Seit Mitternacht steht die Flotte der AUA still – der Streik des Bordpersonals soll bis Freitagmittag andauern und beeinträchtigt die an sich verkehrsintensive Zeit vor Ostern ganz massiv. 400 Flüge fallen aus, das trifft rund 50.000 Passagiere. Betroffen sind vor allem der Flughafen Wien, aber auch Bundesländerflughäfen wie Innsbruck, Graz oder Klagenfurt.

Am Donnerstag meldete sich AUA-Chefin Annette Mann in Wien-Schwechat in einem Medienstatement zu Wort – mit drei Botschaften, wie sie ausführte. Bei den Gästen wolle sie sich „aufrichtig für die Unannehmlichkeiten entschuldigen“. Zwar versuche man alles, um die Auswirkungen möglichst gering zu halten. Seit Bekanntgabe der Flugausfälle haben sich Passagieranfragen jedoch verzwanzigfacht, so Mann.

Die Vorstandschefin richtete ihre Worte explizit auch an die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. „Wir sehen uns den österreichischen Steuerzahlern verpflichtet.“ Man habe, so Mann, nicht vergessen, dass auch sie es waren, die in der Coronapandemie dazu beigetragen haben, das Unternehmen zu retten und Arbeitsplätze zu erhalten.

Schließlich appellierte Mann abermals an die Gewerkschaft und den Betriebsrat – mit der Aufforderung, ihre unrealistischen Gehaltsforderungen zu überdenken und an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um einen „tragfähigen Kompromiss erzielen zu können“. Mann: „Wir werden uns unsere AUA nicht kaputtmachen lassen.“ Sie stehe voll hinter dem AUA-Team, das „professionell und leidenschaftlich“ agiere. Sie habe in den vergangenen Tagen auch „viele unglückliche Gesichter und Tränen gesehen“, so Mann.

„Beide Hände ausgestreckt“: Gewerkschaft von Aussagen enttäuscht

Die Gewerkschaft habe auf ein Gesprächsangebot gehofft, nun stelle man sich „auf eine längere Auseinandersetzung ein“, sagte vida-Chef Roman Hebenstreit im Gespräch mit der APA am Donnerstag. Seit 2008 gehören die Austrian Airlines zum deutschen Lufthansa-Konzern. Die Gewerkschaft fordert, das Lohnniveau der AUA-Belegschaft an jenes des Lufthansa-Konzerns anzupassen.

Die Gewerkschaft zeigte sich nach der Stellungnahme der AUA-Vorständin enttäuscht, man habe sich ein Gesprächsangebot erwartet. Die Gewerkschaft habe in den vergangenen Tagen „beide Hände ausgestreckt“ und Alternativen für eine Einigung vorgeschlagen, die AUA hätte diese Hände „weggeschlagen und Drohungen ausgesprochen“, sagte vida-Chef Roman Hebenstreit zur APA. Die Belegschaft habe einen „eklatanten Beitrag“ zum guten Ergebnis der AUA und des Lufthansa-Konzerns geleistet, begründete Hebenstreit die Forderung nach einer Angleichung des Lohnniveaus. „Allein die rot-weiß-rote Flagge hinten am Flugzeug entscheidet darüber, dass man sich mit 40 Prozent weniger zufrieden geben muss“, sagte Hebenstreit. Die AUA gehöre zu den profitabelsten Fluglinien im Lufthansa-Konzern und werde dennoch „wie eine Billig-Airline behandelt“.

Einen Termin für weitere Verhandlungen gibt es laut Gewerkschaft derzeit nicht. Für den kommenden Donnerstag, 4. April, hat der Betriebsrat Bord eine Betriebsversammlung angesetzt, bei der die Belegschaft über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert werden soll.

„Härtere, längere und intensivere Auseinandersetzungen“

Die Tage und Stunden vor dem Streik waren weiterhin von harten Tönen auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite geprägt. Angesichts der zähen KV-Verhandlungen beim Bordpersonal warnte etwa vida-Chef Roman Hebenstreit vor deutschen Streikzuständen. „Wir erleben da gerade eine Streikkultur, die deutsche Manager dabei sind, nach Österreich zu tragen.“ Künftig müsse man sich auch hierzulande auf „härtere, längere und intensivere Auseinandersetzungen“ einstellen, so Hebenstreit im Ö 1-Radio.

Bereits am Dienstag hatten einige Aussagen von Mann im ZiB2-Interview am Dienstag für Diskussionen gesorgt. Mann verwies auf das bestehende Angebot und dass man womöglich „die AUA neu denken“ müsse. Und: „Je höher der Abschluss, desto mehr unprofitable Strecken“, das könne nicht sein. Das würde enden wie bei der Lufthansa, die nur mehr Drehkreuze anfliege. Es könne so weit kommen, dass der Lufthansa-Konzern den Hub Wien mit günstigeren Airlines befliegen werde müssen.

„Extrem unverständlich“

Das bezeichnete wiederum vida-Chef Hebenstreit als „zynisch“. Es könne nicht sein, dass die AUA nach Gutsherrenart ihre Gewinne an die Lufthansa abgeben müsse, dafür aber nicht die gleiche Anerkennung in Form einer fairen Entlohnung erhalte. Er wiederholte den Gewerkschaftsstandpunkt, dass es bei der Bezahlung im Vergleich zur Konzernmutter Lufthansa eine „eklatante Ungleichbehandlung“ gibt und den AUA-Beschäftigten kein faires Gehaltsangebot vorliegt. Zuvor hatte der Gewerkschafter in einem APA-Gespräch gesagt: „Es ist extrem unverständlich, dass ein Teil des Konzerns wie der letzte Putzfetzen behandelt wird.“

„Die Gewerkschaft pokert hoch“

Luftfahrtexperte Kurt Hofmann könne die Argumente beider Seiten nachvollziehen, wie er auf Ö 1 sagte. Die AUA-Mitarbeiter hätten in der Zeit der Restrukturierung Gehaltseinbußen hinnehmen müssen, um die AUA wieder auf einen besseren Weg zu bringen. Andererseits könne die AUA, die jahrelang Verluste gemacht habe, nach nur einem guten Jahr wie dem vergangenen keine großen finanziellen Sprünge machen. Die Forderung der Gewerkschaft bezeichnete Hofmann als „viel zu hoch“. Man müsse einen Kompromiss finden. Wenn es zu weiteren Streiks komme, schade das dem Image der AUA. „Daran kann niemand interessiert sein.“

„Die Gewerkschaft pokert hoch“, so Hoffmann. „Die Lufthansa sitzt am längeren Ast, weil entschieden wird schließlich in Frankfurt, wie die weitere Zukunft der AUA aussehen soll.“ Längerfristig sei es durchaus denkbar, dass bei der AUA Strecken reduziert und andere Flottenerneuerungen verzögert oder gar nicht durchgeführt werden, so der Luftfahrtexperte.

17 KV-Verhandlungsrunden ohne Ergebnis

Die AUA beziffert den bisher im Zuge der aktuellen KV-Verhandlungsrunden entstandenen Schaden infolge von Flugausfällen mit 24 Millionen Euro. Der KV-Streit zieht sich nun schon seit Wochen, 17 Verhandlungsrunden haben bisher ohne Ergebnis stattgefunden. Hunderte Flüge sind seit Verhandlungsbeginn ausgefallen. Die Gewerkschaft verlangt von der Arbeitgeberseite ein besseres Angebot, doch das Unternehmen blieb bisher hart.