Nachdem die Kraftwerksanlagen Obervellach I und Lassach am Ende ihrer technischen Lebensdauer angekommen sind, wird inzwischen seit mehr als zwölf Monaten im Gemeindegebiet von Mallnitz und Obervellach intensiv gebaut. Mit der dieser Tage erfolgten Dachgleiche, ist ein wichtiger Meilenstein im Projekt erreicht: Der Rohbau des neuen Krafthauses ist plangemäß abgeschlossen worden. Die Dachkonstruktion wurde aus regionalem Holz von einem Kärntner Unternehmer hergestellt. Auch die Arbeiten am großen Ausgleichsbecken, das künftig eine wichtige Regulierungsfunktion während des Kraftwerkbetriebs einnehmen wird, sind bereits weit fortgeschritten.

Bis 2024 entsteht mit dem Bau des Kraftwerks Obervellach II eine komplett neue, unabhängige Kraftwerksanlage – die ÖBB investieren rund 180 Millionen Euro in das Projekt.

200 Arbeiter am Hoch- und Untertagebau

Eine 3D-Ansicht des Kraftwerks, das 2024 in Obervellach in Betrieb gehen wird
Eine 3D-Ansicht des Kraftwerks, das 2024 in Obervellach in Betrieb gehen wird © KK/ÖBB

„Es wird derzeit gleichzeitig am Hochbau des Krafthauses, im Untertagebau sowie an den peripheren Kraftwerksanlagen selbst gearbeitet“, freut sich der für den Bau verantwortliche ÖBB-Projektleiter Christian Höss. Rund 200 Arbeiter und Mineure arbeiten teils im Mehrschichtbetrieb in den Tunnel und Stollen sowie den obertägigen Bauabschnitten zwischen Mallnitz und Obervellach. Insgesamt werden drei Wasserfassungen (Mallnitz-, Dösen- und Kaponigbach), ein rund vier Kilometer langer Triebwasserstollen, ein 50- Hz-Kleinwasserkraftwerk in Kaponig sowie ein Speicherstollen mit einem Fassungsvermögen von 60.000 Kubikmetern gebaut. Zukünftig wird die neue Druckrohrleitung mit 1,80 Meter Durchmesser, durch welche das Wasser zum Kraftwerk gelangt, anders als bisher, unterirdisch verlegt sein und wesentlich zur Verschönerung des Ortsbildes beitragen.

Das Herzstück des Projektes bildet das neue Krafthaus, mit seinem ebenfalls 60.000 Kubikmeter fassenden Ausgleichsbecken im Gewerbegebiet von Obervellach. Der Damm des Beckens wurde aus aufbereitetem Material, gewonnen im Tunnelvortrieb, hergestellt.  „Die zwei, auf dem modernsten Stand der Technik ausgerüsteten Bahnstrommaschinensätze, werden gemeinsam mit dem 50-Hz-Kleinwasserkraftwerk eine Energie von rund 125 Gigawattstunden pro Jahr erzeugen. Dies entspricht ca. 30.000 Railjetfahrten von Villach nach Wien. Damit kann die nachhaltige Energieerzeugung für die Eisenbahn in Österreich – am Standort Obervellach - gegenüber heute um mehr als 35 Prozent gesteigert werden“, sagt Ausrüstungskoordinator Christoph Sailer stolz.

Aufweitung der Möll

Gebaut wird bis Ende 2023, danach folgt der Probebetrieb, welcher mit Anfang 2024 in den Regelbetrieb übergehen soll. Mit dem Bau des Kraftwerks Obervellach II leisten die ÖBB einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Die Umsetzung jedes Bauvorhabens ist ohne Beanspruchung von Naturflächen nicht möglich. Deshalb wurde im Zuge der Bauarbeiten für das Kraftwerk Obervellach II ein rund 2,3 Hektar großes Areal an der Möll als wasserbauliche und ökologische Ersatz- und Ausgleichsmaßnahme umgesetzt.

Neben der Aufweitung des rechten Möll Ufers, der Uferstrukturierung, der Freilegung eines verlandeten Nebenarms, wurde auch ein mehrere hundert Quadratmeter großes Stillgewässer angelegt sowie ein verwachsener Auwald wieder in seinen ursprünglichen Zustand renaturiert.