In der FPÖ rumort es. Klubobmann Herbert Kickl hatte bereits vor Monaten erklärt, dass ihn die Position von Parteichef Norbert Hofer irgendwann reizen könnte. Doch nun bringt sich der streitbare Freiheitliche aktiv selbst als Spitzenkandidat bei einer möglichen Neuwahl ins Spiel. Und gibt seinem Parteichef, gegen den aktuell ermittelt wird, im Interview mit der "Kleinen Zeitung" auch noch einen Rat mit auf den Weg: Sollte es zur Anklage kommen, sei das nicht mit Hofers Amt als Dritter Nationalratspräsident vereinbar.

Hofer selbst befindet sich aktuell auf Reha, sein Büro reagierte zuletzt zurückhalten auf Kickls Sticheleien. Offenbar wurde es dem Parteichef am Donnerstag aber zu bunt. Via Twitter erteilte er Kickls Idee, statt Neuwahlen eine Vier-Koalition mit Grünen, SPÖ und Neos zu bilden, "eine klare Absage". "Unsere Wähler haben uns nicht unterstützt, damit wir die Politik der Grünen mit Steuererhöhungsfantasien und offenen Grenzen in der Regierung halten", heißt es in dem Tweet.

Kickls Umfeld nimmt den digitalen Gegenschlag hingegen gelassen entgegnet. Und erinnert daran, dass Hofer erst im vergangenen Oktober laut über eine "Allparteienregierung" nachgedacht hatte. Eine von Kickl provozierte Obmann-Debatte wird dennoch vehement bestritten.

Doppelspitze nach Strache-Abgang

Dass die "Doppelspitze" Hofer/Kickl die Freiheitlichen aktuell anführt, hat auch mit Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache zu tun. Nach dessen unrühmlichem und auf Video aufgezeichneten Abend auf Ibiza kam der Partei der strahlende Frontmann abhanden. Hofer, der frühere Stratege im Hintergrund, hatte im Bundespräsidentschaftswahlkampf breite Bekanntheit erlangt. Das freundliche Gesicht des Freiheitlichen schmeckt aber nicht allen in der Partei. Deshalb setzte man mit Kickl einen erfahrenen Oppositionspolitiker mit spitzer Zunge an Hofers Seite, um Fans des härteren blauen Kurses zufriedenzustellen.

Zudem kam auch Hofer die Konstellation entgegen. Als Dritter Nationalratspräsident schätzt der Freiheitliche das repräsentative Amt und hat mehrfach angekündigt, mit einer erneuten Kandidatur bei der Bundespräsidentschaftswahl, die im kommenden Jahr ansteht, zu liebäugeln. Kickl soll sich unter anderem auch wegen dieser Aussicht mit Platz zwei zufrieden gegeben haben.

Beide bestreiten Obmanndebatte

Das alles ging bis zuletzt auch gut, denn die beiden Politiker verbinden seit jeher keine Freundschaft, sondern eine professionelle Beziehung und inhaltlich wenig offensichtliche Differenzen. Nun scheint Kickl jedoch Gefallen am Gedanken gefunden zu haben, die Geschicke der Partei selbst zu lenken. Unterstützung dafür haben bereits die Landesparteichefs von Salzburg und Tirol signalisiert.

Nach außen kalmieren beide, es gebe weder eine Obmanndebatte, noch einen Richtungsstreit. Die aktuellen Sticheleien sorgen aber dennoch für Verstimmungen in der Partei.