Er musste sich im Prinzip nicht lange gedulden, doch in Schottland wird Loyalität großgeschrieben. „Der Verein hat letzte Saison richtig gut performt, ist Dritter geworden, und da hat der Coach im Vorfeld zu mir gemeint, dass er darauf nicht ganz vergessen darf, aber er hat mir auch zu verstehen gegeben, dass ich kurz- und mittelfristig spielen werde“, erklärt Keeper Raphael Sallinger, der schließlich am Sonntag im „Scottish League Cup“ gegen den Erstligisten Livingston beim 2:0-Sieg sein Debüt im Tor von Edinburgh gab. Als Nächstes warten übrigens die legendären Glasgow Rangers.

„Der ganze Verein und das Umfeld sind extrem professionell. Das hat meine Erwartungen definitiv übertroffen. Du hast ein Trainingszentrum mit sechs Naturrasenplätzen, komplette Verpflegung, es fehlt dir an nichts. Jedes Heimspiel war bisher mit 20.000 Zusehern ausverkauft, es gibt eine Riesenfanbase und dazu ist die Stadt auch noch richtig cool. Es ist hier wie eine kleine Familie und war für mich die absolut richtige Entscheidung“, gerät der 1,96-Meter-Hüne ins Schwärmen und spricht fußballerisch von einem ähnlichen Niveau wie in Österreich.

Der ausschlaggebende Grund für den Wechsel war ein durchaus logischer: „Ich wollte die Gelegenheit in meinem Alter nutzen und den nächsten Schritt wagen. Ich habe in der Steiermark gute Leistungen gezeigt, durfte mit dem Verein eine sehr erfolgreiche Zeit genießen, mit dem Erreichen der Meistergruppe, dem Punkterekord und dem Cupfinale und jetzt wartet eine neue Aufgabe.“

„Es ist wie ein Mini-London“

Bereits kommenden Donnerstag wartet das Play-off der Conference League vor heimischer Kulisse gegen Legia Warschau. „Seit ich da bin, hatten wir bisher jede Woche immer zwei Spiele pro Woche. Wir haben 38 Ligaspiele, zwei unterschiedliche Cupbewerbe und dann kommen noch die internationalen Partien dazu“, erzählt Sallinger, dem nach seinen Anfängen in der FC Kärnten Jugend, bei Welzenegg und in Kalsdorf mit 16 Jahren der Ruf nach Kaiserslautern lockte. Es sei eine Zeit gewesen, die ihn enorm geprägt hat, bevor er vier Jahre später zum WAC wechselte.

Ans Leben in Schottland hat sich der Klagenfurter nach kürzester Zeit gewöhnt, lebt er gerade einmal 20 Meter vom Strand entfernt, wobei die Wassertemperaturen freilich nicht an den Wörthersee in den Sommermonaten erinnern. „Ein paar Wagemutige schaffen es immer wieder ins Wasser. Ich spaziere gerne herum, es ist ideal um abzuschalten und ich habe anscheinend noch nicht wirklich das schottische Wetter erlebt, es ist nur hin und wieder windig. Die Leute sind extrem offen, es gibt viele unterschiedliche Restaurants, wie ein Mini-London. Und in den Pubs bist du hier ein Held. Die Menschen leben den Fußball, das ist eine völlig andere Welt hier, nur der schottische Slang ist nicht zu verstehen“, grinst der 29-Jährige, zu dessen Steckenpferd das Spiel mit dem Fuß, der Spielaufbau, die Strafraumbeherrschung sowie das Eins gegen Eins zählt.

Freundin Darinka Stock arbeitet als Ernährungsberaterin bei Meister Sturm Graz, aber in der kommenden Länderspielpause geht‘s für „Salle“ nach Österreich, dem eine Tatsache schnell bewusst geworden ist: