Es ist eine paradoxe Situation am heimischen Arbeitsmarkt: Auf der einen Seite bauen Firmen Mitarbeiter ab, auf der anderen bleibt der Fachkräftemangel bestehen. „Tatsächlich gibt es einen hohen Bedarf und trotzdem immer mehr Arbeitssuchende“, sagt Andreas Görgei, der in der Wirtschaftskammer das Wifi leitet und die Bildungspolitik verantwortet. Hinzu komme, dass in den Betrieben, die Motivation sinke, Lehrlinge auszubilden.

Mit der gemeinsamen Initiative „Jobs mit Zukunft“ – unterstützt von der Kleinen Zeitung – soll gegengesteuert werden. Auch Christoph Appé, Referatsleiter für Lehrlinge und Jugend bei der Arbeiterkammer, bestätigt: „Der Druck für Jugendliche steigt. Das sehen wir anhand der Beratungen.“ Gleichzeitig gebe es in Kärnten so gute und breite Ausbildungsmöglichkeiten wie noch nie. Bei Förderprogrammen wie Lehre mit Matura sei man österreichweit Vorreiter. Anders sieht es bei der Variante nach der Matura aus.

Podiumsdiskussion, Thema Bildung, Landesmuseum Kärnten, Fürstlich, Fotograf Thomas Hude, 22.4.2025, Peter Wedenig (Leiter AMS Klagenfurt), Mag. Andreas Görgei (GF WIFI Kärnten), Christoph Appé (Arbeiterkammer Kärnten), Kleine Zeitung
Christoph Appé (AK), Peter Wedenig (AMS), Andreas Görgei (WK) und Nadja Karner-Waiguny (Kleine Zeitung) beim Business Talk © Thomas Hude

170 Lehrberufe in Kärnten

„In Deutschland wählen 20 Prozent dann eine duale Ausbildung. Kärnten kommt bei 1800 Maturanten jährlich nur auf 2,5 Prozent“, so Görgei. Hier gebe es noch immer Probleme mit dem Image der Lehre: „Sie ist besser als ihr Ruf. Im Elternhaus werden hohe Einkommen oft nur dem Studium zugeschrieben.“ AMS-Geschäftsführer Peter Wedenig ergänzt: „Es braucht mehr Aufklärungsarbeit, auch in Gymnasien, damit dort die Lehre ein Thema wird.“

Der gemeinsame Tenor: In Kärnten wird man nur dann auf Fachkräfte zählen können, wenn sie auch hier ausgebildet werden. Hier soll auch nicht gespart werden, denn das Lehrmodell halte die Jugendarbeitslosigkeit gering. Problematisch sei, dass die breite Basis der Lehrbetriebe für insgesamt 170 Berufe schrumpft. Noch würden mittlere und große Unternehmen den Wegfall von kleinen Handwerksbetrieben kompensieren. Um die Vielfalt zu erhalten, wollen die Sozialpartner die Ausbildung fördern sowie mit gemeinsamen Programmen die Nachfolge unterstützen und Übergaben fördern.