Mittwoch gegen 6 Uhr wurde von einem Landwirt aus der Gemeinde Dellach gemeldet, dass im Bereich von Nölbling vermutlich durch einen Wolf mehrere Schafe gerissen wurden. Die Landwirtschaftskammer Kärnten spricht von 22 Schafen, die sofort tot waren, weiteren fünf, die notgeschlachtet werden mussten, und bei drei Schafen sei es nicht klar, ob sie überleben würden.

Wie der Wolfsbeauftragte des Landes, Roman Kirnbauer, auf APA-Anfrage sagte, habe er keinen Zweifel, dass die Schafe von einem Wolf oder sogar mehreren Wölfen gerissen wurden: "Sie wurden alle mit einem Kehlbiss getötet." Zwei Schafe seien "sehr gut genützt", also angefressen gewesen. Es komme auch immer wieder vor, dass mehrere Schafe bei einem Angriff getötet werden. Beachtlich sei aber die große Zahl der getöteten Tiere: "Dieses Ausmaß haben wir noch nicht gehabt."

In Umzäunung gefangen

Bemerkt wurde der Vorfall von einem Zeitungszusteller, der um drei Uhr morgens den beschädigten Zaun gesehen hat. "Die Tiere waren zum Teil noch warm, es dürfte also knapp davor passiert sein. Ein Schaf war auf der Straße, dann wurde der Jagdtrieb des Wolfes oder der Wölfe angeheizt und sie hetzten die restlichen Schafe innerhalb des Zauns so lange, bis sich nichts mehr bewegte. Die Schafe waren chancenlos gefangen in der Umzäunung", sagt Kirnbauer.

Für den Wolfsexperten Roman Kirnbauer ist klar, dass die Schafe von zumindest einem Wolf gerissen worden sind
Für den Wolfsexperten Roman Kirnbauer ist klar, dass die Schafe von zumindest einem Wolf gerissen worden sind © KK/PRIVAT

DNA-Proben

Über den Verbleib des Wolfes oder der Wölfe kann man derzeit nichts sagen, "ein Wolf rennt acht Stunden am Tag, wo er jetzt ist, wissen wir nicht. Auf jeden Fall ist das Tier gesättigt, denn zwei bis drei Schafe wurden ordentlich genutzt", sagt der Sachverständige für Jagd und Wildökologie, was in der Fachsprache heißt, dass diese Schafe fast vollständig aufgefressen wurden. Von den Überresten wurden DNA-Proben entnommen, die zur weiteren Untersuchung an ein Labor geschickt werden.

"Fatale Vorboten des Winters?"

"Jetzt ist das eingetreten, wovor wir schon lange gewarnt haben. Nach dem Ende der Almsaison folgen die Wölfe den Nutztieren ins Tal und setzen hier ihr blutiges Handwerk fort. Es ist schrecklich, welches Tierleid die Wölfe auch hier anrichten", zeigt sich Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) angesichts der heutigen Bilder aus dem Gailtal empört und befürchtet, dass dies nur der Anfang sei.  "Wölfe passen einfach nicht nach Kärnten. Die EU-Kommission muss endlich ihre sture Haltung beim Thema Wolf aufgeben und den strengen Schutzstatus des Wolfes senken, damit eine Jagd auf Begegnung möglich wird", kritisiert Huber. 

Jagd- und Agrarreferent Landesrat Martin Gruber (ÖVP) weist darauf hin, dass in diesem Gebiet aktuell bereits eine Freigabe zur Entnahme eines Wolfes gemäß Kärntner Wolfsverordnung bestehe, diese gelte seit 17. Oktober und noch bis 14. November. "Der aktuelle Vorfall beweist einmal mehr, dem Wolf müssen Grenzen aufgezeigt werden. Mit der Wolfsverordnung haben wir rechtlich das derzeit maximal Mögliche umgesetzt, um bei Problem- und Schadwölfen eingreifen zu können, und zwar als einziges Bundesland. Für alles Weitere braucht es aber endlich ein Umdenken und Handeln auf EU-Ebene. Dort muss der strenge Schutzstatus des Wolfs gesenkt werden, der schon lange nicht mehr gerechtfertigt ist."

FPÖ fordert "wolfsfreies Kärnten"

Der Kärntner FPÖ-Chef Erwin Angerer und der freiheitliche Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Manfred Muhr erneuern ihre Forderung nach einem "wolfsfreien Kärnten" und kritisieren: "Das Einzige, das der zuständige ÖVP-Landesrat Gruber getan hat, ist die Erlassung einer untauglichen Wolfsverordnung, die sich aber als völlig sinnlos erweist und die Wölfe überhaupt nicht beeindruckt! Denn es gab heuer keinen einzigen Abschuss eines Wolfes, aber dafür über 300 nachgewiesene Risse von Schafen", so Angerer und Muhr.