Großer Ärger im Urlaubsparadies: Berichte, wonach die Kläranlage von Lignano den Besuchermassen im Sommer nicht gewachsen sei und das Abwasser daher die Wasserqualität in der Lagune bedrohe, wirbelte vor einigen Tagen auch international gewaltig Staub auf.
Politisch motivierte Kampagne?
Eine Darstellung, gegen die sich die Stadtverantwortlichen nun wehren wollen: „Wir werden mit einem Rechtsanwalt gegen diese haltlosen Vorwürfe vorgehen“, erklärt Lignanos Tourismus-Stadtrat Massimo Brini gegenüber der Kleinen Zeitung. Einen Schuldigen gibt es bereits, wenn man Brini glaubt: Ein Regionalpolitiker der linkspopulistischen Fünfsterne-Bewegung soll das Thema schon lange Zeit vor sich her trommeln: „Diese Person hat persönliches Interesse daran und möchte Lignano schaden, sie ist hier nicht willkommen“, erklärt der Tourismus-Stadtrat, der sich sicher ist, vor Gericht etwas gegen ihn ausrichten zu können.
Informationen aus Lignano zufolge wollte ein Freund des Politikers sogar selbst mit seiner Firma die Kläranlage auf den neuesten Stand bringen – die Stadt beschäftigte jedoch ein anderes Unternehmen. Seitdem soll es die Aktionen des Politikers gegen Lignano geben.
Blaue Flagge als Beweis
„Unser Wasser ist immer in Ordnung. Nur ein einziges Mal, das war bei einer Messung im Sommer 2022, hat etwas nicht gepasst – und auch das war damals nur an einem Punkt. Laut Experten dürfte damals ein Boot genau dort Abwasser abgelassen haben“, beteuert Brini. Würde es die erwähnten Probleme wirklich geben, so erklärt er, dann wäre das Wasser an vielen Tagen und unterschiedlichen Messpunkten nicht in Ordnung.
Ein Beweis dafür dürfte die sogenannte „Bandiera Blu“ sein. Das Programm der blauen Flagge ist ein internationales Umweltabzeichen zur Zertifizierung der Umweltqualität von Küstenorten. Bewertet werden dabei zwölf Punkte, zwei der wichtigsten davon sind die Qualität des Badewassers und die Abwasserreinigung. In der gesamten Region Friaul-Julisch Venetien erhielten für das Jahr 2024 zwei Gemeinden die so begehrte blaue Flagge: Neben Grado ist dies Lignano. „Das Institut, das die blauen Flaggen vergibt, hat uns wieder bestätigt, dass das Wasser von Lignano nicht nur gut, sondern exzellent ist“, bekräftigt auch Massimo Brini. „Diese Auszeichnung gibt es nicht geschenkt, sie machen sehr viele Kontrollen.“
Halbe Million jährlich für Kläranlage
Darüber hinaus erklärt er: „Wenn das Wasser in Lignano nicht in Ordnung wäre, dann hätten ja auch Bibione oder Jesolo Probleme – dorthin treibt nämlich die Meeresströmung von Lignano aus.“ In Wahrheit bekamen jedoch auch Bibione und Jesolo die blaue Flagge.
Die Vorwürfe rund um die Kläranlage – diese soll laut den Berichten in Teilen noch immer auf eine notwendige Sanierung warten – kann Brini ebenfalls nicht nachvollziehen: „Die Kläranlage ist fertig, jedes Jahr wird eine halbe Million Euro investiert, um sie an allen Ecken und Enden am neusten Stand zu halten.“ In den Jahren 2010 bis 2012 soll sie sogar vergrößert worden sein, weil immer mehr Touristen nach Lignano kommen.
„Warum schreibt man gegen uns?“
Ob der Tourismus-Stadtrat einen Image-Schaden für seine Gemeinde fürchtet? „Die Touristen und insbesondere unsere Freunde in Österreich kennen Lignano und wissen, wie schön und sauber das Wasser hier ist.“
Sorgen bereitet ihm aber die Berichterstattung in Österreich, als Beispiel nennt er die schweren Unwetter an der oberen Adria-Küste vor wenigen Tagen: „Alle haben geschrieben, dass es in Lignano schwere Unwetter gab. Doch bei uns wurde ein Baum entwurzelt, in Bibione 23. Bei uns wurden zwei Kabinen am Strand beschädigt, in Bibione mehr als 30. Trotzdem berichtet jeder von Lignano, niemand von Bibione.“ Dies sei zwar ärgerlich und könne zum Problem werden, doch das Vertrauen in die Gäste ist groß: „Sie wissen, was wirklich passiert“, so Tourismus-Stadtrat Massimo Brini abschließend.