Angekündigte Revolutionen finden selten statt. Die pinke Basis hat sich mit erdrückender Mehrheit für den Wechsel von der Oppositions- auf die Regierungsbank ausgesprochen. Die Grünen hatten 2020 mit 93 Prozent für den Schulterschluss mit Sebastian Kurz votiert, die Neos setzten noch einen Prozentpunkt darauf. 

Offenkundig beweisen die Mitglieder der Neos mehr Realismus und Pragmatismus als so mancher Beobachter. Bei der Bildung etwa ist eine pinke Handschrift im Koalitionsabkommen deutlich sichtbar, bei den Pensionen ist diese hingegen deutlich verwachsener. Lieber einen Fuß in der Türe als draußen vor der Tür - das war offenkundig das Motto, von dem die Mitgliederversammlung getragen war. 

Einen großen Anteil an dem Ausgang hatte Beate Meinl-Reisinger mit einer sehr emotionalen Rede. Ein Nein in der Abstimmung hätte das politische Ende der Neos-Chefin bedeutet, wahrscheinlich wären auch die Neos implodiert.

Video: Best-of der Rede von Beate Meinl-Reisinger

Nach fünf Monaten hat Österreich endlich wieder eine Regierung. Dass die Angelobung am Rosenmontag mit der längsten Regierungsbildung der Zweiten Republik einherging, ist mehr als eine Anekdote. Seit dem Nationalfeiertag führt eine Übergangsregierung das Land an, die über keine parlamentarische Mehrheit verfügt. Gesetze konnten mangels Mehrheit nicht eingebracht werden, der Stillstand wurde quasi politisch-parlamentarisch aufoktroyiert.

Am Montag wird die neue Dreierkoalition in der Hofburg angelobt. Meinl-Reisinger hat selbst in ihrer Rede eingeräumt: „Schonfrist haben wir keine!“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Nach fünfmonatigem Hin und Her kann es für die 21-köpfige Mannschaft nur noch heißen: Ärmel aufkrempeln und an die Arbeit!