Am Landesgericht Klagenfurt hat am Dienstag der Prozess gegen die Bewohner eines Kärntner Messie-Hauses begonnen, in dem im Februar zahlreiche Waffen und Sprengstoff gefunden wurden. Hauptvorwurf der Anklage ist Paragraf 175 Strafgesetzbuch, "Vorbereitung eines Verbrechens durch Kernenergie, ionisierende Strahlen oder Sprengmittel", außerdem illegaler Waffenbesitz. Der Bau einer Rohrbombe sei möglich gewesen. Der Prozess wurde vertagt.

Die vier Angeklagten, eine 68-jährige Britin, eine 69-jährige gebürtige Innsbruckerin, ein 68-jähriger Brite (er ist der Hausbesitzer) und ein 29-jähriger Grazer, bekannten sich zum Hauptvorwurf nicht schuldig.

Beim Prozessauftakt sagte der 29-jährige Angeklagte vor Richter Christian Liebhauser-Karl aus, man habe sich auf einen "Anschlag von Putin" vorbereitet. Im Haus seien laut dem Steirer, er ist erst im Februar in die WG eingezogen, dauernd Kriegsfilme gelaufen: "Es hat dauernd getuscht und getschindert."

Die Tirolerin entblößte sich beim Prozess bis auf den BH, weil sie wegen des Medieninteresses ihr Gesicht verbergen wollte. Die erstangeklagte Britin gab sich als taub aus, hörte dann aber doch gut genug, um Liebhauser-Karl ("You have to accept the rules", "Sie müssen unsere Regeln akzeptieren", Anm) und die Einvernahmen immer wieder zu unterbrechen und ihren Sitzplatz zu wechseln. Sie beschimpfte nicht nur lautstark das Gericht, sondern wollte auch auf einen Verteidiger losgehen, weshalb Sicherheitspersonal beigezogen wurde.

Dann gab sie Einblicke in ihre abstruse Gedankenwelt. Man habe sich für einen Atomangriff von Russlands Präsidenten Wladimir Putin vorbereitet. „"ch muss die Mitbewohner schützen, Terroristin und Bombenbauerin bin ich keine", sagte sie. Warum hatte sie aber all die Ingredienzien für acht Bomben?, wollte Liebhauser-Karl wissen. Keine Antwort. Nur den Nutzen der Stahlkugeln konnte sie erklären: "Mit denen habe ich mit einer Pistole im Haus auf Ratten geschossen."

Vorgeschichte

Entdeckt wurde das Waffenlager im Messie-Haus von Helfern bei einem Rettungseinsatz. Im Haus gefunden wurden 1,5 Kilogramm des Sprengstoffes TNT, weitere 8,5 Kilo Schwarzpulver, acht Rohrbalken, Stahlkugeln, Chemikalien wie Salpetersäure und Schwefelsäure, 20 Sprengzünder und ein Handy, dessen Akku als Zündquelle dienen sollte. Damit hätte man acht Rohrbomben bauen können. Den drei Angeklagten wird die "Vorbereitung eines Verbrechens durch Kernenergie, ionisierende Strahlen oder Sprengmittel" vorgeworfen.

Die Verhandlung wurde vertagt, es sollen mehrere Gutachten eingeholt werden. Die Verteidiger wollen so den Beweis erbringen, dass die Materialien doch nicht geeignet gewesen wären, eine Bombe zu bauen. Außerdem soll ein Psychiater ein Gutachten über den geistigen Zustand des Hausbesitzers erstellen.