Österreich steckt weiter tief in einer Rezession: Zum sechsten Mal in Folge sank im dritten Quartal die österreichische Wirtschaftsleistung. Die Wirtschaft schrumpfte gegenüber dem dritten Quartal 2023 laut Statistik Austria real um 0,6 Prozent. Besonders stark betroffen ist die Industrie (-3,7 Prozent), sagt Generaldirektor Tobias Thomas.
Im laufenden Jahr sinkt die Wirtschaftsleistung in Österreich laut OECD um 0,5 Prozent. Zu dieser Einschätzung kommen auch Bank Austria-Ökonom Walter Pudschedl und Chefökonom Stefan Bruckbauer in ihrer jüngsten Konjunkturprognose. Für die Jahre 2025 und 2026 erwarten sie ein Wachstum von 0,9 bzw. 1,3 Prozent (die OECD rechnet mit einem BIP-Wachstum von 1,1 bzw. 1,4 Prozent).
Inlandsnachfrage ist entscheidend
Entscheidend für den leichten Aufschwung sei die Inlandsnachfrage, also ein Anspringen des Konsums, aber dank gelockerter Geldpolitik auch der Investitionen. „Die Inlandsnachfrage wird es richten“, so Pudschedl optimistisch. Gebremst wird die Konjunktur vom Gegenwind im Außenhandel, etwa höhere Zölle in den USA. Derzeit stehe „die Ampel auf rot“, sie werde aber heller, sagt Pudschedl.
Man gehe von einer „moderaten Erholung“ aus, diese werde 2025 „leicht beginnen“ und 2026 etwas zulegen. Die Sparquote werde aufgrund der Unsicherheiten zwar weiterhin hoch bleiben, aber langsam zurückgehen. Niedrigere Inflation und höhere Einkommen sorgten dafür, dass die Kaufkraft anzieht. Sinkende Leitzinsen werden das Anspringen der Investitionen unterstützen. Das Auslaufen der KIM-Verordnung Mitte 2025 könnte ebenfalls eine Konjunkturstütze sein, einen Bauboom wie 2020 und 2021 löse das aber nicht aus. Entscheidend sei die Leistbarkeit von Wohneigentum, sagt Pudschedl, hier sei die Entwicklung eine sehr ungünstige, diese lasse sich über günstigere Finanzierungen nicht vollends kompensieren.
Ungünstige Entwicklung am Arbeitsmarkt
Die ungünstige Entwicklung des Arbeitsmarktes setze sich fort, dennoch gebe es weiterhin einen hohen Beschäftigtenstand, sodass die Arbeitslosenquote 2025 nur leicht von 7,0 auf 7,2 Prozent steigen wird und bereits 2026 wieder auf 7,0 Prozent sinken soll, so die beiden Ökonomen. Grund ist der geringe Anstieg des Arbeitskräfteangebotes.
„Sehr viel Unsicherheit durch Trump“
Die weltweite Schwäche der Industrie werde durch den Dienstleistungssektor kompensiert, prognostiziert Bruckbauer. Er erwartet ein Stabilisieren des globalen Wachstums bei knapp über drei Prozent 2025 und 2026. Die aggressivere US-Politik eines Präsidenten Donald Trump hätte allerdings massive Auswirkungen auf den globalen Handel. Der Chefökonom der Bank Austria erwartet „sehr viel Unsicherheit“ im nächsten Jahr. Trump hatte bereits umfassende Zölle gegenüber China, Kanada und Mexiko angekündigt. Bruckbauer rechnet mit „spektakulären Zöllen auf gewisse Produkte“, aber nicht „mit der vollen Breitseite“. Trump werde seine Drohungen nicht in vollem Umfang wahrmachen. Am US-Markt komme jedenfalls niemand vorbei, jede Form von Protektionismus sei schlecht für Österreichs starke Exportwirtschaft.
Zinsen: Starke Differenz Euro–Dollar
Einen neuerlichen Energiepreisschock halten die Ökonomen für unwahrscheinlich, im Gegenteil, es gebe Überkapazitäten. Unterschiedlich werde die Zinsentwicklung in den USA und im Euroraum verlaufen. In den USA könnte die Fed ihre Zinssenkungen bei 3,75 bis 4 Prozent stoppen, im Euroraum rechnet man mit einer Zinssenkung unter neutrales Niveau bis Ende 2025 auf nur noch 1,75 Prozent für den Einlagenzins – „als Gegengewicht zu den Belastungen für die europäische Wirtschaft durch die US-Zölle“, erklärt Bruckbauer. Das schwäche den Euro weiter, der auf bis zu 1,02 Dollar bis Ende 2025 sinken könnte.