Er sei für „einen Fußballer zu wenig Arschloch, zu wenig ichbezogen“. Aussagen, die von Markus Pink abprallen, haben ihm jene Zeit als Autoverkäufer vermittelt, dass es auf eine andere Art funktionieren kann. „Was kostet die Welt“ ist gar nicht sein Ding. „In meiner Fußballauszeit habe ich zu mir gefunden. Ich war kurz verloren, wobei ich mich nicht untergegangen gefühlt habe, aber dadurch habe ich Werte entwickelt. Ich bin mit keinem Verein im Schlechten auseinandergegangen – das sagt einiges über meine Person aus.“
Seine Frau Martina, die er ein Jahr von sich überzeugen musste, meint, „dass er sich immer hinten anstellt, immer in zweiter Reihe steht. Er will es jedem recht machen und es soll zuerst den anderen gutgehen, er kommt immer zum Schluss. So ist er in jeder Lebenslage.“
Seit elf Jahren sind die beiden ein Paar, seit 2018 verheiratet, „dabei wollte ich keinen Fußballer. Ich habe mir eingeredet, dass ein Kicker nichts für mich ist. Man hört ja die ständigen Klischees, aber ich habe schnell gemerkt, dass er komplett anders ist“, versichert die Friseurin und verrät dabei, „dass es am Schlimmsten ist, wenn er nicht aufgestellt wird. Dann ist er angespannt, gereizt und die Zündschnur sehr kurz. Wenn es rennt und er trifft, ist‘s perfekt“, weiß Martina ihren Liebsten so zu nehmen, wie er ist.
„Im Normalfall ergibt sich da nichts mehr“
Pinks Fußballlaufbahn ist eine der untypischeren, zog er doch mit 20 Jahren einen Schlussstrich. Zuvor durchlief er die Kärntner Akademien, kickte für die Amateure sowie die Profis der Austria. „Als der Verein in Konkurs gegangen ist, bin ich mit in die Regionalliga, das Jahr darauf war erst einmal Schluss. Wenn das Geld nicht pünktlich kommt, muss man sich Gedanken machen, wie man seine Miete bezahlt.“ Der Pischeldorfer fasste den Entschluss, ein Jahr als Autoverkäufer zu arbeiten.
Doch das Feuer war nicht erloschen und so führte ihn der Weg, wie aus dem Nichts, zur Vienna, wo ihn das Pfeiffersche Drüsenfieber außer Gefecht setzte. „Das war mein absoluter Tiefpunkt und wer mich kennt, weiß, dass ich ungern über gewisse Sachen rede. Ich mache solche Dinge lieber mit mir selbst aus“, erklärt Pink, der anschließend bei Mattersburg andockte und so seine zweite Chance nützte. Nach dem Aufstieg mit den Burgenländern zog es ihn nach fünf Jahren zu Sturm, wo er unter Coach Nestor El Maestro zu kämpfen hatte.
Abenteuer statt „Kulturschock“
Die Rückkehr an den Wörthersee erwies sich als Glücksgriff, ehe er nach einem nicht geglückten Transfer nach Italien für einen Knalleffekt sorgte: Der Mittelstürmer unterschrieb bei Shanghai Port (chinesische Super League) einen Einjahresvertrag und wurde dort als erster Österreicher Meister. Ein Abenteuer für seine Kids, Kulturschock Fehlanzeige. „Es war so cool, ich kann auch etwas chinesisch“, grinst Max, der seinen Papa am liebsten noch in Dubai sehen würde. „Aber Shanghai war bis jetzt das Beste“, legt sich Max fest.
Bevor Pink schließlich der Ruf aus Wolfsberg lockte, legte er einen Zwischenstopp in Sandhausen ein – die Rückreise erwies sich als „Erleichterung. Es wollte niemand mehr dortbleiben“. Der Start beim WAC war allerdings „nicht der einfachste“. Inzwischen läuft das Werk‘l längst – der Doppelpack beim 3:0-Erfolg gegen BW Linz sei dennoch speziell gewesen.
Jede Art von Trainertypen hautnah miterlebt
Dass der Papa ihre Nummer eins ist, ist unbestritten, wobei es den Brüdern Nicolas Wimmer, Donis Avdijaj und Dejan Zukic angetan haben. „Mateo und Dejan sprechen zwar nicht dieselbe Sprache, aber die zwei haben eine eigene Beziehung, er hört auch seine Musik. Nach dem Cupsieg kann ich mich erinnern war mein Kleiner weg und hat mit Dejan auf den Schultern in der Menschenmenge Party gemacht“, erzählt Pink, der in seiner Laufbahn einige Freundschaften (Jörg Siebenhandl ist Mateos Taufpate) geknüpft hat und im Prinzip jede Art von Trainertypen hautnah miterlebte.
Hector hält alle auf Trab
Die Familie lebt in einer Vereinswohnung wenige Gehminuten von der Lavanttal-Arena entfernt. Action ist vorprogrammiert, denn ein fünf Monate alter Maltipoo namens Hector (“wir wollten, dass die Leute zusammenzucken, wenn sie nicht wissen, was daherkommt“) hält alle auf Trab. Die Frage, wer morgens Gassi geht, war nahezu überflüssig, denn der Blick des 34-Jährigen – angeblich ein Morgenmensch – sprach Bände. „Dass ich jetzt jemand bin, der auch einmal auf den Tisch haut, glaubt mir sowieso keiner.“
Dass beim Uno-Spielen Mateo geschickt schummelt und Max, der sich für die Bibel interessiert, in der Regel verliert, ist egal – am Ende ist „Qualitytime“ der vier „M“ das Entscheidende. So auch beim Ausflug nach Spielberg zur Formel 1. „Ich bin ein riesiger Max-Verstappen-Fan, Opa kommt immer mit seinem Lewis Hamilton um die Ecke. Naja.“ Der zweifache Familienvater und Tattoo-Liebhaber, der den Haushalt „mitschupft“, blüht in seiner Rolle als Jugendtrainer auf. Streng? „Der Papa nicht, die Mama eher schon“, erzählt Max ohne rot zu werden.
Fazit? Markus Pink ist ein Paradebeispiel, um Karrieren nicht ansatzweise voraussagen zu können.