Rebecca hat das hübsche Gesicht einer jungen Frau, spielt aber immer noch mit der Rassel wie ein kleines Kind. Sie sitzt im Rollstuhl und winkt mit der Hand. „Mei Pinkale du“, sagt die Mutter liebevoll und küsst sie. Rebecca dankt mit einem Lächeln und einem Zwinkern der Augenlider. Seit sie als Kleinkind bei einem tragischen Unfall ein Hirnödem erlitt, ist sie vollständig gelähmt und kann nicht sprechen, der Entwicklungsrückstand ist immer noch vorhanden.
Doch sie hatte Fortschritte gemacht, der Schluckreflex war wiedergekommen, Rebecca konnte bis vor kurzem die Nahrung sogar kauen. Im Wohn- und Schlafzimmer hängen farbenprächtige abstrakte Malereien, die Rebecca mithilfe von Handführung durch Fachpflegekräfte geschaffen hat. Auf Fotos aus Kindergartentagen sieht sie fröhlich in die Kamera, ihre schwere Behinderung ist ihr nicht anzusehen.
Dazu beigetragen hatte wohl auch die Delphintherapie, die in dieser hochspezialisierten Form nur in Key Largo in Florida angeboten wurde. „Danach war sie viel aufgeweckter“, erinnert sich ihre Mutter, die sie 2001 begleitet hat. Ermöglicht wurde die Therapie auch durch Spenden von „Kärntner in Not“, der auch zu kostspieligen Therapien in einem Wiener Privatinstitut beitrug. Der Umzug von einer Mietwohnung im dritten Stock in eine barrierefreie Erdgeschoßwohnung konnte ebenso vollzogen werden. „Das ist eine große Erleichterung für uns“, freut sich die Mutter.
Doch immer noch ist die Betreuung von Rebecca eine große finanzielle Herausforderung, ob es um die Beschaffung eines Hebelifters, mit dem Rebecca in das Bett oder in die Badewanne gehoben werden kann, oder den rollstuhlgerechten Umbau des Autos geht. „Ich selbst leiste mir gar nichts, bin immer nur zu Hause“, sagt die Mutter, die ihre Tochter seit 25 Jahren mithilfe mobiler Fachkräfte pflegt. Auch für diese muss ein Selbstbehalt gezahlt werden.
Manchmal fühlt sich die Mutter, die bis vor wenigen Jahren auch Rebeccas Geschwister zu versorgen hatte, überfordert. Vor allem, seit ihr Mann verstorben ist. Jahrelang hat sie nach seiner schweren Lungenkrankheit auch ihn gepflegt. Dann war sie an Krebs erkrankt und musste eine schwere Operation überstehen. Vor kurzem hat sie sich als Folge eines Sturzes den Arm gebrochen und kann ihn immer noch nicht heben und hat Schmerzen. Nun braucht sie selbst Physiotherapie.
Zu den erschwerenden Umständen kommt hinzu, dass Rebecca seit kurzem mit der Sonde ernährt werden muss, weil ihre Muskeln zu schwach zum Schlucken geworden waren. In Anbetracht all dieser Umstände hat sich die Mutter mit der Möglichkeit einer professionellen Versorgung ihrer Tochter in einem Heim für Menschen mit Behinderung angefreundet. Vor 25 Jahren hatte sie diese Option entrüstet abgewehrt, doch auch ihre Kräfte sind geschwunden. Nun allerdings lässt sich kein freier Platz finden, die Wartelisten sind überall lang.
„Rebecca braucht die komplette basale Pflege mit Sondenernährung, die nur diplomierte Pflegekräfte durchführen dürfen. Daher kommen für sie nur wenige Heime infrage“, schildert die Mutter die Lage. Dramatisch wirke sich der Spardruck aus, so seien Freizeitassistentinnen ebenso wie der Bonus für pflegende Angehörige gestrichen worden.
„Kärntner in Not“ steht Rebecca und ihrer Mutter weiterhin zur Seite. Wenn Rebecca frisch gebadet ist, lacht sie zufrieden und streckt dem Besuch zum Abschied sogar die Hand entgegen. Ohne Worte scheinen ihre Augen einen Dank für die Zuneigung auszusprechen.