Im Interview mit der „Bild am Sonntag“ hat Biontech-Chef Uğur Şahin Einblicke über die aktuelle Krebstherapie gegeben. Er geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 auch die ersten maßgeschneiderten mRNA-basierten Impfstoffe gegen Krebs auf den Markt kommen.

Tumore werden kleiner

„Wir planen in den Jahren 2025 bis 2029 Studiendaten für verschiedene andere Therapieansätze vorliegen zu haben, die, wenn sie positiv sind, zur Zulassung führen können“, so Şahin. Biontech plant vollkommen individualisierte Impfstoffe. „Wir erhalten eine Blut- und Tumor-Probe des Patienten und nach vier Wochen stellen wir den individualisierten Impfstoff bereit. Und das idealerweise nicht nur für 100, sondern für Zehntausende Patienten im Jahr.“

Biontech hatte im Vormonat Ergebnisse einer klinischen Studie vorgelegt, die zeigen, dass durch die Behandlung mit einem mRNA-basiertem Krebs-Impfstoff und einer CAR-T-Zell-Therapie dazu geführt hat, dass bei zwei Drittel der Probanden der Tumor geschrumpft ist. Bei fast allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studie sind die Tumore zudem nicht weiter gewachsen.

Biontech-Chef Uğur Şahin
Biontech-Chef Uğur Şahin © (c) AFP (ANDREAS ARNOLD)

Şahin gibt sich angesichts dieser Ergebnisse optimistisch: „Dieser Ansatz birgt das Potenzial, das Immunsystem mit einer Armee an spezialisierten Kämpfern dazu zu bringen, den Tumor zielgerichtet zu finden und zu zerstören.“

Neben der Impfung testet Biontech zudem einen weiteren Therapie-Ansatz. Die Kombination aus der Antikörpertherapie und punktgenauer Chemotherapie soll ebenfalls Erfolg haben: „Wenn der Tumor kleiner ist, kann man mit der Immuntherapie ansetzen und die restlichen Krebszellen behandeln. Die Strategie der Zukunft ist eine Kombinationstherapie aus diesen verschiedenen Ansätzen.“

Kritisch sieht Şahin, dass neue Medikamente und Therapien oft lange auf ihre Zulassung warten: „Wir haben zu lange Wartezeiten an verschiedenen Stellen und komplizierte Prozesse. Deshalb bedarf es einer Prozessoptimierung, vom Start der Entwicklung, der verschiedenen Phasen der klinischen Testung bis zur letztendlichen Zulassung.“

Um das Leben von Patientinnen und Patienten zu verlängern, sei es jedenfalls wichtig, dass der Zugang zu Krebsmedikamenten-Studien verbessert wird. Einige Betroffene würden dadurch Jahre gewinnen.