Ein leises Bimmeln der Glocke an der Ladentür erklingt, als ein etwa 55-jähriger Mann den „Kleiderladen Elisabeth“ in St. Stefan im Rosental betritt. Die beiden Kartons mit Sachspenden stellt er auf dem Ladentisch von Leiterin des Sozialladen, Juliana Hermann, ab, bevor er sich umsieht. Unzählige Kleiderständer mit Blusen, Hosen und Jacken sowie Regale voller Geschirr, Schuhe und Taschen füllen den kleinen Raum. Sogar zwei Paar Ski lehnen an der Wand. Das Angebot ist da, sei aber auch mit viel Arbeit verbunden.

„Mittlerweile ist es wirklich viel, aber es lohnt sich und macht ein gutes Gefühl“, erzählt Hermann, während sie die Kisten mit Weihnachtsdeko durchstöbert. Diese ist zurzeit besonders beliebt. Auch Kleinod werde gerne mitgenommen, um es zu verschenken. Montag bis Mittwoch werden die Sachspenden aussortiert, damit sie dann im Laden von Donnerstag bis Samstag zu einem günstigen Preis angeboten werden können – eine Hilfe, die viele gerne annehmen. Die Spendenbereitschaft war nicht immer so groß, das habe sich aber zum Glück geändert, so Hermann, denn seit der Inflation sei die Nachfrage deutlich gestiegen.

Kleidertausch im Sozialladen und Mittagessen

Das ist auch der ehrenamtlichen Helferin Anna Mir aufgefallen, sie betreibt seit 2013 das Zeit-Hilfs-Netz Bad Radkersburg gemeinsam mit zehn Ehrenamtlichen: Nahmen früher fünf Personen ihr Angebot regelmäßig an, versorgen sie heute etwa 30 mit Tauschgegenständen und einem Mittagessen jeden Samstag: „Man muss aber kein Mitglied sein, damit man helfen kann.“ Ihr Umfeld sei stets bereit, sie zu unterstützen, erzählt sie.

Durch ihr Engagement kann Mir der Gesellschaft etwas zurückgeben: „Meinem Mann und mir ist es immer gut gegangen und solange ich kann, mache ich weiter, denn es kommt so viel Dankbarkeit zurück.“ Nach der Essensausgabe habe sie noch nie abgewaschen. „Die Leute streiten sich sogar darum, wer das machen darf und helfen sehr gerne“, lacht sie.

In der Weihnachtszeit gibt es zudem die Möglichkeit, 50 Euro zu spenden. Diese kommen allen zugute, die es gerade gut gebrauchen können, beispielsweise alleinerziehenden Müttern. „Sie kommen zwar gerade so über die Runden, aber für Geschenke bleibt dann meist kein Geld übrig“, erklärt Mir. Das Strahlen in den Augen der Mütter, wenn sie ihren Kindern eine Freude bereiten können, erfülle sie jedes Mal aufs Neue. Diesen Austausch und das Zusammensein beschreibt die ursprüngliche Diplomkrankenschwester als „ganz wichtig“, gerade im Advent. „Viele kommen, weil sie sich einsam fühlen.“

Auch anonymes Einkaufen im Sozialladen

Auch im 32 Kilometer weiter nordwestlich liegenden Sozialladen Elisabeth steht das Soziale im Vordergrund, die gemütliche Atmosphäre lädt zum Gespräch ein: „Wer möchte, kann seine Sorgen teilen“, sagt die Leiterin. Besonders wichtig sei es dabei, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. „Für viele ist es schwierig, die Hemmschwelle zu überwinden und soziale Hilfsangebote anzunehmen“, so Hermann. Deshalb gibt es die Möglichkeit, den Laden auch außerhalb der Öffnungszeiten zu besuchen.

Ungefähr 50 bis 60 Menschen besuchen pro Wochenende den seit 25 Jahren bestehenden Kleiderladen Elisabeth und zeigen damit die Beliebtheit von Second-Hand-Läden und die steigende Bedürftigkeit. Umso tragischer sei, dass das ehrenamtliche Engagement in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen sei. „Es fehlt oft an der Bereitschaft, etwas zu tun, das kein Geld einbringt. Das war früher nicht so“, erzählt Hermann. Davon lasse sie sich allerdings nicht unterbringen. Sie wolle weiterhin Gutes tun, erklärt sie lächelnd: „Das Ehrenamt macht nicht die Last der Arbeit aus, sondern die Freude.“