Das steirische Wirtschaftsbarometer, die umfassendste Konjunkturumfrage unter den Mitgliedern der gewerblichen Wirtschaft in der Steiermark, bietet für den Advent wenig Besinnliches, wie es Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk bei der Präsentation der Umfrageergebnisse unter 720 Betrieben formuliert. „Die steirische Wirtschaft befindet sich seit sechs Quartalen in einer tiefen Rezession.“ Als Ursachen der Misere ortet Herk hohe Arbeits- und Energiekosten und die sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes. „Wir haben uns durch hohe Lohnabschlüsse und steigende Energiekosten selbst rausgepreist“, lautet sein Befund.
Wirtschaftskammer-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg unterstreicht den Befund, das Problem habe sich in den halbjährlich herausgegebenen Wirtschaftsbarometern bereits angekündigt: „Erst zogen Gewitterwolken am Horizont auf, danach haben sie sich verdichtet und jetzt stehen wir mitten im Gewitter - und dass es sich schnell verziehen wird, ist nicht zu erwarten.“ Es seien allerdings nicht die Unternehmen, die das Problem haben: „Das Problem sind die Rahmenbedingungen.“ Während EPUs bzw. kleinere Betriebe noch relativ positiv gestimmt seien, überwiege bei großen Betrieben der Pessimismus, weil hier durch die internationale Ausrichtung der Wettbewerbsnachteil durchschlägt.
Negativ eingeschätzt wird in der Umfrage nicht nur das allgemeine Wirtschaftsklima, sondern auch die bisherige Entwicklung des Unternehmens im Verlauf von 12 Monaten. Mit Ausnahme des Preisniveaus liegen hier alle Saldenwerte von Gesamtumsatz und Auftragslage bis zu Investitionen und Beschäftigung im Minusbereich. Herk: „Das Wirtschaftsklima bleibt frostig.“ Als Wachstumshemmnisse rangieren in der Erhebung Arbeitskosten, allgemeine Unsicherheit, Bürokratie und Nachfrageschwäche vor dem Fachkräftemangel, der immerhin an fünfter Stelle genannt wird. Herk und Dernoscheg weisen auf derzeit rund 20.000 offene Stellen in der Steiermark hin.
Auftragslage
Die Einschätzungen der Betriebe zu ihrer Auftragslage spiegeln am deutlichsten den Konjunkturabschwung wider: Die positive Tendenz der letzten Sommer-Umfrage konnte sich nicht fortsetzen. Für rund 49 Prozent der Befragten hat sich die Auftragslage verschlechtert, nur rund 15 Prozent erwarten steigende Auftragszahlen im kommenden Jahr.
Investionsvolumen
Das Investitionsvolumen der vergangenen 12 Monate zeigt in der Umfrage einen neuen Tiefstand, und nur 16,9 Prozent planen in den kommenden Monaten mehr zu investieren. Wobei der Ersatzbedarf das Hauptmotiv bleibt, wie Herk betont.
Regionale Unterschiede
Regionale Unterschiede sind zwar vorhanden, verändern aber nicht das Gesamtbild von Pessimismus im aktuellen Wirtschaftsbarometer. Was auffällt: Die Einschätzungen zur bisherigen und kommenden Entwicklung in der Region Murau-Murtal fallen trotz negativen Vorzeichens besser aus als in den übrigen Regionen, im Großraum Graz und Liezen liegt man ebenfalls teilweise über dem Steiermark-Schnitt, in allen anderen Regionen wird das Wirtschaftsklima schlechter bewertet als im Steiermark-Schnitt.
Forderungen der Wirtschaft
Die Forderungen der Wirtschaft zielen auf eine Bremsung der Lohnkostendynamik etwa mit einem Steuerbonus auf Lohnerhöhungen (“brutto für netto“) ab, eine Senkung der Lohnnebenkosten und „wettbewerbsfähige Energiekosten“. Herk: „Österreich ist bei den hohen Energiekosten weltweit unter den Top 5-Ländern.“ Nach deutschem Vorbild sei die CO2-Steuer auszusetzen und eine präventive Energiepreisbremse einzuführen. Darüber hinaus gelte es Leistungsanreize für Vollzeit und längeres Arbeiten im Alter zu setzen und wieder eine Investitionsprämie einzuführen. Im Forderungskatalog steht außerdem ein Entbürokratisierungspaket und eine rasche Umsetzung des Baupakets.