Wer ist schuld an dem Hangrutsch? Diese Frage sorgt im Land seit Monaten für rauchende Köpfe. Im Mai sank die südsteirische Weinstraße am Graßnitzberg in der Gemeinde Straß bedrohlich ab. Da der Hang abzurutschen drohte, wurde er gesperrt. Kein Fahrzeug oder Fußgänger durfte den Straßenabschnitt überqueren.

Die Befürchtung der Behörde wurde Realität. Nur kurze Zeit später setzte sich der Hang in Bewegung. Teile der Straße rutschten auf den darunter liegenden Weingarten von Winzer Tement ab. Verletzt wurde dabei niemand.

Gefährliche Baustelle

Die Sicherungsmaßnahmen liefen auf Hochtouren. Kein einfaches Unterfangen. Nur geschultes Personal, das ständig den Berg im Blick hatte, durfte auf die Baustelle. Für alle anderen war es zu gefährlich. Die massiven Regenfälle verschärften die Situation.

Video: Erste Sicherungsmaßnahmen Anfang Juni

Mittlerweile sind die Sanierungsarbeiten der südsteirischen Weinstraße in vollem Gange. Laut Wolfgang Fehleisen von der Baubezirksleitung Südweststeiermark läuft alles nach Plan. "Mitte, Ende August ist aus derzeitiger Sicht die Straße wieder befahrbar", sagt er.

Die Gesamtkosten werden laut Anton Lang, Landeshauptmann-Stellvertreter und Verkehrsreferent, auf rund 600.000 Euro geschätzt. Auch die Schäden im Weingarten sind nicht unerheblich.

Wolfgang Fehleisen leitet die Baubezirksleitung Südweststeiermark
Wolfgang Fehleisen leitet die Baubezirksleitung Südweststeiermark © Robert Lenhard

Der umstrittene Weingarten – dafür musste ein Wald mit schutzwaldartigem Charakter gerodet werden – wurde wenig überraschend zum Politikum. Die große Frage "Wer zahlt den Schaden?" schwebt wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Politiker und des Winzers. Alles blickt auf die Gutachter. Ihre Arbeit wird zeigen, wem die Rechnung serviert wird. 

Rechtsanwalt eingeschaltet

"Die Rutschung ging vom Straßenkörper der L 613 aus, nicht vom angrenzenden Weingarten": So die Erkenntnis des Sachverständigen von Familie Tement. Sie werden von Rechtsanwalt Georg Seebacher von Scherbaum und Seebacher Rechtsanwälte in der Causa vertreten. Es werde geprüft, ob die Behörden durch Sicherungsmaßnahmen den Hangrutsch verhindern hätten können. Risse und Setzungen der Straße waren bereits seit mehr als drei Jahren bekannt.

"Unsere Mandantin, das renommierte Weingut Tement, weist jede Verantwortung für die Rutschung der Landesstraße L 613 zurück und fordert das Land Steiermark auf, die Verantwortlichkeiten zu klären", stellt Seebacher klar. 

So weit ist das Land

Laut Fehleisen von der Baubezirksleitung Südweststeiermark liegt das Gutachten des Landes noch nicht vor. Die Sachverständigen haben zusätzlich einen Bodenaufschluss durchgeführt. Heißt: Man hat sich an einem gewissen Punkt angeschaut, wie die Beschaffenheit des Bodens weiter im Inneren aussieht. Ende Juli soll das Gutachten vorliegen. Laut Fehleisen blickt der Verfassungsdienst, ein Anwalt und ein Geologe, auf den Schrieb, um dann zu entscheiden, wie man weiter vorgeht.