„Es tut mir vor allem um das Viertel leid, wir haben vor allem von unseren Stammkunden gelebt“, sagt Harald Paulic. Das dürfte auf Gegenseitigkeit beruhen: Denn fast 200 Unterschriften wurden in den letzten Wochen gesammelt, um den Trafik-Standort in der Nibelungengasse zu erhalten. Paulic hat selbst entschieden, das Herz-Jesu-Viertel nach vier Jahren zu verlassen und sich erfolgreich um einen anderen, viel umsatzstärkeren, Standort im Hartberger Einkaufszentrum beworben. Dennoch bemühte er sich mit seinem Team, die Trafik in Graz in neue Hände geben zu können, einen Interessenten gab es bereits. „Denn gerade für die älteren Menschen sind wir eine wichtige Anlaufstelle, zum Briefmarken oder Fahrscheine kaufen. Für die Jüngeren waren wir Paketstation für gleich drei Anbieter“, betont Paulic.
Seitens der Monopolverwaltung GmbH heißt es, dass die Trafik „aus wirtschaftlichen Gründen nicht nachbesetzt“ würde. Das liege einerseits an dem inklusiven System – frei werdende Standorte werden nach wie vor ausschließlich an Menschen mit einem Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent vergeben. Andererseits habe man eine Strukturanalyse durchgeführt. Ergebnis: Der Standort trage sich nicht wirtschaftlich. „Der Standort wird nur nachbesetzt, wenn er sich wirtschaftlich trägt, heißt, wenn der Eigentümer von den Erträgen leben kann“, sagt Pressesprecherin Trude Schreibershofen.
Mit der Nicht-Nachbesetzung der Nibelungengasse sorge man zusätzlich – eben auch im Hinblick auf das inklusive System – dafür, dass die umliegenden Trafiken gestärkt werden. In diesem Fall ist der nächste Standort bei der Alten Technik sogar nur 300 Meter bzw. fünf Gehminuten entfernt.
Ein Dankeschön zum Abschied
„Sehr schade“, meint Christian Hippacher von der FPÖ-St. Leonhard: Die Trafik habe sich in den letzten Jahren zu einer Art sozialen Treffpunkt entwickelt. Stadtparteigeschäftsführer Dominik Hausjell nimmt die Schließung zum Anlass, gegen die Stadtpolitik zu wettern – wobei die Schließung und Nicht-Nachbesetzung allerdings allein Entscheidungen des Betreibers und der Monopolverwaltung waren: „Man darf daran zweifeln, dass sich wirtschaftliche Standorte von der fehlgeleiteten linken Stadtpolitik jemals wieder erholen werden.“