494 Privatinsolvenzen in den ersten neun Monaten in Kärnten bedeuten einen Anstieg von 3,6 Prozent – mehr als in jedem anderen Bundesland. Auch die Zahl der Schuldnerberatungen kletterte auf einen Höchststand. Fast 88 Prozent der Schuldenregulierungsverfahren werden in Kärnten von der Schuldnerberatung abgewickelt, österreichweit sind es nur rund 70 Prozent. Für Andreas Pregl, den Leiter der Schuldnerberatung Kärnten, ein Beleg für das hohe Vertrauen, das man genießt.

Finanzpass für Senioren

Pregl ist es auch, der Schuldnerberater aus ganz Österreich zu ihrer ersten Tagung in Kärnten an den Wörthersee holte. Aus diesem Anlass präsentierte er am Donnerstag neue Initiativen zur Finanzbildung. Ziel ist es, Senioren („Finanzpass Senior“), aber auch Schülern („Taschengeld Führerschein Profi advanced“) einen besseren Umgang mit Geld zu vermitteln. Während bei den Jugendlichen Eigenverantwortung, Geldkreislauf und Zielsparen thematisiert werden, sind es bei Älteren Kostenbewusstsein bzw. das Haushaltsbuch sowie Online-Banking und Internet-Betrugsmaschen.

Andreas Pregl, Leiter der Schuldnerberatung Kärnten, und Bildungslandesrat Daniel Fellner (rechts)
Andreas Pregl, Leiter der Schuldnerberatung Kärnten, und Bildungslandesrat Daniel Fellner (rechts) © Privat/kk

Die Schuldnerberatung Kärnten arbeitet dabei eng mit dem Land Kärnten und der Bildungsdirektion zusammen. Im Mittelpunkt stehen bereits seit 2023 „Taschengeld- und Finanzführerscheine“, die vom Kindergarten bis zu höheren Schulen angeboten werden. Während Bildungslandesrat Daniel Fellner (SPÖ) die Kooperation mit den unabhängigen Schuldnerberatern lobt, besorgt ihn „der ganz intensive Wunsch vieler Banken, an die Schulen zu kommen.“ Denn dabei gehe es wohl „mehr um Kundenbindung und weniger darum, dass Kinder und Jugendliche nicht in Schuldenfallen tappen“, meint Fellner.

„Überziehungszinsen auf drei Prozent senken“

Die Einnahmenquellen der Banken seien bekannt – dazu zählten „die Überziehung des Kontos und Kredite“, so der SPÖ-Kärnten-Chef. Er sei daher „äußerst skeptisch, dass die Banken Kindern und Jugendlichen erklären, dass sie gar keine Schulden machen und kein Konto überziehen sollen.“ Pointiert fügt Fellner hinzu: „Das wäre das gleiche, als würde die Fleischhackerinnung Kurse zu vegetarischer Ernährung machen.“ Wenn sich Banken nützlich machen wollten, „könnten sich ja die zweistelligen Überziehungszinsen auf drei Prozent senken“, regt Fellner an.