Es herrscht Gefahr in Verzug: Die Straße über dem umstrittenen Tement-Weingarten am südsteirischen Graßnitzberg ist nach einem Hangrutsch seit Samstag nicht nur für den Verkehr gesperrt. Es gibt ein generelles Betretungsverbot, wie der Leibnitzer Bezirkshauptmann Manfred Walch bestätigt. 0,5 Hektar des Weingartens, der direkt unter der Landesstraße L 613 liegt, sind ebenfalls für alle gesperrt.
Aktuell sind ein Geologe der Baubezirksleitung Südweststeiermark und ein von Winzer Manfred Tement beauftragter Geologe dabei, ein Sanierungskonzept auszuarbeiten. Zusätzlich wurde vom Land ein externer Prüfstatiker hinzugezogen, berichtet Wolfgang Fehleisen von der Baubezirksleitung Südweststeiermark. "Es kann derzeit nicht garantiert werden, ob die Straße oben stehen bleibt oder komplett runterkommt", warnt Fehleisen. Mit Planen wurde der Hang teilweise abgedeckt und mit Pumpen das Wasser abtransportiert.
Passanten ignorierten Betretungsverbot
Die Situation sei gefährlich. Einige Passanten kümmerte das wenig. Trotz eingerichteter Umleitungen überquerten am Wochenende einige den abgesperrten Straßenteil. Nicht ohne Folgen: Da der Abschnitt behördlich gesperrt wurde, kontrolliert die Polizei und erwischte Passanten. Ihnen droht eine Anzeige bei der Behörde.
Umleitungen eingerichtet
Vom Land wurde eine großräumige Umleitung über Gamlitz eingerichtet. Für den Pkw-Verkehr und Anrainer gibt es kleinräumigere Umleitungen über den Katzengraben oder Obegggraben beim Weingut Polz. "Die Saison geht los und dann so etwas. Für uns ist die Sperre schlimm, die betroffenen Betriebe sind jedoch erreichbar. Touristisch ist alles sichergestellt", erklärt Reinhold Höflechner, Bürgermeister von Straß in der Steiermark. Auch auf slowenischer Seite hat man die Behörden informiert, da einige über Plač Richtung Südsteiermark kommen.
Das sagt Tement
Die Gemeinde hofft auf eine rasche Behebung der Schäden. So auch Winzer Manfred Tement. Auf seinem Grundstück habe es sechs bis sieben Rutschungen gegeben. "Rund 250 Meter vom gesperrten Bereich des Weingartens entfernt, kam auch ein Teil der Straße samt Bäumen herunter. Da gab es nie Anzeichen", erzählt der Winzer. Bis das Betretungsverbot aufgehoben wird, kann er den betroffenen Weingarten nicht bewirtschaften. Wie hoch sein Schaden ist, könne er noch nicht sagen.
Wald für Weingarten gerodet
Der Weingarten am Graßnitzberg stieß bereits von Anfang an auf Kritik bei Anrainern und Naturschützern. Die Rodung des Waldes sorgte 2019 für Aufruhr. Der Wald war kein Schutzwald, hatte jedoch schutzwaldartigen Charakter. In der Regel sind solche Wälder auf steilen Hängen oder windstarken Arealen zu finden, wie Dietmar Forstner, Leiter des Forstfachreferates der BH Leibnitz, erklärt. "Ich hatte schon Bedenken, daher habe ich damals in dem forstfachlichen Gutachten auch die Empfehlung abgegeben, einen Geologen hinzuzuziehen, um abzuklären, wie stabil der Hang ist", sagt Forstner.
Im Gutachten wurde festgehalten, dass der Wald am Graßnitzberg durch seinen schutzwaldartigen Charakter eine erhöhte Wirkung hat und daher ein erhöhtes öffentliches Interesse besteht, ihn zu erhalten. Das agrartechnische Gutachten mit dem öffentlichen Interesse des Rodungszwecks hinsichtlich der Errichtung eines Weingartens überwog. Das umstrittene Projekt wurde bewilligt.
Schuldfrage noch nicht geklärt
Wer nun die Schuld für den erneuten Hangrutsch trägt, ist nicht geklärt. "Man versucht aufgrund des öffentlichen Interesses natürlich so schnell wie möglich zu sanieren", sagt Fehleisen. Wie hoch die Kosten sind, kann er noch nicht sagen. Ebenso wenig, wer wie viel davon bezahlt. Laut Bezirkshauptmann Walch ist der Hang grundsätzlich problematisch. Setzungen soll es schon vorher gegeben haben.