Die teilstaatliche Österreichische Post AG musste im Coronajahr 2020 deutlich Federn lassen. Vor allem das Geschäft mit Briefen und Werbesendungen ist im zweiten Quartal, also beim ersten Lockdown, dramatisch eingebrochen und konnte sich auch über das Jahr hinweg nicht erholen.

Neben den Umsatzeinbußen belasteten die Corona-Maßnahmen auch auf der Kostenseite das Geschäft. So musste das Bundesheer zweimal ausrücken, um die Arbeit in Verteilzentren zu übernehmen. Dazu kommen finanzielle Aufwendungen für Hygienemaßnahmen und eine Corona-Sonderprämie von 700 Euro pro Vollzeitkraft für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. "Unsere Leute waren vor allem durch die hohe Anzahl an Paketen gefordert", sagt Post-Generaldirektor Georg Pölzl.

Starkes Paket-Geschäft

Denn beim Paketversand legte die Post aufgrund des stark gestiegenen Online-Handels stark zu. Dazu kommt die Übernahme des DHL-Geschäfts. "Während wir an unserem Spitzentag 2019 rund 790.000 Pakete versendet haben lag die Spitze 2020 bei rund 1,3 Millionen Pakete am Tag - 14 Tage durchgehend." Insgesamt konnte die Post ihren Marktanteil in diesem Bereich auf 58 Prozent ausbauen, wobei sie vor allem im Privat-Bereich dominiert - mit 71 Prozent Marktanteil.

Allerdings entsteht hier mit Amazon ein neuer Mitbewerber. Bereits fünf Prozent des Paketvolumens im Privatsektor liefert der Online-Händler selber aus. Pölzl ist dennoch zuversichtlich, dass die Post die Marktführer-Position halten wird.

Wachstum bei Schöpping

So wie Amazon ins Postgeschäft eingestiegen ist, so ist die Post ihrerseits mit Schöpping in den Online-Handel gegangen. 2020 konnte die Zahl der Händler auf 1600 erhöht werden. 2,8 Millionen Produkte sind gelistet. Pölzl streicht hervor, dass vor allem kleine Unternehmen das Angebot von Schöpping nutzen und nur wenig große an Bord sind. "Unser größter Handelspartner ist Kastner & Öhler." Doch einer der erfolgreichsten Händler sei ein kleines Vorarlberger Baustoff-Unternehmen, dass dank Schöpping österreichweit ausliefern könne.

Geld verdient die Post mit ihrem Online-Marktplatz allerdings noch nicht. Der Break-even werde wohl erst in zwei Jahren erreicht werden, sagt Pözl.

Neu im Portfolio der Post ist das eigene Bankgeschäft mit der Bank99. Hier konnten seit dem Start im April 2020 rund 70.000 Kunden gewonnen werden. Bisher beschränkt sich das Angebot auf klassiche Konto-Produkte. Ab kommenden Jahr sollen allerdings auch Kredite und Veranlagungsprodukte wie Fonds hinzukommen. Der Post-Chef erwartet sich hier gute Wachstumschancen.

Für die Bank99 hat Pölzl ambitionierte Wachstumsziele. Um in die Gewinnzone zu kommen brauche es rund viermal so viele Kunden wie derzeit. Ein Ziel, das in drei Jahren erreicht werden soll. Dennoch werde die Bank99 keine gezielten Angebote für Kunden der ING Diba machen, die sich ja aus dem Privatkundengeschäft zurückzieht. Dennoch hofft er, dass einige ING-Kunden zur neuen Post-Bank kommen könnten.

Ausblick

Für 2021 wird ein Umsatzanstieg von acht bis zehn Prozent und eine Ergebnisverbesserung um zehn Prozent angepeilt. Bis Ende 2022 soll die Sortierkapazität in Österreich um weitere 30 Prozent ausgebaut werden. Der Dividendenvorschlag beläuft sich auf 1,60 Euro je Aktie.

"Unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres daher durchaus zufriedenstellend.  Ergebnisseitig ließ ein gutes viertes Quartal das Jahr 2020 versöhnlich ausklingen", so Post-Generaldirektor Pölzl am Freitag im Vorfeld der Jahrespressekonferenz. Im vierten Quartal 2020 wurde ein Betriebsergebnis von 79,2 Millionen Euro erzielt, nach 70,5 Millionen Euro im Jahr zuvor.