Er sei „äußerst skeptisch, dass die Banken Kindern und Jugendlichen erklären, dass sie gar keine Schulden machen und kein Konto überziehen sollen“, sagte SPÖ-Chef Bildungslandesrat Daniel Fellner. Den Banken gehe es bei Initiativen zur Finanzbildung an den Schulen wohl „mehr um Kundenbindung und weniger darum, dass Kinder und Jugendliche nicht in Schuldenfallen tappen“, meinte Fellner am Donnerstag.
Mit „deutlicher Verwunderung“ reagiert nun die Sparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Kärnten auf die jüngsten Aussagen von Bildungslandesrat Daniel Fellner (SPÖ) zur Rolle der Banken: „Wer behauptet, Banken sollten keine Finanzbildung machen, verkennt völlig, wie umfassend sich unsere Institute seit Jahren für finanzielle Bildung einsetzen – quer durch alle Altersgruppen“, sagt Manfred Wilhelmer, der Obmann der Sparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Kärnten und Vorstandsdirektor der Raiffeisen Landesbank Kärnten.
Finanzbildung ist „gelebte Praxis“
Finanzbildung bedeute, Menschen in die Lage zu versetzen, bewusst mit Geld umzugehen, Risiken zu erkennen und Chancen zu nutzen. „Genau das tun Banken täglich – mit realem Wissen aus der Praxis“, so Wilhelmer. Er verweist auf Initiativen, die Kärntner Banken und Versicherungen in Schulen, Betrieben und Gemeinden durchführten. „Wenn die Zahl der Privatinsolvenzen in Kärnten steigt, zeigt das nicht, dass die Banken versagt haben – sondern dass Finanzbildung noch stärker in den Alltag integriert werden muss. Und dabei sind wir Teil der Lösung, nicht des Problems“, stellt Wilhelmer klar.
„Banken profitieren nicht von Überziehungen“
Deutlich äußert sich auch Nikolaus Juhász, Obmann-Stellvertreter der Sparte Bank und Versicherung und Vorstand der BKS Bank AG: „Dass Banken davon profitieren würden, wenn Kunden ihre Konten überziehen, ist schlicht falsch.“ Überziehungen seien mit hohem Arbeitsaufwand und Risiko verbunden – „keine Bank hat ein Interesse daran, dass Kundinnen und Kunden ihren Rahmen ausreizen“. Es sei im Interesse aller, „dass Menschen ihre Finanzen im Griff haben und sich nicht unangemessen verschulden“. Den Banken gehe es „um Bewusstseinsbildung für persönliche Risiken“, weil das Bildungssystem diese Inhalte noch nicht flächendeckend liefere.
Finanzbildung als „Investition in die Zukunft Kärntens“
Wer jungen Menschen beibringe, wie sie mit Geld, Krediten und Vorsorge umgehen, lege das Fundament für wirtschaftliche Eigenverantwortung und soziale Stabilität, sagt Michael Koren, Obmann-Stellvertreter der Sparte Bank und Versicherung und Vorstand der Kärntner Sparkassen AG. „Banken und Versicherungen investieren hier in die Gesellschaft – nicht in Kundengewinnung, sondern in Kompetenz und Bewusstsein.“ Koren betont, dass die zahlreichen Bildungsaktivitäten der Branche längst über Eigeninteresse hinausgehen: „Wir sehen uns als Partner der Schulen, nicht als Konkurrenten.“
„Finanzbildung beginnt bei Vorsorge“
Auch Ferdinand Bucher, Mitglied der Spartenkonferenz in der Wirtschaftskammer Kärnten und Landesdirektor der Wiener Städtische Versicherung AG, betont in einer Aussendung der Wirtschaftskammer die Bedeutung frühzeitiger Wissensvermittlung: „Wir sehen uns als Teil eines Bildungsnetzwerks, nicht als Konkurrenz. Finanzbildung ist eine gemeinsame Verantwortung.“
Finanzbildung systematisch verankern
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeige den Handlungsbedarf: In Kärnten wurden, wie berichtet, in den ersten drei Quartalen 2025 494 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet – ein Anstieg um 3,6 Prozent, während andere Bundesländer Rückgänge verzeichnen. „Kärnten hat beim Thema Finanzbildung noch deutlichen Aufholbedarf“, betont Wilhelmer. Es sei „erfreulich“, dass der seit 2018 amtierende Bildungslandesrat und Präsident der Bildungsdirektion Kärnten die Relevanz dieses Themas erkannt hat. „Jetzt gilt es, gemeinsam mit allen relevanten Partnern daran zu arbeiten, Finanzbildung systematisch und flächendeckend im Unterricht bei der Bevölkerung zu verankern.“
Gemeinsam statt gegeneinander
Die Sparte spreche sich „klar für eine enge Zusammenarbeit aller Akteure“ aus. Nur gemeinsam kann es gelingen, die finanzielle Eigenverantwortung in der Bevölkerung nachhaltig zu stärken.