Es sei schon ein mulmiges Gefühl gewesen, meinte Philipp Sonnek am Wochenende zur Kleinen Zeitung. Bei einem Abendspaziergang in Bad Bleiberg entdeckte er frische Spuren im Schnee. Für den Villacher stand schnell fest: Da ist sicher ein Wolf ganz in seiner Nähe. Auch sein Hund reagierte ängstlich. Sonnek schoss Fotos von der Fährte. Mittlerweile sind sich mehrere Experten einig: Bei den Spuren könnte es sich tatsächlich um jene eines Wolfes handeln. "Das kann schon hinkommen, auch in Anbetracht der derzeitigen Dynamik", sagt der Wolfsbeauftragte des Landes, Roman Kirnbauer.

28 verschiedene Wölfe wurden in diesem Jahr bereits in Kärnten per DNA nachgewiesen, ein zweites Wolfsrudel wurde erst Ende November bestätigt. Die Sichtungen haben zugenommen, zuletzt wurde in Afritz ein Wolf von einer Busfahrerin gefilmt.

Hinweise auf Wölfe in diesem Jahr
Hinweise auf Wölfe in diesem Jahr © Quelle: Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs

"Große Scheu"

Doch wie gefährlich ist der Wolf für den Menschen und wie verhält man sich, wenn man einem begegnet? Für Experten wie Kurt Kotrschal, Biologe an der Universität Wien und Gründer des Wolf Science Center, steht längst fest: "Wir werden uns an den Wolf gewöhnen müssen." Auch Klaus Hackländer von der BOKU Wien beschäftigt sich viel mit dem Thema. In einem Interview mit der Kleinen Zeitung im Herbst meinte er: "Der Wolf ist ein großer Beutegreifer. Theoretisch kann er den Nutztieren und den Menschen gefährlich werden. Aber: Die meisten Wölfe haben eine große Scheu vor den Menschen, weil sie über Jahrhunderte verfolgt wurden. In den vergangenen Jahrzehnten lassen sich die dokumentierten Wolfsattacken auf Menschen in Europa an zwei Händen abzählen. Wenn es dazu kam, waren das vor allem Tiere, die die Tollwut hatten, oder junge Wölfe, die vom Menschen angefüttert wurden, und so ihre Scheu verloren haben."

Verhaltensregeln bei Wolfsbegegnung

Aber wie soll man reagieren, sollte "Isegrim" vor einem auftauchen? "Bleiben Sie stehen, verhalten Sie sich ruhig und geben Sie dem Wolf die Möglichkeit, sich zurückzuziehen", rät das "Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs". Vor allem junge, noch unerfahrene Wölfe seien zumeist neugieriger und weniger scheu als alte Wölfe. Hunde sind in Waldnähe immer an die Leine zu nehmen.

Falls der Wolf nicht von selbst wegläuft, so der Tipp, soll man laut sprechen, kräftig in die Hände klatschen und sich langsam rückwärts entfernen. "Sollte der Wolf Ihnen wider Erwarten folgen, so halten Sie an und versuchen Sie, ihn einzuschüchtern, indem Sie sich groß machen, ihn lautstark anschreien und eventuell etwas nach ihm werfen", schreibt das "Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs".