat sich auch auf den Gewinn ausgewirkt. „Das Ergebnis war in der Vor-Corona-Zeit auch etwas besser - wenn man so an Umsatz verliert, ist das schwer wieder aufzuholen“, so Bursik.

Sanierung hinkt hinterher

 „Wir waren auch 2024 mit schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert. Die thermische Sanierung wurde leider noch nicht so angenommen, wie wir es aufgrund der Förderoffensive erhofft hatten.“ Die Förderanträge seien aufgebraucht - es habe eine sehr starke Nachfrage gegeben. „Davon ist leider noch nichts spürbar bei uns angekommen“, sagte der Marketingleiter der Baumit Group, Roman Stickler. Das dauere etwas. „Alle haben bis 2026 Zeit, die entsprechenden Projekte umzusetzen“, so Stickler mit Blick auf die Förderungsbezieher.

Der Sanierungsbedarf ist laut Baumit enorm. „Ein Großteil der Gebäude in Österreich wurde vor 1990 gebaut“, merkte Rudolf Ofenschiessl, Verkaufsleiter der Baumit GmbH, an. „Genau die gebrauchten Gebäude gilt es zukunftsfit zu machen“, bekräftigte der Marketing-Chef. Es brauche eine 2-prozentige Sanierungsrate, um den Gebäudesektor bis 2040 klima- und zukunftsfit zu machen. Davon sei die thermische Gebäudesanierung meilenweit entfernt.

Der deutliche Rückgang am Neubausektor konnte nicht annähernd kompensiert werden“, zieht Bursik Bilanz. „Wir hatten nun das zweite Jahr in Folge mit Mengen- und Umsatzrückgängen zu kämpfen. Dennoch bin ich stolz, wie wir, dank des großen Engagements aller Mitarbeiter, gemeinsam das abgelaufene Jahr gemeistert haben“.

Leichter Mitarbeiterrückgang

Der Mitarbeiter-Stand von Baumit Österreich konnte im vergangenen Jahr mit 690 Beschäftigten fast gehalten werden - der leichte Rückgang lässt sich in erster Linie auf nicht nachbesetzte Pensionierungen zurückführen. Österreichweit bildet Baumit zurzeit 28 Burschen und 4 Mädchen in ihren Berufen aus. „Ganz neu in der Bildungsregion Piestingtal ist unser Matura-Standort in der Baumit Lehrwerkstätte. Rund ein Drittel aller Baumit Lehrlinge macht mittler­weile Lehre mit Matura“, so Georg Bursik. Über die Pensionierungswelle bei der Babyboomer-Generation mache man sich Gedanken. Bis 2032 gehen bei Baumit etwa 120 Leute in Pension. „Die Hälfte davon wird sicher nachbesetzt werden“, sagte Bursik. „Das hängt damit zusammen, wie gut die Werke ausgelastet sind.“

Investitionsvolumen

2024 wurden von der Baumit GmbH in den Standort Österreich über 20 Millionen Euro in Anlagenprojekte und Infrastrukturmaßnah­men investiert. Für das Jahr 2025 sind in die­sem Bereich erneut rund 20 Millionen Euro für Investitionen budgetiert.

Ausblick 2025

„Österreich benötigt derzeit 40.000 bis 60.000 Wohneinheiten. Von diesem Ziel sind wir 40 bis 45 Prozent entfernt. Wenn Häuslbauer und Gemeinnüt­zige noch länger zuwarten, verschlimmert sich die Situation nur noch mehr. Jedes Jahr, das man verliert, vergrößert den Bedarf“, sieht Georg Bursik eine weitere Verschärfung der Marktsituation und fordert von der neuen Regierung entschlossene Schritte, um die Bauwirtschaft zu stabilisieren und die Klimaziele zu erreichen. Die Lücke an Neubauwohnungen dürfte sich vorerst nicht schließen lassen: „Ich glaube, man kann in der Baubranche froh sein, wenn der Wohnungsbau auf dem Niveau von 2024 bleibt“. Österreich brauche Wohnraum und eine starke Bauwirtschaft, um soziale Stabilität und wirtschaftliches Wachstum zu sichern.

Bursik forderte im Namen von Baumit von der nächsten Regierung entschlossene Schritte, um die Bauwirtschaft zu stabilisieren und die Klimaziele zu erreichen. Auf der Wunschliste stehen der Abbau bürokratischer samt Entrümpelung der Bauordnung, eine Neudotierung des Sanierungsbonus 2025/26, eine Zweckbindung der Wohnbauförderung für den Wohnbau, eine höhere Förderung pro Quadratmeter beim gemeinnützigen Wohnbau bzw. eine Anhebung der dortigen Mieten sowie eine Aussetzung der Lohnnebenkosten bei Verarbeitern von Wärmedämmverbundsystemen, also in der thermischen Sanierung, „bis der Großteil der Gebäude saniert ist“. Hier gebe es derzeit ohnedies keine Steuereinnahmen, da fast nicht saniert werde.